Osttimor: Papst will Priester mit Bodenhaftung

10. September 2024 in Weltkirche


Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensfrauen und Ordensmännern in der Kathedrale von Dili - Zuvor besuchte Franziskus eine Schule für Kinder mit Behinderungen - VIDEOS


Dili (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat die Bischöfe und Priester in Osttimor ermahnt, sich nicht wie Chefs aufzuführen. In dem zu 98 Prozent von Katholiken bevölkerten Land sagte er bei einer Begegnung mit katholischen Klerikern, Ordensleuten und Katecheten am Dienstagmorgen (Ortszeit): "Der Priester ist ein Segenswerkzeug. Er darf seine Rolle niemals ausnutzen, er muss immer segnen, trösten, ein Diener des Mitgefühls und ein Zeichen der Barmherzigkeit Gottes sein."

Weiter führte der Papst bei der Begegnung in der Kathedrale von Dili aus, die Anrede mit einem Ehrentitel wie "Herr" dürfe "nicht dazu führen, dass ihr euch dem Volk überlegen fühlt - Du kommst aus dem Volk! Du wurdest von Müttern des Volkes geboren! Du bist im Volk aufgewachsen! Vergiss nicht die Kultur des Volkes, die du erhalten hast."

Franziskus warnte die Geistlichen vor den Versuchungen von Arroganz und Macht. "Meine Großmutter hat mir immer gesagt, dass der Teufel durch die Taschen eindringt", so Franziskus. Er rief dazu auf, das Amt nicht als soziales Prestige, sondern als Dienst zu betrachten. "Und wenn sich jemand von euch nicht als Diener des Volkes fühlt, dann geht und bittet einen weisen Priester um Rat, der euch hilft, diese wichtige Dimension zu erlangen."

Aufgaben der Geistlichen seien, das Evangelium zu verkünden, den Armen zu dienen und sich zugunsten der wirtschaftlichen und sozialen Geschicke des Landes zu engagieren und sich für Gerechtigkeit und gegen Korruption einsetzen. Dabei rief Franziskus zur Wachsamkeit auf: Korruption könne auch oft in katholische Gemeinschaften und Kirchengemeinden eindringen.

Erster Programmpunkt für Papst Franziskus am Dienstagmorgen war der Besuch einer Schule für behinderte Kinder in Dili. Eigentlich war keine Ansprache des Papstes vorgesehen, doch angesichts des herzlichen Empfangs, den ihm die Kinder in dem von Ordensfrauen geleiteten Zentrum bereiteten, hielt der Gast aus Rom doch eine kleine Rede aus dem Stegreif. Darin zeigte er sich tief beeindruckt, wie die Schwestern das Leben mit den Bedürftigsten teilen würden. "Ich möchte Ihnen für das danken, was Sie tun", sagte der Papst in Richtung der Ordensfrauen und Mitarbeitenden in der Einrichtung. Und er wolle auch den Mädchen, Jungen und jungen Frauen danken, "die uns das Zeugnis geben, dass sie sich von Gott versorgen lassen. Denn sie sind es, die uns lehren, wie wir uns von Gott versorgen lassen müssen. Lassen wir uns von Gott umsorgen und nicht von so vielen Ideen oder Projekten oder Launen", so der Papst wörtlich.

Höhepunkt des Aufenthalts von Papst Franziskus in Osttimor ist eine große Freiluftmesse in Dili Dienstagnachmittag (Ortszeit). Zu dieser werden mehr als die Hälfte der rund 1,3 Millionen Einwohner erwartet. Osttimor ist neben den Philippinen das einzige asiatische Land mit einer katholischen Bevölkerungsmehrheit. Franziskus ist der zweite Papst in Osttimor. Allerdings ist es der erste Besuch seit der Unabhängigkeit der ehemaligen portugiesischen Kolonie und des lange von Indonesien besetzten Landes im Jahr 2002. Johannes Paul II. besuchte Osttimor 1989.

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Die Begegnung in voller Länge:

Besuch einer Schule für behinderte Kinder:


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