Die Kirche und das Ende der Ampel

11. November 2024 in Kommentar


Die deutsche Staatskrise sagt viel über den Zustand der Gesellschaft. Sie sagt aber auch eine ganze Menge über die Zustand einer Kirche aus, die sich ganz und gar in Wokeness gehüllt hat. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Es ist eine Geschichte, die das Versagen der Kirche in der Gesellschaft nicht deutlicher zeigen könnte. Eine winzige Meldung über eine Wortmeldung von Kardinal Marx, es werde sicher nicht zu einem Bürgerkrieg kommen, viel mehr gibt es aus der Kirche nicht zum Ende der Berliner Ampelkoalition zu hören. Damit wird ein grundsätzliches Problem sichtbar: Der komplette Relevanzverlust der Kirche im öffentlichen Leben. Es geht gerade eine Regierung zu Ende, die sich in vieler Hinsicht gegen Naturrecht und christliche Anthropologie vergangen hat.

Als letzten Streich verabschiedete das Parlament mit der Mehrheit der Ampelkoalition ein sogenanntes Selbstbestimmungsgesetz, mit dem die Bürger diese Landes einmal jährlich ihr Geschlecht wechseln können. Warum nicht auch die Spezies? Warum kann man nicht per Sprechakt zum Hobbit oder Elb werden? Ist das nicht fürchterlich diskriminierend? Schwer ist es, an dieser Stelle keine Glosse zu schreiben. Doch die Ernsthaftigkeit des Problems verbietet es, sich über Gebühr zu belustigen. Wer hat eigentlich gegen dieses Gesetz protestiert? Es dazu führt, Kinder gegen ihre Eltern auszubringen, Jugendliche in die Gefahr zu bringen, sich gefährlichen Therapien auszusetzen, die irreparable Schäden verursachen, Ehen zu gefährden, Familien zu entzweien und am allerschlimmsten, es zwingt die Menschen zur Lüge. Hat es Proteste von der Kirche gegeben? Nein. International hat es nach Inkrafttreten des Gesetzes zahlreiche Demonstrationen von deutschen Botschaften gegeben. Das wurde brav von Mainstreammedien verschwiegen.

Die Kirche ist ja gerade auf dem Synodalen Weg auf den Trip gekommen, sich besonders für Frauen einsetzen zu wollen. Jetzt fallen per Gesetz Schutzräume für Frauen weg, weil sich ein Mann per Sprechakt zur Frau erklären und in diese Bereiche eindringen kann. Gefahr besteht dabei weniger für die gestandene 40-jährige, die kann sich meistens wehren. Doch wollen wir unsere Töchter in Damenumkleiden lassen, in die sich Männer einfach einschleichen können. Wo waren die Proteste der Kirche? Man hängt lieber Regenbogenfahnen vor Kirchen auf als sich mit dem Mainstream anzulegen. Es ist – zumindest vorerst – bequemer.

Mehr noch stellt sich die Frage, warum gab es keine Proteste der Kirche. Warum intervenierte die Kirche nicht hörbar gegen etliche der Maßnahmen der Ampel? Die Antwort ist so simpel wie erschreckend. Die Kirche hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend linksgrüne Narrative von Klima, Gender und Migration zu eigen gemacht. Es waren all jene Themen, die für drei Jahre ausreichten, das Lagerfeuer der Ampelkoalition zu bilden. Hier war man sich einig, Liberale schluckten viele Kröten um den Macht willen. Der Bruch erfolgte entlang der Linie des Geldes nicht entlang der Linie des Humanen. Die Stimme der Kirche gegen eine dezidiert christenfeindliche Politik blieb stumm. Kein wirksamer Protest gegen die Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibung. Kein hörbarer Protest gegen Denunziationsstellen, kein Protest gegen einen mehr als nur geduldeten Antisemitismus auf deutschen Straßen. Auch die zunehmende Gewalt (tägliche Messerattentate in deutschen Innenstädten) war kein Thema für Vertreter der Kirche. Zu tief hatte man sich mit der Migrationsindustrie verflochten. Eine Recherche von NIUS zeigte vor einige Wochen, wie sehr die Kirche vor allem in Gestalt der Caritas an der Migration verdient. Das Portal sprach gar von einer Asylindustrie. Es kamen Mitarbeiter der Caritas zu Wort, die sich selbstverständlich dafür aussprachen, dass Migranten Hilfe bekommen, doch sie legten auch deutlich den Finger auf die Wunde, der massiven Einwanderung in die Sozialsysteme und den Unmut der Mitarbeiter darüber. Von Vertretern der Kirche hört man solche Kritik nicht. Folge der Spur des Geldes.

