„Sehr geehrter Herr Erzbischof Koch, leider haben wir auf unsere drei Mails keine Antwort erhalten“

13. August 2024 in Prolife


Autoren-Ehepaar Sylvia und Alfred Sobel schrieb vergeblich an den Berliner Erzbischof wegen Abtreibungspromotion durch FDP/Grüne: „Wir können nicht verstehen, dass Sie vor der Wahl DIESER Parteien nicht warnen, zumal es um den Schutz des Lebens geht“


Berlin (kath.net/pl) „Wir haben heute unserem Berliner Erzbischof Koch nochmals eine Mail geschrieben. Wir machen den Brief nun öffentlich, da wir bisher von ihm keine Reaktion erhalten haben.“ So leitet der praktizierende Katholik und Autor mehrerer Bücher einen Beitrag auf seinem Facebook-Account ein. Dann veröffentlicht er den Brief von seiner Frau Sylvia und ihm (beide gehören dem Erzbistum Berlin an) in voller Länge:

Sehr geehrter Herr Erzbischof,
leider haben wir auf unsere drei Mails vom 31.3.24, 16.5.24 und 5.7.24 von Ihnen keine Antwort erhalten.

Hier nochmals unsere Fragen:
Wie stehen Sie zur Forderung der Grünen und der FDP, Abtreibung als Grundrecht in die EU-Charta aufzunehmen? Wir können nicht verstehen, dass Sie vor der Wahl DIESER Parteien nicht warnen, zumal es um den Schutz des Lebens geht.

Wie stehen Sie zu der Forderung der Präsidentin der Caritas, Frau Welskop-Deffaa,, die Kosten für eine Abtreibung, also Tötung des ungeborenen Lebens, müsse den Frauen erstattet werden ? Diese Forderung einer katholischen Institution ist für uns als Katholiken untragbar.

Wir nehmen mit Erschrecken zur Kenntnis, das die Kirche auch in diesem Fall einem destruktiven Zeitgeist huldigt.

Nun zu uns: Wer sind wir?
Sylvia Sobel: Konvertiten, Theologin, Lehrerin und Autorin religiöser Bücher und bekennende Katholikin
Alfred Sobel: Theologe, Bibliothekar, Autor religiöser Bücher, Cver (Borusso-Saxonia), bekennender Katholik.

Mit besorgten Grüßen
Sylvia und Alfred Sobel

Bereits im März hatte das Ehepaar Sobel an das Ordinariat des Erzbistums Berlin geschrieben und sogar Antwort erhalten – allerdings ging die Antwort von Ordinariatsmitarbeitern nur auf die in der Mail erwähnte Abgrenzung zur AfD, nicht aber auf die in der Mail ebenfalls erwähnten abtreibungsbefürwortenden Positionen der Grünen und der FDP ein.

Das Ehepaar Sobel ist von dem Thema ProLife auch biographisch direkt betroffen. So haben sie zum einen eine behindert Tochter. Zum anderen aber schildert Sylvia Sobel im „Passauer Bistumsblatt“ bereits Anfang dieses Jahres, wie ihr für das dritte Kind die Abtreibung empfohlen worden war. Als junge Lehrerin stand sie kurz vor dem Zweiten Staatsexamen und war entsprechend im Prüfungsstress. Ein Arztbesuch ergab als „Diagnose nach Ultraschall und Blutuntersuchung“: „Schwanger, in der sechsten Woche. Das kleine Herz war bereits zu sehen und zu hören. Schlafmangel und Examensstress waren mir ins Gesicht geschrieben, ebenso ein gewisses Erstaunen. Dies veranlasste dann wohl die Ärztin zu folgender Aussage: „Sie müssen dieses Kind nicht bekommen.‘“

Sylvia Sobel schreibt weiter im „Passauer Bistumsblatt“: „Kann man diesen Satz als werdende Mutter jemals vergessen? Er begleitet mich seit über 30 Jahren, aber auch meine damalige Antwort darauf. ‚Dieses Kind lebt und wird weiterleben, haben wir doch soeben sein Herz schlagen hören und es gesehen.‘“ Sie schildert, dass die nachfolgenden Wochen herausfordernd gewesen seien, „auch weil Kollegen und Vorgesetzte mit Kommentaren, wie beispielsweise ‚Nun ist ja das Examen gelaufen‘ oder ‚Wie konnte denn das passieren?‘ die Situation begleiteten.“ Sie habe keine Hilfsangebote erhalten – aber sie seien als Ehepaar durch diese Herausforderung weiter zusammengewachsen. „Wider Erwarten zahlreicher Kollegen absolvierte ich mein Lehrerexamen. Nicht mit Summa cum Laude, aber auf befriedigende Art und Weise.“

Dann gibt Sobel die Möglichkeit, dieses Kind näher kennenzulernen. Der Mensch, dessen Abtreibung die Ärztin damals so bereitwillig angeboten hatte, „ist heute selbst Lehrer, in der gleichen Lehrerlaufbahn und beinahe den selben Unterrichtsfächern wie seine Mutter. Er war und ist der ruhende Pol unserer Familie, stets auf Ausgleich und Gleichgewicht bedacht und voller Lebenslust und Zuversicht dem Leben gegenüber.“ Eigens nennt sie seine „Fürsorglichkeit und Liebe“, die sie von ihm als Eltern immer aufs Neue erleben. „Welch ein Verlust wäre es gewesen, diesem Menschenkind das Leben zu verwehren, aus Angst vor einer weiteren Herausforderung oder weil es so einfach gewesen wäre und mir umgehend nahegelegt wurde.“

Frau Sobel betont: „Dabei muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Folgen einer Abtreibung für Frauen keinesfalls einfach oder vorübergehend sind. Meiner Erfahrung und Beobachtung nach leiden die betroffenen Frau en ein Leben lang unter psychosomatischen Beschwerden und verzeihen sich den Abbruch nie. Dies musste ich leider u.a. am Beispiel meiner Mutter und anderer Frauen, die Kinder abgetrieben haben, erleben und beobachten. Auch suchen die ‚überlebenden Kinder‘ ein Leben lang die ‚verlorenen Geschwister‘, eine Tatsache, der viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.“

Sylvia und Alfred Sobel sind (teils gemeinsam, teils einzeln) Autoren verschiedener Bücher, darunter Erziehungsratgeber sowie Werke, die sich mit dem christlichen Glauben beschäftigen. Anfang dieses Jahres hat Alfred Sobel beim Patmos Verlag ein Buch unter dem Titel „Konvertiten. Katholisch geworden“ veröffentlicht, darin stehen 13 Porträts über Menschen, die als Erwachsene ihren Weg in den katholischen Glauben gefunden haben.

Weitere Beiträge von und über das Ehepaar Sobel auf kath.net: siehe Link.

Pressefoto Erzbischof Koch (c) Erzbistum Berlin

 


© 2024 www.kath.net