Alterzbischof Schick: "Verwertung von Kirchen" braucht viel Fantasie

5. Februar 2025 in Deutschland


Bamberger Alterzbischof hielt Festvortrag bei Jahresversammlung der Liturgiewissenschaftlichen Gesellschaft Klosterneuburg - Kirchen sind "Hinweisschilder auf Gott" und "Wegweiser zu Jesus Christus"


Wien (kath.net/KAP) Über "Große Räume - leere Kirchen - lebendige Feiern" sprach der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick dieser Tage bei der Jahresversammlung der Liturgiewissenschaftlichen Gesellschaft Klosterneuburg. Dabei plädierte er für viel Fantasie bei der Verwertung von Kirchen, damit möglichst viele erhalten bleiben. Schick hielt fest: "Wir brauchen die Kirchen für die Feier der Gottesdienste und für den Erhalt und die Verbreitung unserer christlich geprägten Kultur, die wir nicht verlieren dürfen. Die Kirchen sind dabei unerlässlich wichtig." Es lasse sich aber nicht leugnen, dass in Deutschland oder Österreich die Kirchenräume für die Gottesdienste oft zu groß seien und die Kirchen immer leerer würden. Die Diskussion über die "Verwertung von Kirchen" müsse deshalb geführt werden.

Doch "bevor wir über die Verwertung von Kirchen reden, müssen wir über den Wert der Kirchen für den Gottesdienst, den Glauben und die Glaubensweitergabe und die christlich geprägte Kultur reden." Ebenso auch über "die Bedeutung der Kirchen für Stille und Besinnung, als Orte der Resilienz und für das seelische Gleichgewicht in unserer hektischen und stressigen Zeit". Das geschehe viel zu wenig.

Kirchen wurden gebaut für Gottesdienste, für Stille und Besinnung und als Zeugnis für die Verherrlichung Gottes und Jesu Christi. Sie hätten zugleich auch immer der Evangelisation gedient. "Sie sollten Hinweisschilder auf Gott unter uns und für uns sein, sowie Wegweiser zu Jesus Christus". Sie sollten Verkünder des Evangeliums sein, der christlichen Werte und Tugenden, so der Alterzbischof.

Die meisten Kirchen könne man nicht aufgeben, weil sie unter Denkmalschutz stehen. Bei ihnen stelle sich die Frage, wie man sie für andere Zwecke verwerten könne. Schick nannte einige Beispiele: Als er noch in der Diözese Fulda Generalvikar war, habe man eine Kirche zu einem christ-katholischen Kulturraum umgewandelt. In Bamberg wurde eine Kirche den Krippenfreunden zur Ausstellung von Weihnachts- und Passionsgrippen übergeben. Bei anderen Kirchen blieb ein Teil Gottesdienstraum, ein Teil wurde als Gemeindezentrum und Beratungsstätte genutzt. Schick: "Große Kirchenräume können multifunktional genutzt werden für den dreifachen Dienst der Kirche - Verkünden, Heiligen, karitative Gemeinschaftspflege."

Es gebe allerdings auch neuere Kirchenbauten, die ohne Schwierigkeiten entsakralisiert werden könnten. "Es sind die Zweckbauten, die in jüngster Vergangenheit entstanden sind. Sie können gegebenenfalls ohne Probleme einem anderen Zweck zugeführt werden." Freilich: "Aufgegebene Kirchen dürfen nie zu Zwecken verwendet werden, die mit Kirche unvereinbar sind."

Erneuerung der Liturgie

Schick ging in seinem Vortrag auch auf liturgische Fragen ein: "Wir müssen wahrnehmen und auch bekennen, dass die Liturgie, das heißt vor allem die Sakramentenfeier, aber auch die Sakramentalien, die Benediktionen, das Stundengebet, die Andachten etc. das Herzstück der Kirche sind und bleiben müssen." Es gelte alles zu tun, "dass in der Liturgie die Gemeinschaft der Menschen mit Gott und Jesus Christus sowie der Menschen untereinander gefeiert und bezeugt, gelebt und verkündet wird".

Liturgie sei für den Glauben unerlässlich, sie müsse "Gott und Welt zusammenbringen zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen". Dazu müsse die Liturgie "eine Komposition von Bau, Wort, Lied, Kunst und Gewänder, Riten und Gesten sein, die aufeinander abgestimmt und stimmig sind".

Eindringlich plädierte der Alterzbischof angesichts der kulturellen, gesellschaftlichen und kirchlichen Umbruchsituation für eine Erneuerung der Liturgie. Er sei der festen Überzeugung, "dass eine Erneuerung der Liturgie zusammen mit einer Wiederbelebung des persönlichen religiösen Lebens und der Hauskirche heute nötig und möglich ist und dass sie möglichst bald erfolgen muss, damit der christliche Glaube lebendig bleibt".

Für diesen Glauben brauche es "von den Christen, besonders den Verantwortungsträger ein missionarisches demütiges Selbstbewusstsein und Mut anzupacken". Nachsatz: "Wir müssen mehr vom Wert des christlichen Glaubens und der christlichen Kultur überzeugt sein und diesen mit Mut und Entschiedenheit weitergeben."

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