Tote Babys als Wahlkampfmunition

12. August 2024 in Prolife


Kamala Harris und ihr Vize-Kandidat Tim Walz zeigen klar, worum es in den USA bei dieser Wahl geht. Kommentar vom evangelischen Pfr. Jürgen Henkel


München (kath.net/jh) Weltweit versuchen die international bestens aufgestellte und vernetzte Abtreibungslobby und ihre Verbündeten in Medien und Politik seit geraumer Zeit, ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“ auf der politischen Agenda durchzupeitschen, unterstützt von woken Meinungsmachern in Medien, Kulturszene und Gesellschaft, aber auch linken Milliardären wie George Soros. Während die Medien von den Leitmedien bis hin zu stramm mainstreamkonformen Lokalblättern jedes Wort von Elon Musk kommentieren und kritisieren, greift Soros seit Jahrzehnten mit Hilfe seiner nach eigenen Angaben in über 120 Ländern aktiven Stiftungen unter wohlklingenden Namen wie „Open Society Fundation“ weltweit hinter den Kulissen in die Politik dieser Staaten aktiv ein ohne jedes demokratische Mandat oder irgendeine Legitimierung.

Ein wesentlicher Aspekt der antichristlichen Kulturrevolution, die der Westen nun seit geraumer Zeit erlebt, ist neben dem Kampf gegen Christentum, Familie und ein positives Verständnis von Nation und christlicher Leitkultur vor allem der fanatisch geführte Kampf für dieses „Recht auf Abtreibung“. Die EU unterstützt diese kirchen-, kinder- und familienfeindliche Agenda und die damit verbundene Propaganda nachhaltig und bekämpft selbst auf höchster Ebene Länder wie Polen und Ungarn und deren Regierungen, wenn sie diesem „Kampf um reproduktive Selbstbestimmung der Frau“, die nichts anderes bedeutet als die Lizenz zum Töten ungeborener Kinder, nicht huldigen.

In Frankreich ist Emanuel Macron Präsident. Der 46jährige ist kinderlos und mit einer 25 Jahre älteren Frau, seiner früheren Lehrerin, verheiratet, die für Macron ihren Ehemann und ihre Kinder hat sitzen lassen. Eigene Vaterfreuden sind Macron fremd. Er kämpft besonders fanatisch für ein „Recht auf Abtreibung“ in der EU-Verfassung, nachdem er dies in der traditionell liberal geprägten französischen Wählerschaft schon für die französische Verfassung durchgepeitscht hatte. Hoffnung gibt der geistliche Aufbruch im säkularen und laizistischen Frankreich mit rund 5000 katholischen Taufen allein in der Osternacht 2024, wie kath.net meldete (Link).

Die deutsche Ampel-Koalition arbeitet sich seit Beginn ihrer Amtszeit am bundesdeutschen Paragraphen 218 ab, am lautesten die Umwelt- und damit eigentlich Schöpfungsschützer von den GrünInnen_den*, allen voran die sogenannte „Familienministerin“ Paus. Das Schmerzempfinden geschredderter männlicher Hühnerküken hat diese ganz besondere Partei immer schon mehr interessiert als die Schmerzen von Babys, die bei der Abtreibung zerstückelt und abgesaugt werden. Wer die Sprache beherrscht, beherrscht bekanntlich das Denken der Menschen. Deshalb ist in den Milieus und Kreisen der Abtreibungslobby und ihren Famuli in Parteien und Medien auch nicht mehr die Rede von Babys oder Kindern, sondern von Schwangerschaftsgewebe oder Uterusinhalt.

Zuerst wurde das Werbeverbot für Abtreibungen gekippt (Paragraph 219 a), was Jungliberale zu jubelnden Tanzeinlagen vor laufenden Kameras veranlasste. Nun kam das Verbot der durch nichts belegbaren „Gehsteigbelästigung“. Hier soll die Stimmung im Lande gegen das Abtreibungsverbot des § 218 flankierend beeinflusst werden, um das Endziel der Agenda möglichst geräuschlos durchsetzen zu können: die Abschaffung des Paragraphen 218 und die völlige Freigabe der Abtreibung, am besten bis zum Einsetzen der Wehen.

