Die Universalität der Kirche und das Band der Einheit

9. Oktober 2024 in Aktuelles


Franziskus: Die Einheit, wie sie die Jünger an Pfingsten erleben durften, ereignet sich, wo Menschen nicht mehr um sich selber kreisen, sondern sich um Christus als ihre gemeinsame Mitte versammeln. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Petrus sprach: „Als ich zu reden begann, kam der Heilige Geist auf sie herab, wie am Anfang auf uns. Da erinnerte ich mich an das Wort des Herrn: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit dem Heiligen Geist getauft werden. Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe verliehen hat wie uns, als wir zum Glauben an Jesus Christus, den Herrn, gekommen sind: Wer bin ich, dass ich Gott hindern könnte?“ (Apg 11,15-17).

Einunddreißigste Generalaudienz des Jahres 2024. Papst Franziskus setzte seinen Katechesenzyklus mit dem Titel „Der Geist und die Braut. Der Heilige Geist führt das Volk Gottes zu Jesus, unserer Hoffnung“ fort. In der achten Katechese betrachtete der Papst die Pfingsterzählung der Apostelgeschichte.

Dort heiße es: „Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“ (Apg 2,4). Der Heilige Geist bewegte die Jünger, hinauszugehen zu allen Menschen und Völkern und sie in der Gemeinschaft der Kirche zusammenzuführen und zu vereinen. Freilich bleibe die Erlangung und Erhaltung der Einheit sowohl in der Kirche – wie auch sonst im zwischenmenschlichen Bereich – eine beständige Aufgabe. „Die Einheit, wie sie die Jünger an Pfingsten erleben durften“,so Franziskus, „ereignet sich, wo Menschen nicht mehr um sich selber kreisen, sondern sich um Christus als ihre gemeinsame Mitte versammeln. Er mache uns zu Werkzeugen der Einheit und des Friedens!“.

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Der Bericht über die Herabkunft des Heiligen Geistes an Pfingsten beginne mit der Beschreibung einiger vorbereitender Zeichen - dem tosenden Wind und den Feuerzungen -, finde aber seinen Abschluss in der Aussage: „Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt“. Lukas betone, dass der Heilige Geist derjenige sei, der die Universalität und Einheit der Kirche gewährleiste. Die unmittelbare Folge der „Erfüllung mit dem Heiligen Geist“ ist, dass die Apostel „in anderen Sprachen zu reden begannen“ und „aus dem Abendmahlssaal hinausgingen, um der Menge Jesus Christus zu verkünden“.

Damit wolle Lukas die universelle Mission der Kirche als Zeichen einer neuen Einheit unter allen Völkern unterstreichen. Wir sähen, dass der Geist auf zweierlei Weise für die Einheit wirkt: „Einerseits drängt er die Kirche nach außen, damit sie immer mehr Menschen und Völker aufnehmen kann. Andererseits sammelt er sie nach innen, um die erreichte Einheit zu festigen“. Er lehre sie, sich in der Universalität auszudehnen und sich in der Einheit zu sammeln.

Die erste der beiden Bewegungen - Universalität - sähen wir in der Apostelgeschichte, Kapitel 10, in der Episode der Bekehrung des Kornelius. Am Pfingsttag hätten die Apostel allen Juden und Anhängern des mosaischen Gesetzes, egal welchem Volk sie angehörten, Christus verkündet. Es „bedurfte eines weiteren ‚Pfingstfestes‘, das dem ersten, dem im Haus des Hauptmanns Kornelius, sehr ähnlich war, um die Apostel zu veranlassen, den Horizont zu erweitern und die letzte Barriere, die zwischen Juden und Heiden, zu überwinden“.