Statt sich der wirklichen Probleme in unserem Land anzunehmen und diese mit den Mitteln des natürlichen Rechts, einer christlichen Ethik und einer zupackenden pastoralen Praxis anzugehen, zieht man sich vornehm hinter Kirchenmauern zurück und schweigt. Es stellt sich ernsthaft die Frage, wo die missionarischen Angebote für Einwanderer sind. Wo sind die Bildungsinitiativen für einwandernde Analphabeten. Das wäre ein Auftrag für die Kirche, die sich immer der Bildung besonders der Armen verschrieben hat. Wo sind die Hilfen für eingewanderte Christen, die in Notunterkünften von eben jenen wieder bedrängt werden, vor deren Verfolgung sie geflohen sind? Kirchliche Hilfsangeboten sollen und müssen in einer Situation wie dieser quer zum Mainstream stehen und sich nicht darin einkuscheln, die Staatsknete abzugreifen.

Die politische Situation im Land ist dermaßen verhärtet, dass das Land in Teilen schon unregierbar geworden ist. Das Bundesland Sachsen kann nach gegenwärtigem Stand kein Regierungsmehrheit ohne die AfD bilden. In Thüringen geht die CDU in ein Bündnis mit Altkommunisten. Kritische Stimmen der Regierung sucht man dazu vergebens. Lieber baut man mit an eben jener Brandmauer, die einen selbst am Ende erschlagen wird. Wer glaubt denn allen Ernstes, dass in den Kirchen und kirchlichen Betrieben nicht in etwa der Prozentsatz an AfD-Wählern arbeitet, den wir in der gesamten Gesellschaft haben. Man schweigt dann eben und redet nur da, wo man sich sicher fühlt. Woran erinnert das? Richtig, an totalitäre Systeme.

Soweit die Analyse. Was brauchen wir in dieser Zeit? Eigentlich müsste eine Relecture der Ruck-Rede von Roman Herzog vom 26. April 1997 geben. Der Präsident sagte damals: „Was sehe ich dagegen in Deutschland? Hier herrscht ganz überwiegend Mutlosigkeit, Krisenszenarien werden gepflegt. Ein Gefühl der Lähmung liegt über unserer Gesellschaft.“ Herzog schilderte damals die Probleme des ausgehenden 20. Jahrhunderts. So viel hat sich nicht geändert, denn er sprach vom „Verlust wirtschaftlicher Dynamik, die Erstarrung der Gesellschaft und eine(r) unglaubliche(n) mentale(n) Depression“. Das haben wir nach 16 Jahren Merkel und drei Jahre Ampel auch. „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“, forderte Herzog damals. Der gegenwärtige Bundespräsident ist leider ein Totalausfall. Das gilt leider für die Bischöfe unserer Zeit ebenfalls.

Es muss ein Ruck durch die Kirche in unserem Land gehen, sie muss aufhören, um sich selbst zu kreisen, sie muss aufhören sich in unfruchtbaren wider die Lehre gerichteten Reformdebatten gefangen nehmen zu lassen. Es braucht einen Ruck zu einer Erneuerung der Kirche und der Gesellschaft aus dem Glauben. Der deutsche Episkopat ist dazu – Stand jetzt – aus eigener Kraft nicht in der Lage. Die Bischöfe zittern wie Espenlaub, wenn das kleinste Shitstürmchen droht. Sie weichen aus, sie ziehen sich zurück. Wo ist der deutsche Bischof, der auf die Kanzel steigt und in einer Predigt mit der Kraft eines Kardinal von Galen sagt, was das deutsche Volk braucht: eine Abkehr von der Wokeness, eine Umkehr zu seinen christlichen Wurzeln, eine starke Regierung die ohne Brandmauern auskommt und allein mit der Macht des besseren Argumentes regiert, Eine Regierung, die sich nicht aus Angst vor der Wahrheit mit Ihren ideologischen Lügen hinter Denunzianten-Agenturen und Meldestellen versteckt. Es wird Zeit auch für die Medien ein neues Verhältnis zur Wahrheit zu finden und dieser in den Berichten den Vorrang vor der Ideologie zu geben. Das krachende Scheitern der deutschen Medienwelt vor dem grandiosen Wahlsieg des 47. Präsidenten der USA sollte ein Weckruf sein.

Gegenwärtig bleibt nur festzustellen, dass die Kirche sich darin ergeht, mit erhobenem Zeigefinger davor zu warnen, jene Partei zu wählen, die in den fünf östlichen Bundesländern die stärkste politische Kraft ist. Das ist zu wenig. Damit lässt sich kein Staat und keine Kirche in einem freiheitlich demokratischen Staat machen. Will der deutsche Episkopat den dramatischen Relevanzverlust der Kirche in dieser Staatskrise nicht noch einmal ultimativ verstärken, dann sollte ein Ruck durch den Episkopat gehen.

 

Bild oben: Die Ampel liegt zerschmettert am Boden. Daran ist nichts mehr zu reparieren. Es ist Zeit für einen Neuanfang und dazu bräuchte es die Kirche. Foto: Adobe Firefly (diese Bild wurde mit AI generiert.)


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