30. Juli 2024 in Aktuelles
„Skandalentscheidung des Polnischen Fernsehens“, nachdem Przemysław Babiarz „bei der Liveübertragung erwähnt hatte, dass das Lied ‚Imagine‘ eine Vision des Kommunismus sei, obwohl der Autor John Lennon dies selbst zugegeben hatte.“
Krakau (kath.net/pl) Przemysław Babiarz ist in Polen ein sehr bekannter Sportkommentator und Journalist, der bereits seit 1992 für die Berichterstattung auch der Olympiaden eingesetzt wird. Dieses Jahr kommentierte er die Eröffnungsfeier der Olympiade 2024 in Paris. Eine Sängerin interpretierte dort den Song „Imagine“ von John Lennon, der teilweise sogar als inoffizielle Olympiahymne verstanden wird. Babiarz kommentiert während der Live-Übertragung des (staatlichen) „Telewizja Polska“: „Eine Welt ohne Himmel, Nationen und Religionen. Diese Vision des Friedens, der für alle Menschen gelten soll. Das ist leider eine Vision des Kommunismus.“
Nach Protesten in den sozialen Netzwerken suspendierte „Telewizja Polska“ (TVP) seinen vieljährigen Moderator von seinen Aufgaben während der restlichen Olympiade, berichtet nun die „Bild“. In einer Stellungnahme „Gegenseitiges Verständnis, Toleranz, Versöhnung – das sind nicht nur die olympischen Grundideen, sie sind auch die Grundlage der Standards, die das neue polnische Fernsehen leiten. Es gibt keine Zustimmung, sie zu brechen.“ „Wir möchten Sie darüber informieren, dass Przemysław Babiarz nach den gestrigen skandalösen Worten von seinen offiziellen Pflichten suspendiert wurde und nicht mehr während der Olympischen Spiele im Einsatz sein wird.“ Die Bildzeitung weist außerdem darauf hin, dass Babiarz bereits vor zwei Jahren eine Ermahnung von seinem TV-Sender erhalten habe, nachdem er bei den Winterspielen in Peking genau dieses Lied bereits identisch kritisiert hatte.
Die polnische katholische Wochenzeitschrift „Niedziela“ kommentiert den Vorfall allerding in völlig anderem Blickwinkel als das Polnische Fernsehen. „Die Entscheidung von TVP ist umso bizarrer, als der Autor des Liedes, John Lennon, die Botschaft von ‚Imagine‘ [auch selbst] mit dem Kommunismus verknüpft hatte. ‚Stellen Sie sich vor, es gäbe keine Religion mehr, kein Nation mehr, es gibt keine Politik mehr‘, sagte Lennon“ und fügte hinzu, er sage dies, „obwohl ich kein Kommunist bin“.
„Niedziela“ zitiert auch die Aussage von Maciej Sergiusz, Vorsitzender des Polnischen Presserates (in Polen wählt der Sejm die Mitglieder und den Vorsitzenden des Presserates), dass er eine Untersuchung dieses Vorfalles eingeleitet habe. Es stelle sich die Frage, „ob nicht das Recht auf freie Meinungsäußerung des Journalisten verletzt wurde“.
Die katholische Wochenzeitschrift „Niedziela“ wurde 1926 gegründet und erweiterte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur landesweiten polnischen katholischen Zeitschrift. Wenn sie vom „Kommunismus“ schreibt, schöpft diese katholische Zeitschrift aus eigenen Erfahrungen, denn nachdem die polnischen Katholiken unter der Nazidiktatur leben mussten, wechselten sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahtlos zum Leben unter der kommunistischen Diktatur über. Von 1953 bis 1981 war die Zeitschrift von den kommunistischen Behörden völlig verboten, danach konnte sie zeitweise unter Duldung der Zensur wieder unter Einschränkungen erscheinen. Obendrein haben die polnischen Priester und Bischöfe, die jenseits des Jugendalters stehen, alle ihre eigenen ungeschminkten Erfahrungen im Umgang mit dem Kommunismus gemacht. „Niedziela“ wird von der Metropolitankurie Tschenstochau gedruckt, ihr Chefredakteur ist Priester.
Jesuitenpater Dariusz Kowalczyk kommentiert in „Opoka“ ebenfalls zugunsten von Babiarz: natürlich handle es sich bei dem Song „Imagine“ um ein kommunistisches Lied, „eine Manipulation, eine linke Botschaft“. Außerdem kritisiert Kowalczyk, dass der TV-Sender in der Stellungnahme die Kommentierung von Babiarz als „skandalös“ bezeichnet habe. Wörtlich schreibt er: „Oh, naja! Skandalös war die sexualisierte, LGBT-angepasste, blasphemische Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele“. Wirklich „skandalös“ sei vielmehr die Entscheidung von TVP, Babiarz zu suspendieren“. „Opoka“ ist eine katholische Website, die von einer Stiftung der Polnischen Bischofskonferenz finanziert und verantwortet wird, sie berichtet mit lehramtstreuer Ausrichtung.
Skandaliczna decyzja Telewizji Polskiej. Przemysław #Babiarzhttps://t.co/nEI4VdOFBe
— niedziela_pl (@niedziela_pl) July 28, 2024
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