Zu dieser ethnischen Ausdehnung komme die geografische Ausdehnung hinzu. Paulus „wollte das Evangelium in einer neuen Region Kleinasiens verkünden“. Aber, so heiße es, „der Heilige Geist hinderte ihn daran“. Er wolle nach Bithynien gehen, „aber der Geist Jesu erlaubte es ihm nicht“. Man erkenne sofort den Grund für diese überraschenden Verbote des Geistes: „In der folgenden Nacht erhielt der Apostel im Traum den Befehl, nach Mazedonien zu gehen. Das Evangelium verließ also seine Heimat Asien und kam nach Europa“.

Die zweite Bewegung des Heiligen Geistes - diejenige, die Einheit schaffe - sähen wir in der Apostelgeschichte, Kapitel 15, bei der Entfaltung des so genannten Konzils von Jerusalem in Aktion. Das Problem bestehe darin, wie sichergestellt werden könne, dass die erreichte Universalität die Einheit der Kirche nicht gefährde. Der Heilige Geist wirke die Einheit nicht immer plötzlich, mit wundersamen und entscheidenden Eingriffen, wie an Pfingsten. Er tue dies auch - und in den meisten Fällen - mit einem diskreten Wirken, das die Zeit und die menschlichen Unterschiede respektiere und durch Menschen und Institutionen, Gebet und Konfrontation gehe, „in einer Weise, die wir heute als ‚synodal‘ bezeichnen würden“. Dies sei in der Tat auf dem Konzil von Jerusalem geschehen.

Der heilige Augustinus erkläre die durch den Heiligen Geist bewirkte Einheit mit einem Bild, das zum Klassiker geworden sei: „Was die Seele für den menschlichen Körper ist, ist der Heilige Geist für den Leib Christi, der die Kirche ist“. Das Bild helfe uns, etwas Wichtiges zu verstehen: „Der Heilige Geist wirkt die Einheit der Kirche nicht von außen. Er befiehlt uns nicht einfach, vereint zu sein. Er selbst ist das ‚Band der Einheit‘“.

Wie immer schloss Franziskus wir mit einem Gedanken, der uns helfe, von der Kirche als Ganzes zu jedem einzelnen von uns zu kommen: „Die Einheit der Kirche ist die Einheit zwischen den Menschen und wird nicht am Tisch erreicht, sondern im Leben. Wir alle wollen die Einheit, wir alle sehnen sie aus tiefstem Herzen herbei“. Doch sie sei so schwer zu erreichen, dass selbst in der Ehe und in der Familie Einheit und Eintracht zu den am schwierigsten zu erreichenden und noch schwieriger zu erhaltenden Dingen gehörten.

Der Grund dafür sei, dass jeder zwar die Einheit anstrebe, aber um seinen eigenen Standpunkt herum, ohne daran zu denken, dass der andere vor ihm genau das Gleiche über „seinen“ Standpunkt denke. Auf diese Weise werde die Einheit nur weiter auseinander getrieben.

Die Einheit von Pfingsten, so der Geist, „wird erreicht, wenn man sich bemüht, Gott und nicht sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Auch die Einheit der Christen entsteht auf diese Weise: nicht dadurch, dass wir darauf warten, dass andere sich uns anschließen, sondern dadurch, dass wir uns gemeinsam auf Christus zubewegen“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern, ich lade euch ein, jetzt im Oktober den Rosenkranz zu beten, euch von Maria zu ihrem Sohn Jesus führen zu lassen und gemeinsam für den Frieden in der Welt und die Einheit der Kirche zu beten. Heilige Maria, Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz, bitte für uns!

Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich grüße die polnischen Pilger ganz herzlich. Gott begleitet euch jeden Tag in eurem Einsatz für die Einheit und den Frieden in den Herzen, in den Familien und in der Nation. Er achtet die Freiheit und die Individualität des Menschen und sendet seinen Geist, um künstliche Barrieren zu überwinden und die Herzen zu erweitern und sie für andere zu öffnen. Heißt den Heiligen Geist in euren Herzen willkommen. Möge Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz euch unterstützen und Gott euch segnen.

Foto (c) Vatican Media

 


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