8. Februar 2025 in Spirituelles
Vom Garten Eden bis zu „Drachenzähmen leicht gemacht“: Drachen fordern uns heraus, uns mit Sünde und Unordnung in unserem eigenen Leben auseinanderzusetzen.
New York (kath.net / pk) Früher waren sie ein Symbol für Chaos und Gefahr, heute lernen Kids, dass man sie durchaus zähmen kann – die Drachen. In der katholischen Tradition sind Drachen Symbole für geistige und moralische Unordnung, die irgendwie zwischen dem geistlichen und dem weltlichen Bereich angesiedelt sind, heißt es in einem Beitrag auf „Aleteia“.
Diese Tiere, die in manchen Bibelstellen genannt werden und durch die christliche Kunst aufgegriffen wurden, stehen für das ursprüngliche Chaos, das Gott unterwirft. Sie stehen auch für die Kräfte des Bösen, die Christus schließlich besiegt. Von der Schlange von Eden bis zum apokalyptischen Drachen der Offenbarung erinnern diese Kreaturen an den Kampf der Menschheit gegen die Sünde – und an Gottes Sieg über sie.
In der Heiligen Schrift sind Drachen eng mit dem Konzept des Chaos verbunden, einer Kraft, die der göttlichen Ordnung entgegengesetzt ist. Der in Hiob 41 beschriebene Leviathan aus der hebräischen Bibel ist das Urbild des Drachen.
Als monströses Meereswesen mit undurchdringlichen Schuppen und feurigem Atem ruft der Leviathan sowohl Schrecken als auch Erstaunen hervor: „Auf Erden gibt es keinen wie ihn, ein Geschöpf ohne Furcht“ (Hiob 41,33). Dennoch verkündet Gott seine Herrschaft über den Leviathan und unterstreicht damit seine Macht, die Schöpfung in Einklang zu bringen.
Die Symbolik des Leviathan hat ihre Wurzeln in der altbabylonischen Mythologie, wo der Gott Marduk Tiamat erschlägt, ebenfalls ein Drache des ursprünglichen Chaos. Der biblische Text greift diese Erzählung wieder auf, um zu erklären, dass das Chaos nicht durch menschliche Kraft, sondern durch Gottes Willen besiegt wird.
In ähnlicher Weise wird in Psalm 74 Gott dafür gepriesen, dass er „die Köpfe des Leviathan“ zertrümmert hat, ein göttlicher Sieg über die universelle Unordnung. Dieses Thema taucht auch in der Offenbarung des Neuen Testaments auf, wo ein großer roter Drache für Satan steht.
Die Offenbarung zeichnet ein klares Bild des Kampfes zwischen Gut und Böse, wobei sich der Drache Gottes Plan widersetzt und sein Volk bedroht. Doch der Erzengel Michael besiegt den Drachen und erklärt, dass der endgültige Triumph Gott gehört.
Die erste Begegnung des Menschen mit dem Chaos findet im Garten Eden statt – in der Figur der Schlange (Genesis 3). Die Schlange wird zwar nicht ausdrücklich als Drache bezeichnet, aber ihre Gerissenheit und Bösartigkeit stimmen mit der späteren biblischen Drachensymbolik überein.
Das Wort, das im hebräischen Original verwendet wird, ist „nahash“, ein Wort, das üblicherweise für mächtige, sogar gigantische, böse Kreaturen verwendet wird, und Jesaja selbst beschreibt Leviathan als „nahash“ (Jesaja 27,1). Es ist nur natürlich, dass die katholische Tradition diese Kreatur oft mit Satan in Verbindung bringt, dessen Verführung Adam und Eva zur Sünde verführt.
Die Bestrafung der Schlange - ihr Kopf wird von der Nachkommenschaft der Frau zertreten (Genesis 3,15) - wird als erste Verheißung des Sieges Christi über die Sünde gedeutet. Dieses Bild wird in der christlichen Kunst kraftvoll rezipiert, wenn Maria als die neue Eva dargestellt wird, welche mit ihren Füßen eine Drachenschlange zertritt.
Die frühe Kirche erkannte Drachen als Metaphern für das Böse und das Chaos und ließ sich von Geschichten über Heilige inspirieren, die über sie triumphierten. Der legendäre Kampf des heiligen Georg mit einem Drachen ist eines der beständigsten Symbole des Christentums für Mut und Glauben. Der Drache in dieser Geschichte, der eine Stadt und ihre Bewohner bedroht, steht sowohl für physische als auch für geistige Zerstörung.
Die heilige Margareta von Antiochien ist ein weiteres Beispiel: Sie wurde von einem Drachen verschlungen, entkam aber dank der Kraft des Kreuzes unversehrt und bestätigte damit die Fähigkeit des Glaubens, das Böse zu besiegen.
In der katholischen Tradition werden Drachen jedoch nicht nur verteufelt, sondern oft auch als Teil der göttlichen Schöpfungsgeschichte betrachtet. In Psalm 104 wird der Leviathan als ein Geschöpf gefeiert, das dazu geschaffen wurde, „sich im Meer zu tummeln“, um uns daran zu erinnern, dass selbst die furchterregendsten Wesen Gottes Vorsehung unterworfen sind.
Diese doppelte Perspektive – Drachen als Chaos und Schöpfung – findet sich auch in der Mythologie des englischen Schriftstellers und Literaturprofessors J.R.R. Tolkien wieder. Der gläubige Katholik lässt in seinem Werk die Figur des Drachen Smaug eine wichtige Rolle spielen. Smaug spiegelt in seiner Habgier und Bosheit die Laster der Menschen deutlich wider.
Tolkiens Werke betonen auch die Möglichkeit der Erlösung und des endgültigen Triumphs des Guten. Der Sieg über Smaug im Hobbit ist nicht nur ein Sieg über eine Bestie, sondern auch ein moralischer Triumph, der die Bedeutung von Mut und Selbstlosigkeit im Angesicht des Bösen verdeutlicht.
Drachen fordern uns heraus, uns mit Sünde und Unordnung in unserem eigenen Leben auseinanderzusetzen. Wie die Heiligen, die gegen sie kämpften, sind auch wir aufgerufen, uns im Kampf gegen das Böse auf Glauben und Gnade zu verlassen. Ob in der Heiligen Schrift, in der Legende oder in Tolkiens Geschichten: Drachen erinnern uns daran, dass die Mächte des Chaos real sind, aber auch, dass Gott die Macht hat, sie zu überwinden.
Letztlich lehren uns die Drachen eine tiefe Wahrheit: Selbst inmitten des Chaos ist der Sieg des Schöpfers sicher. Die Niederlage des Drachens ist nicht nur das Ende der Geschichte - sie ist der Beginn einer neuen Schöpfung, in der Ordnung, Frieden und Güte herrschen.
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