Vom Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria gezeugt. Wie man Jesus empfängt und zur Welt bringt

7. August 2024 in Aktuelles


Franziskus: In Maria erblicken wir das Urbild der Kirche, die durch die ‚gläubige Annahme des Wortes Gottes auch selbst Mutter‘ wird. Für Gott ist nichts unmöglich. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. (…) Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,30-31.34-35).

Sechsundzwanzigste Generalaudienz des Jahres 2024. Papst Franziskus setzte nach der Sommerpause seinen Katechesenzyklus mit dem Titel „Der Geist und die Braut. Der Heilige Geist führt das Volk Gottes zu Jesus, unserer Hoffnung“ fort. In der fünften Katechese beschäftigte sich der Papst mit dem Thema „Mensch geworden durchrenn Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria. Wie man Jesus empfängt und zur Welt bringt“.

Nachdem sich der Papst mit dem Wirken des Heiligen Geistes in der Schöpfung befasst hatte, wollte er ihn nun im Erlösungswerk Christi betrachten.

Wie wir in der Lesung gehört hätten, „beginnt dieses, indem der Heilige Geist über Maria kommt. So bekennt die ganze Christenheit im ‚Großen Glaubensbekenntnis‘ mit einer Stimme: Der Sohn Gottes ‚hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden‘“. Wie Maria nehme auch die Kirche das Wort Gottes zuerst auf, um es dann zu verkünden.

In Maria erblickten wir daher das Urbild der Kirche, die durch die „gläubige Annahme des Wortes Gottes auch selbst Mutter“ wird: „Durch Predigt und Taufe nämlich gebiert sie die vom Heiligen Geist empfangenen und aus Gott geborenen Kinder zum neuen und unsterblichen Leben“ (LG 64).

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Die Kirche habe diese geoffenbarte Tatsache aufgegriffen und sie schon sehr früh in den Mittelpunkt ihres Glaubensbekenntnisses gestellt. Auf dem Ökumenischen Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 - dem Konzil, auf dem die Göttlichkeit des Heiligen Geistes definiert worden sei - „wurde dieser Artikel Teil der Formel des Glaubensbekenntnisses, das genau genommen das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel heißt und das wir bei jeder Messe rezitieren“. Es besage, dass der Sohn Gottes „durch den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau Maria Fleisch angenommen hat und Mensch geworden ist“.

Es sei also ein ökumenisches Glaubensbekenntnis, denn alle Christen bekennten sich gemeinsam zu diesem Symbol des Glaubens. Die katholische Frömmigkeit „hat daraus seit jeher eines ihrer täglichen Gebete, den Angelus, abgeleitet. Es tut uns gut, die drei Akklamationen gemeinsam zu wiederholen:

Angelus Domini nuntiavit Mariae. – Et concepit de Spiritu Sancto.

Ecce ancilla Domini. – Fiat mihi secundum verbum tuum.

Et Verbum caro factum est. – Et habitavit in nobis“.

Dieser Glaubensartikel sei die Grundlage, die es uns erlaube, von Maria als der Braut schlechthin zu sprechen, die eine Gestalt der Kirche sei. Denn Jesus, so der heilige Leo der Große, „wie er vom Heiligen Geist aus einer jungfräulichen Mutter geboren wurde, so macht er die Kirche, seine unbefleckte Braut, mit dem lebenspendenden Atem desselben Geistes fruchtbar“.

Diese Parallele werde in der dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgegriffen, in der es heißt: „Im Glauben und Gehorsam gebar sie den Sohn des Vaters auf Erden, und zwar ohne einen Mann zu erkennen, vom Heiligen Geist überschattet. (…) Nun aber wird die Kirche, indem sie Marias geheimnisvolle Heiligkeit betrachtet, ihre Liebe nachahmt und den Willen des Vaters getreu erfüllt, durch die gläubige Annahme des Wortes Gottes auch selbst Mutter: Durch Predigt und Taufe nämlich gebiert sie die vom Heiligen Geist empfangenen und aus Gott geborenen Kinder zum neuen und unsterblichen Leben“ (Nr. 63, 64).

Franziskus schloss mit einer praktischen Überlegung für unser Leben , die durch die Betonung der Verben „empfangen“ und „gebären“ in der Heiligen Schrift angeregt wordeen sei. „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären“, heiße es in der Prophezeiung des Jesaja (vgl-7,14). Und der Engel sage zu Maria: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben“ (Lk 1,31). Maria habe Jesus zuerst empfangen und dann geboren: „zuerst hat sie ihn in sich aufgenommen, in ihr Herz und in ihr Fleisch, dann hat sie ihn geboren“.

So verhalte es sich auch mit der Kirche: „Zuerst nimmt sie das Wort Gottes auf, lässt es ‚zu ihrem Herzen sprechen‘ und ‚ihr Inneres füllen‘“. Dann „gebiert sie es mit ihrem Leben und ihrer Verkündigung. Die zweite Operation ist ohne die erste unfruchtbar“.

Auf die Frage Marias, wie dies geschehen solle, antworte der Engel: „Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Lk 1,34-35). Auch die Kirche stelle sich, wenn sie mit Aufgaben konfrontiert werde, die ihre Kräfte überstieggen, spontan die gleiche Frage: „Wie ist das möglich?“: „Wie ist es möglich, Jesus Christus und sein Heil einer Welt zu verkünden, die scheinbar nur das Wohlergehen in dieser Welt sucht“. Die Antwort sei dieselbe wie damals: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und ihr werdet meine Zeugen sein“ (vgl. Apg 1,8). So habe der auferstandene Jesus zu den Aposteln gesprochen, fast mit denselben Worten, die er der Verkündigung an Maria gerichtet worden seien.

„Was über die Kirche im Allgemeinen gesagt wird, gilt für jeden einzelnen Getauften. Jeder von uns gerät im Leben manchmal in Situationen, die seine Kräfte übersteigen, und fragt sich: ‚Wie kann ich diese Situation bewältigen?‘“. In solchen Fällen helfe es, sich daran zu erinnern und sich zu wiederholen, „was der Engel zur Jungfrau sagte, bevor er sich von ihr verabschiedete: ‚Für Gott ist nichts unmöglich‘ (Lk 1,37):

„Nehmen auch wir unseren Weg jedes Mal mit dieser tröstlichen Gewissheit im Herzen wieder auf: ‚Für Gott ist nichts unmöglich‘“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, beten wir täglich den Angelus, den „Engel des Herrn“, um das Geheimnis der Menschwerdung des Wortes beständig zu betrachten und so den Menschen das Heil in Christus zu verkünden.

Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich grüße die polnischen Pilger ganz herzlich. Jeden Tag werdet ihr mit vielen Fragen und Lebenssituationen konfrontiert, für die euch Lösungen fehlen. Gerade in diesen Momenten möchte Gott euch seine zärtliche Fürsorge und die Kraft der Liebe offenbaren. Lernt von Maria von Nazareth eine Haltung des Vertrauens und des kindlichen Verlassens auf Gott und seinen Heilsplan. Ich segne euch alle.

Foto (c) Vatican Media

 


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