Wenn die Lebensschützer nur lange und ausgiebig genug als böse, frauenfeindliche, gewaltbereite und militante „Rechte“ diffamiert worden sind, sind auch ihre Anliegen ausreichend diskreditiert. Vor allem „Familienministerin“ Paus und ihre grünen Parteipropagandistinnen werden nicht müde, dieses Ziel auszurufen. Der Lebensschutz überhaupt gilt in Deutschlands Medien und allen links-woke-grünen Blasen mittlerweile als „rechtes Thema“. Immerhin haben sich führende FDP-Politiker zuletzt gegen eine unmittelbare Abschaffung des Paragraphen 218 ausgesprochen.

Nun also die USA. Schon beim ersten gemeinsamen Auftritt mit ihrem frisch gekürten Vize-Kandidaten Tim Walz kommt Kamala Harris in Pennsylvania auf den Punkt. Zu den wichtigsten Zielen ihrer politischen Agenda zählt die ebenfalls kinderlose Politikerin das „Recht der Frauen auf Selbstbestimmung im Blick auf ihren Körper“. Der Demokraten-Saal in Pennsylvania applaudiert, tobt und tost vor Begeisterung. Auch Walz klatschte sich speziell bei dieser Aussage geradezu in Ekstase, wie im Fernsehen zu sehen war. Das ist aber auch kein Wunder: Walz ist ein Politiker, der einen linksradikalen Kurs fährt. Er hat in seinem Bundesstaat eines der radikalsten Abtreibungsgesetze der USA eingeführt. Abtreibung ist dort bis zur Geburt erlaubt.

Hier werden tote Babys zur Wahlkampfmunition, und das gerade bei Politikern, die sich sonst gerne als Moralapostel aufspielen und gerne im Blick auf Klima und Umweltschutz die Weltretter geben – und auch entsprechend von allen linksliberalen Medien gehypt werden. Gerade die deutschen Medien sind schon wieder so begeistert, als ginge es darum, Donald Trump als deutschen Bundeskanzler mit AfD-Mehrheit im Bundestag zu verhindern. Doch nicht einmal die Presse, Radio- und TV-Sender hierzulande konnten in den letzten Wochen nach jahrelanger Tabuisierung und Verdrängung des Themas den mentalen, medizinischen und physischen Zustand von Präsident Joe Biden länger ignorieren oder tabuisieren.

Mit Kamala Harris als neuer Gallionsfigur und Walz als Vize startet der klassische deutsche Kampagnenjournalismus (1969: „Willi wählen!“; 1980 „Stoppt Strauß!“; 2005 „Der Dicke muss weg“ und „16 Jahre sind genug“) in seiner teilweise völlig irrationalen Parteilichkeit – in diesem Falle gegen Trump – jedoch hoffnungsvoll neu durch. Kamala Harris und Tim Walz zeigen jedenfalls klar, worum es in den USA bei dieser Wahl geht. Niemand kann danach sagen, man habe es nicht gewusst: Harris und Walz stehen für jenes „Recht auf Abtreibung“, das schon der große und heilige Papst Johannes Paul II. als „Zivilisation des Todes“ bezeichnete und bekämpfte. Dass dies gerade von Politikern ausgeht, die sonst jedes politische Thema moralisieren und gerne als Gralshüter von Anstand, Sitte und Moral auftreten, macht dies nicht besser, sondern zeigt nur die unerträgliche Heuchelei, die hier im Spiel ist.

Autor: Dr. Jürgen Henkel ist Gemeindepfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern in Selb (Oberfranken), Schriftleiter der Zeitschrift „Auftrag und Wahrheit – Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“ (siehe: Link zur aktuellen Ausgabe) und Prof. h.c. an der Fakultät für Orthodoxe Theologie der Babeş-Bolyai-Universität Cluj-Napoca/Klausenburg in Rumänien.


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