Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus

11. November 2024 in Weltkirche


Gemeinschaften des Alten Ritus haben viele Berufungen und Messbesucher. Trotzdem wurden sie bei der Synode über die Synodalität im Oktober und im Abschlussbericht nicht berücksichtigt.


Vatikan (kath.net/jg)
Zu den Kritikpunkten an der zu Ende gegangenen Vollversammlung der Synode über die Synodalität gehört der Hinweis, dass trotz der Betonung des „Zuhörens“ und des „Dialogs“ etliche relevante Stimmen nicht gehört worden sind. Dazu gehören die Gläubigen, die der Alten Messe verbunden sind, schreibt Edward Pentin in einem Artikel für den National Catholic Register.

Während der Beratungsphasen der von 2021 bis 2024 dauernden Synode haben Organisationen wie die Latin Mass Society of Great Britain und die Una-Voce-Bewegung ihre Mitglieder dazu aufgerufen, Beiträge zu liefern. Diesen Aufrufen sind viele Gläubige gefolgt.

Sie sind in die Synodenberichte der kontinentalen Phase von Ende 2022 bis März 2023 eingeflossen. Joseph Shaw, der Vorsitzende der Latin Mass Society of Great Britain, schreibt in einem Beitrag für die Una-Voce Zeitung Gregorius Magnus, dass einige Bischofskonferenzen, darunter die von Malta, Italien, Frankreich und Australien, diese Beiträge ignoriert hätten. In anderen Diözesen und nationalen Zusammenfassungen seien diese Beiträge aber aufgenommen worden.

Im weiteren Verlauf der Synode seien die Beiträge aber nicht mehr Gegenstand der Diskussion der synodalen Versammlung gewesen und würden auch im Abschlussdokument nicht auftauchen.

Direkte Appelle an die Organisatoren der Synode seien ebenfalls auf taube Ohren gestoßen. Jean-Pierre Maugendre, Vorsitzender der französischen Organisation Renaissance Catholique hat eine Bitte um Freigabe der Alten Messe direkt an das Büro der Synode geschickt. Er hat keine Antwort erhalten, nicht einmal eine Empfangsbestätigung.

Noah Peters von der Arlington Latin Mass Society im US-Bundesstaat Virginia sagt gegenüber dem National Catholic Register, dass die Synode über die Synodalität von ihrem Anfang bis zum Schlussdokument keine Beiträge von Katholiken angenommen hat, die der Alten Messe verbunden sind. Dies trotz einer im Verhältnis hohen Zahl an Berufungen, Bekehrungen und der Tatsache, dass die Einschränkungen nach dem Motu proprio „Traditionis custodes“ schmerzhaft gewesen seien. Die Leitung der Synode habe kein Interesse an diesen Ansichten gehabt.

Die Diskrepanz sei deutlich geworden, wenn Synodenteilnehmer über Berufungen und den Priestermangel in den Diözesen westlicher Länder diskutiert hätten, schreibt Pentin.

Das Abschlussdokument der Synode erkenne das Bestehen einer Berufungskrise an. Die Lösungsvorschläge würden aber die Gemeinden und Gemeinschaften der Alten Messe nicht berücksichtigen. Vielmehr sei von einem „Ausbau der Laienseelsorge“ die Rede.

Franz-Josef Overbeck, der Bischof von Essen, sagte am 22. Oktober gegenüber Journalisten, dass man „keine Antwort auf den Priestermangel gefunden“ habe. Er regte an, neue Möglichkeiten für Frauen in der Kirche zu finden.

Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Generalrelator der Synode, sprach das Thema ebenfalls an. Seine Erzdiözese Luxemburg reagiert darauf unter anderem mit der Zusammenlegung von Pfarren. Der Alte Ritus spielt in seinen Überlegungen keine Rolle.

Als Hollerich von Journalisten direkt auf die Gemeinschaften des Alten Ritus angesprochen wurde, sagte er, dass diese kein Thema der Synode gewesen seien.

Abbé Claude Barthe ist ein Kenner der Alten Liturgie und Priester der französischen Diözese Fréjus-Toulon. Gegenüber dem National Catholic Register sagte er, dass niemand bei der Synode, nicht einmal Bischöfe, welche die Gemeinschaften des Alten Ritus gut kennen, die Möglichkeiten angesprochen hätten, die sich aus einer stärkeren Berücksichtigung dieses Teils der Kirche ergeben könnten. Nach seiner Ansicht ist dessen Ausschluss aus ideologischen Gründen erfolgt.

Andrew Nkea, Erzbischof von Bemanda in Kamerun, räumte gegenüber dem National Catholic Register ein, dass der Alte Ritus im synodalen Prozess ausgeblendet worden sei. Der Grund sei „Traditionis custodes“. Niemand habe das päpstliche Motu proprio diskutieren wollen, sagte er.

 


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