Polen: Erneut gehen Tausende in Warschau auf den Straßen - „JA zur Bildung! NEIN zur Verderbtheit!“

3. Dezember 2024 in Aktuelles


Große Proteste, u.a. gegen das geplante Schulfach Gesundheitserziehung, das zahlreiche Aspekte der frühen Sexualisierung der Kinder und Jugendlichen beinhaltet, darunter die Genderideologie. Von Viktoria Samp


Warschau (kath.net/vs) Es ist ein mittlerweile immer wiederkehrendes Bild – tausende Menschen gehen in Polen auf die Straßen, um ihr Missfallen mit der aktuellen Politik und den nächsten Ideen der linksliberalen Regierung zum Ausdruck zu bringen. Diesmal lautete das Motto „JA zur Bildung! NEIN zur Verderbtheit!“ und der Protest richtete sich gegen die geplanten Bildungsreformen.

Ganz Polen, v.a. Eltern und Lehrkräfte, wurde dazu aufgerufen, diesen Sonntag zu einem Großprotest in die polnische Hauptstadt zu kommen. Diesem Appell folgten ein paar Tausend Menschen, die sich mit weiß-roten Flaggen und zahlreichen Transparenten auf dem Schlossplatz in Warschau versammelten. Die Teilnehmer protestierten gegen die Reformen, die unter Bildungsministerin Barbara Nowacka eingeführt werden sollen. Der Hauptstreitpunkt liegt in dem geplanten Pflichtfach Gesundheitserziehung, das zahlreiche Aspekte der frühen Sexualisierung der Kinder und Jugendlichen beinhaltet, darunter die Genderideologie. Daneben drückten die Protestierenden auch ihr Missfallen gegenüber anderen Bildungsreformen, wie der Streichung von nationalen Helden aus dem Lehrplan oder die Reduzierung der Hausaufgaben, aus. Auf den Transparenten konnte man Slogans wie „Kein Regenbogen-Polen, kein säkulares Polen, sondern ein katholisches Polen“, „Schützen wir Kinder vor der Homo-Pädagogik in den Schulen“ oder „Wir wollen Mickiewicz und seine Poesie, nicht die Sexualisierung des unschuldigen Kindes“ sehen. Zum Protest rief die „Koalition zur Rettung der polnischen Schulen“ und die nationale Bildungsabteilung der Gewerkschaft NSZZ „Solidarność“ auf.

An der Veranstaltung nahmen auch ausländische Gäste teil, darunter Gabriele Kuby aus Deutschland sowie Leni Kesselstatt aus Österreich. In ihren Ansprachen berichteten sie von der Situation in Deutschland und in Österreich und warnten die Polen davor, nicht denselben Weg anzutreten, sondern entschieden den Entwicklungen Widerstand zu leisten. Gabriele Kuby sprach vom moralischen Imperialismus, der in vielen internationalen Institutionen vorherrscht. Sie berichtete von im moralischen Chaos aufwachsenden Kindern und davon, dass die Zahl von physischen und psychischen Erkrankungen unten Kindern sowie die Zahl der Missbrauchsfälle in Deutschland steigt, während die Täter immer jünger sind. „Kinder, die im Babyalter sexualisiert werden, werden liebesunfähig, beziehungsunfähig und leistungsunfähig. Sie werden taub und blind für Gott. [… ] Die [ideologische] Agenda will den entwurzelten Menschen, um ihn grenzenlos manipulieren zu können. [… ] Die Zwangssexualisierung unserer Kinder ist nichts anderes als staatlicher Kindesmissbrauch“. Gabriele Kuby rief den zum Protest versammelten Menschen zu: „Ihr Polen habt Erfahrung im heroischen Widerstand gegen die Nazis und Kommunisten. Ihr werdet auch dem globalen Angriff auf die Familien und Kinder abwehren. Gott ist auf unserer Seite. Gott segne Polen!“.

Leni Kesselstatt von der Familienallianz wiederum berichtete von schamverletzenden Übungen in österreichischen Schulen und von der Möglichkeit, sich ab dem 14. Lebensjahr ohne Einverständnis der Eltern für die Geschlechtstransition zu entscheiden, was Unfruchtbarkeit und Verstümmelung mit sich zieht. Sie rief die Menschen dazu auf, über diese Gefahren zu informieren. „Schlechte Sexualaufklärung führt unweigerlich in eine Kultur des Todes, gute Sexualaufklärung in eine Kultur des Lebens mit kinderreichen und gesunden Familien. Gott schütze Polen!“, sagte Leni Kesselstatt.

Gegen die geplanten Bildungsreformen hat sich auch die polnische Bischofskonferenz in einer Stellungnahme ausgesprochen. Darin heißt es, dass die geplanten Reformen nicht mit der polnischen Konstitution vereinbar seien, da die Sexualerziehung laut Konstitution den Eltern obliege und nicht dem Staat und außerdem die richtige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefährdet.

Erst am 11. November, zum Gedenktag der Wiedererlangung der polnischen Unabhängigkeit, haben sich hunderttausend Menschen in Warschau zum mittlerweile traditionellen alljährlichen Marsch versammelt. In diesem Jahr war die Mobilisierung zur Teilnahme am Marsch unter rechtskonservativen Initiativen, deren Unterstützern und besorgten Bürgern aufgrund der aktuellen politischen Lage und Entwicklungen außerordentlich groß.

Seitdem die Koalition aus der linksliberalen Partei Bürgerplattform (Platforma Obywaltelska), Polska 2050, der Polnischen Volkspartei (Polskie Stronnictwo Ludowe) und den Linken am 13. Dezember 2023 die Regierung antrat, kommt es immer wieder zu Situationen, die die Gesellschaft zu Protesten motiviert. So übernahm die neue Regierung in den ersten Tagen auf brutale Weise die öffentlichen Medien, Politiker wurden in Haft genommen, Kreuze sollen aus staatlichen Institutionen entfernt werden. Zuletzt war es auch laut wegen der Gefangennahme von zwei Beamten und des Priesters Michał Olszewski, die wegen Vorwürfen, Geld veruntreut zu haben, sieben Monate im Untersuchungshaft gehalten und auf unmenschliche Weise behandelt worden sind. Die Opposition wirft der Regierung zahlreiche Praktiken vor, die rechtswidrig sind und grundlegende Rechtsgrundsätze umgehen.

Foto: Unter den Teilnehmern der Proteste waren auch Ordensfrauen © Viktoria Samp


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