‚Ich glaube an den Heiligen Geist‘ - Der Heilige Geist im Glauben der Kirche

16. Oktober 2024 in Aktuelles


Franziskus: Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird“ (Joh 14,15-17).

Zweiunddreißigste Generalaudienz des Jahres 2024. Papst Franziskus setzte seinen Katechesenzyklus mit dem Titel „Der Geist und die Braut. Der Heilige Geist führt das Volk Gottes zu Jesus, unserer Hoffnung“ fort. In der neunten Katechese betrachtete der Papst den Heiligen Geist im Glauben der Kirche.

Als Antwort auf einige Irrlehren, die die Göttlichkeit des Heiligen Geistes leugneten, präzisiere das Ökumenische Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 die kirchliche Lehre vom Heiligen Geist mit den Worten, die wir auch heute noch im sogenannten Großen Glaubensbekenntnis sprächen: „Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten“.

Der Heilige Geist mache lebendig: „Schon im Anfang haucht Gott Adam den Lebensatem ein“. Bei der Neuschöpfung gebe er den Gläubigen Anteil am Leben Christi, „er macht sie zu Kindern Gottes und eröffnet ihnen damit das Ewige Leben“.

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In den ersten drei Jahrhunderten habe es die Kirche nicht für nötig gehalten, ihren Glauben an den Heiligen Geist ausdrücklich zu formulieren. Im ältesten Glaubensbekenntnis der Kirche, dem so genannten Apostolischen Glaubensbekenntnis, heißt es nach der Verkündigung: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, der geboren wurde, gestorben ist, in das Reich der Toten hinabgestiegen, auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist“. Es werde ohne nähere Angaben hinzugefügt: „Ich glaube an den Heiligen Geist“.

Es sei die Irrlehre gewesen, die die Kirche dazu veranlasst habe, ihren Glauben zu klären. Als dieser Prozess begonnen habe - mit dem heiligen Athanasius im vierten Jahrhundert - „war es gerade ihre Erfahrung des heiligenden und göttlichen Wirkens des Heiligen Geistes, die die Kirche zur Gewissheit seiner vollen Göttlichkeit führte“. Dies sei auf dem Ökumenischen Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 geschehen, das die Göttlichkeit des Heiligen Geistes mit den bekannten Worten definierte, die wir auch heute noch im Glaubensbekenntnis wiederholten.

Zu sagen, dass der Heilige Geist „Herr“ sei, bedeute, dass er das „Herr-Sein“ Gottes teile, die der Welt des Schöpfers und nicht der Welt der Geschöpfe zukomme. Die stärkste Aussage bestehe darin, dass ihm die gleiche Ehre und Anbetung gebühre wie dem Vater und dem Sohn. Es sei dies das Argument der Gleichheit in der Ehre, das Basilius dem Großen, dem Hauptentwickler dieser Formel, am Herzen gelegen sei.

Die Definition des Konzils sei nicht ein Punkt der Ankunft, sondern ein Punkt des Aufbruchs gewesen. Nachdem die historischen Gründe, die eine ausdrücklichere Bestätigung der Göttlichkeit des Heiligen Geistes verhindert hätten, überwunden gewesen seien, „wurde sie im Gottesdienst und in der Theologie der Kirche still verkündet“. Schon der heilige Gregor von Nazianz werde im Anschluss an das Konzil ohne weitere Skrupel behaupten: „Ist der Heilige Geist also Gott? Gewiss! Ist er wesensgleich? Ja, wenn er wahrer Gott ist“.

„Was sagt der Glaubensartikel, den wir jeden Sonntag in der Messe bekennen, zu uns, den Gläubigen von heute?“, fragte der Papst. In der Vergangenheit sei es vor allem um die Aussage gegangen, dass der Heilige Geist „vom Vater ausgeht“. Die lateinische Kirche „ergänzte diese Aussage bald, indem sie im Glaubensbekenntnis der Messe hinzufügte, dass der Heilige Geist „auch vom Sohn“ ausgeht. Da der Ausdruck „und vom Sohn“ im Lateinischen „Filioque“ heiße, „führte dies zu dem unter diesem Namen bekannten Streit, der der Grund (oder der Vorwand) für so viele Streitigkeiten und Spaltungen zwischen der Kirche des Ostens und der Kirche des Westens gewesen ist“. Es sei sicher nicht angemessen, diese Frage hier zu behandeln, die im Übrigen im Klima des Dialogs zwischen den beiden Kirchen die Härte der Vergangenheit verloren habe und auf eine volle gegenseitige Akzeptanz hoffen lasse, als eine der wichtigsten „versöhnten Differenzen“.

Nachdem dieser Stolperstein überwunden worden sei, könnten wir heute das für uns wichtigste Vorrecht betonen, das im Glaubensbekenntnis verkündet werde, nämlich dass der Heilige Geist „lebensspendend“ sei, also Leben gebe. Es stelle sich die Frage: „Welches Leben gibt der Heilige Geist?“.

Am Anfang, bei der Schöpfung, schenke der Atem Gottes dem Adam natürliches Leben. Er mache ihn von einer Form aus Lehm zu einem „lebendigen Wesen“. Jetzt, in der neuen Schöpfung, „ist der Heilige Geist derjenige, der den Gläubigen neues Leben gibt, das Leben Christi, übernatürliches Leben, als Kinder Gottes“. Paulus erkläre: „Das Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2).

„Wo ist in all dem die große und tröstliche Nachricht für uns?“, fragte sich Franziskus. Das Leben, das uns durch den Heiligen Geist geschenkt werde, sei ewiges Leben: „Der Glaube befreit uns von dem Schrecken, zugeben zu müssen, dass hier alles zu Ende ist, dass es keine Erlösung für das Leid und die Ungerechtigkeit gibt, die auf Erden herrschen“. Ein anderes Wort des Apostels versichere uns: „Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Röm 8,11).

So laute das Gebot für uns: „Pflegen wir diesen Glauben auch für diejenigen, die oft unverschuldet dessen beraubt sind und dem Leben keinen Sinn abgewinnen können. Und vergessen wir nicht, dem zu danken, der durch seinen Tod dieses unschätzbare Geschenk für uns erworben hat!“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern, bitten wir den Heiligen Geist, dass er das Feuer seiner göttlichen Liebe in uns stets lebendig hält, die uns zu Kindern Gottes macht und uns befähigt, Gott und den Nächsten zu lieben und so das Ewige Leben zu erlangen. Wenn ihr nicht wisst, worum ihr beten sollt, betet um den Heiligen Geist!

Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich grüße herzlich die Polen, insbesondere die Teilnehmer der Konferenz, die dem seligen Pater Popiełuszko gewidmet ist und die am 40. Jahrestag seines Martyriums in Rom stattfindet. Möge euch dieser Selige, der gelehrt hat, das Böse mit dem Guten zu überwinden, beim Aufbau der Einheit im Geiste der Wahrheit und der Achtung der Würde der menschlichen Person unterstützen. Ich segne euch von Herzen.

Foto (c) Vatican Media

 


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