Viele Kirchen in Kirgisien durch neues Religionsgesetz vor dem Aus

8. Februar 2025 in Weltkirche


Menschenrechtsorganisation "Open Doors": Registrierungshürde ist ernsthafte Bedrohung für viele Glaubensgemeinschaften - Christen gehen zunehmend in den Untergrund


Wien (kath.net/KAP) Von dramatischen Auswirkungen eines Gesetzes in Kirgisistan für die dort lebenden Christen hat die Menschenrechts-NGO "Open Doors" gewarnt. Religionsfreiheit werde in der ehemaligen Sowjetrepublik schrittweise zurückgedrängt, wobei das am 1. Februar in Kraft getretene Religionsgesetz dazu führen könnte, dass viele Kirchen in dem klar muslimisch dominierten Land geschlossen werden müssen, ist einer Aussendung vom Mittwoch zu entnehmen.

Das neue Gesetz, das am 26. Dezember 2024 vom Parlament verabschiedet und am 22. Jänner 2025 vom Präsidenten unterzeichnet worden ist, fordert von allen religiösen Gemeinschaften im Land eine Registrierung bei den Behörden zum Erhalt einer Zulassung, die alle fünf Jahre erneuert werden muss. Eine sehr hohe Anzahl an Unterschriften von Mitgliedern wird dafür verlangt, was Gemeinschaften mit weniger als 500 erwachsenen Mitgliedern die legale Existenz verunmöglicht: Das Recht zu predigen und Erwachsene oder Kinder zu unterrichten, hängt von der Zulassung ab.
"Open Doors" zufolge ist die Unterschriften-Vorgabe eine "fast unmögliche Aufgabe", da viele Christen aus Angst vor Repressionen oder der Verletzung ihrer Privatsphäre - etwa durch behördliches Abhören - lieber anonym bleiben wollten. Besonders wenn es sich bei ihnen um muslimische Konvertiten handle, würden sich Christen meist in kleinen Hauskirchen versammeln und sich dafür lieber nicht registrieren lassen, um nicht aufzufallen oder verfolgt zu werden.
In mehreren zentralasiatischen Ländern werden die persönlichen Freiheiten durch autokratische Regierungen bedroht, in Kirgisistan jedoch habe sich die Lage im letzten Jahr am stärksten verschlechtert, berichtet "Open Doors". Das bis zum Machtwechsel 2020 kaum als autoritär bekannte Land sei binnen eines Jahres um 14 Plätze auf Rang 47 der Länder mit der meisten Christenverfolgung abgerutscht, hieß es. Dies stelle die derzeit stärkste Verschlechterung der Situation für Christen eines Landes dar. Viele Christen würden nun verstärkt in den Untergrund abtauchen.

Konkret gab es laut dem Hilfswerk in Kirgisien einen bemerkenswerten Anstieg der Gewalt gegen Kirchen, etwa durch Angriffe mit Steinen oder das Eindringen gewaltbereiter Gruppen in Gotteshäuser. Diskriminiert würden besonders ehemalige Muslime, die Christen geworden sind. Frauen aus dieser Gruppe würden immer wieder von ihren Ehemännern geschlagen und bedroht, in manchen Fällen sogar mit ihren Kindern aus ihren Häusern vertrieben.

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