Scheuer zur Ukraine: Legitim, dem Aggressor Einhalt zu gebieten

29. Dezember 2024 in Aktuelles


Linzer Bischof in "OÖN": Reiner Pazifismus kann auch naiv sein und führt nicht dazu, Krieg zu vermeiden - Friedensarbeit ist aber nie naiv, und Krieg "macht die Gehirne krank".


Linz (kath.net/ KAP)
Die aktuelle Entwicklung mit dem Krieg in der Ukraine hat gezeigt, "dass ein reiner Pazifismus auch naiv sein kann und nicht dazu führt, dass ein Krieg vermieden wird". Das hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der im Vorjahr das von Russland attackierte Land besuchte, in den "OÖ Nachrichten" (24. Dezember) erklärt. Von der katholischen Friedensethik her sei entscheidend, dass alles dafür getan werden muss, um Konflikte und Gewalt zu vermeiden. Als ultima ratio sei Gewalt zur Abwehr von ungerechtfertigter Gewalt aber legitim. "Das heißt nicht, dass es einen gerechten Krieg gibt, aber eine gerechtfertigte Abwehr von Gewalt", sagte Scheuer.
Was die Aufrüstung der westlichen Unterstützer der Ukraine betreffe, sollte man sich davon nicht versprechen, dass sich dadurch die Atmosphäre und die Weltlage verbessern, gab der Bischof zu bedenken. In der aktuellen Konstellation halte er den Einsatz von Waffen für eine gerechtfertigte Verteidigung: "Dem Aggressor Einhalt zu gebieten, ist ein Dienst an den Menschen und an den Menschenrechten."

Grundsätzlich halte er es aber für gefährlich, "wenn sich der Krieg in den Köpfen festsetzt". Scheuer zitierte die deutsche Literatin Christa Wolf, wonach "Krieg die Gehirne krank macht". Wohin das gesellschaftlich führt, habe man in Europa nach dem Ersten Weltkrieg gesehen. "Friedensarbeit ist daher nie naiv", betonte der Bischof.
Er sei sehr dankbar für die friedliche Entwicklung der vergangenen 80 Jahre in Europa, "das war alles andere als selbstverständlich". Es sei aber auch Wachsamkeit gefordert. "Die Schreckgespenster von Gewalt, Rassismus und Antisemitismus sind nicht einfach vergangen, und das, was gegenwärtig da und dort wieder lautstark gesagt wird, das macht mich nachdenklich und manchmal sogar ängstlich", sagte Scheuer.

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