Exil-Bischof Alvarez aus Nicaragua feiert erste öffentliche Messe

29. Dezember 2024 in Chronik


Derzeit nur noch fünf aktive Bischöfe in Nicaragua, vier weitere im Exil.


Madrid (kath.net/ KAP)
Der lange Zeit inhaftierte Dissidenten-Bischof Rolando Alvarez hat zum ersten Mal seit seiner Ausweisung aus Nicaragua eine öffentliche heilige Messe gefeiert. In der spanischen Provinz Sevilla leitete er in der Pfarre "Unserer Lieben Frau von den Obstgärten" in der Ortschaft Puebla de Los Infantes einen Gottesdienst, betete dabei für sein "geliebtes Nicaragua" und überließ sein Brustkreuz der in der Kirche befindlichen Statue der Schmerzensmadonna, wie aus einem Beitrag des spanischsprachigen Portals Aciprensa vom Wochenende hervorgeht.
Der Gottesdienst stand im Zeichen des 100-Jahr-Jubiläums der von Alvarez geleiteten Diözese Matagalpa, die am 19. Dezember 1924 unter Papst Pius XI. gegründet worden war. In seiner Predigt zitierte Bischof Alvarez aus einem Brief von Papst Franziskus, in dem dieser die Katholiken Nicaraguas zur Hoffnung ermutigt und Gottes liebende Vorsehung hervorgehoben hatte. Diese gelte "gerade in den schwierigsten Momenten", las Alvarez vor.
Bischof Alvarez war im August 2022 zunächst in seinem Bischofshaus von Polizeikräften unter Hausarrest gestellt worden. Im Februar 2023 verurteilte ihn die nicaraguanische Regierung zu 26 Jahren Haft wegen angeblichen Landesverrats. Nach internationaler Vermittlung, einschließlich des Vatikans, wurde Alvarez gemeinsam mit einem weiteren Amtskollegen, Weihbischof Isidoro Mora, im Jänner 2024 nach Rom abgeschoben. Dort ernannte ihn Papst Franziskus zum Teilnehmer der im Oktober veranstalteten Synode über die Synodalität.

Kritik führt zu Verbannung
Die Bischöfe Alvarez und Mora sind nicht die einzigen Kirchenführer aus Nicaragua, die infolge von Kritik an den Repressionen und Menschenrechtsverletzungen durch Machthaber Daniel Ortega derzeit im Exil leben. Bereits seit 2019 befindet sich Silvio Jose Baez Ortega, Weihbischof der Hauptstadt Managua, auf Bitte von Papst Franziskus in Florida, und seit dem vergangenen 13. November lebt auch der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Carlos Herrera, als Verbannter in einem Kloster in Guatemala. Er feierte dort am Samstag seinen 71. Geburtstag, berichtete das regierungskritische Portal "La Prensa".
Bischof Herreras "Vergehen" war gewesen, den Bürgermeister der Ortschaft Jinotega dafür zu kritisieren, dass er während der Sonntagsmesse auf dem Platz vor der Kirche laute Musik spielen ließ und dadurch den Gottesdienst störte. Dies sei ein Sakrileg, lautete die Äußerung des Bischofs dazu, die ihm zum Verhängnis werden sollte. Dass diese Form subtiler Repression gegen die katholische Kirche weiter anhält, verdeutlichte die Menschenrechtsanwältin Martha Patricia Molina am Montag auf X: Am Sonntag organisierte auch die sandinistische Gemeindeverwaltung der Stadt Leon ein Weihnachtskonzert vor der Kathedrale - just zum Zeitpunkt der Messe.
Mit den vier exilierten Bischöfen hat die Bischofskonferenz von Nicaragua derzeit nur noch fünf aktive Mitglieder, die in Nicaragua leben. Einer von ihnen ist auch Kardinal Leopoldo Brenes.

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Foto: Bischof Alvarez bei seiner Verhaftung


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