Papst empfing ukrainische Kriegswaisen

8. Februar 2025 in Weltkirche


Mädchen schenkte Franziskus Puppe mit eingenähtem Splitter einer Bombe, der das Mädchen beinahe getötet hatte


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Papst Franziskus hat am Mittwoch sieben Mädchen im Alter von 6 bis 19 Jahren aus Charkiw empfangen, die von dem italienischen Hilfsverein "Memoria Viva" betreut werden. Dabei wurde dem Papst ein ganz besonderes Geschenk überreicht: eine Puppe mit dem eingenähten Splitter einer Bombe, der eines der Mädchen, die 18-jährige Veronika, fast getötet hätte, wie VaticanNews berichtete.

"Sie alle haben nicht nur ihre Eltern verloren, sondern auch ihre Freiheit, sie haben die Freude am Leben verloren und sind gezwungen, in Bunkern und Waisenhäusern zu leben", ließ Claudia Conte den Vatikanmedien gegenüber verlauten. Die Journalistin und Aktivistin war bei der Papstaudienz als Kontaktperson des Vereins "Memoria Viva" mit dabei: ein Projekt, das die Erinnerung an die Vergangenheit wachhalten will und sich vor allem an junge Menschen richtet. Es ruft sie dazu auf, die Lebenszeugnisse jener zu sammeln, die das Grauen von der Schoah bis zu den Kriegen der Gegenwart erlebt haben, damit sie an zukünftige Generationen weitergegeben werden können.

Seit Beginn der Invasion in der Ukraine gehörte der Verein zu den ersten, die Hilfe brachten: an die polnische und rumänische Grenze, dann nach Lemberg, Mykolaiv, Kiew, aber auch in so verwüstete Gebiete wie Buka, Odessa, Saporischschja oder Dnipro. "Wir haben 54 Lastwagen, Busse und Kleintransporter für den Transport von Medikamenten, Decken und Lebensmitteln organisiert", erzählte Conte. Eine humanitäre Hilfe, die zu "echten menschlichen Beziehungen" geführt habe mit diesen jungen Leuten und Kindern, denen der Krieg alle familiären Bindungen genommen hat.

Charkiw hat es besonders schlimm getroffen: "Die Kinder sind die wahren Opfer des Krieges," betonte die Aktivistin. Und auch junge Menschen wie Veronika, die nichts Böses getan hat, und nur mit ihrem Hund spazieren gehen wollte, als sie der Bombensplitter traf. Dass Veronika noch am Leben ist, habe sie auch den Ärzten der Don-Gnocchi-Stiftung in Mailand zu verdanken. Dorthin war sie im August 2024 nach Monaten auf der Intensiv-Station verlegt worden - dank eines Kanals, den Kardinal Matteo Maria Zuppi geöffnet hatte, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz und Friedensbeauftragter des Papstes für die Ukraine.

An Franziskus beeindrucke sie vor allem "seine Bereitschaft, für diese Kinder da zu sein", blickte Conte auf die Begegnung mit dem Papst zurück. "Es ist etwas Ansteckendes; etwas, das auch uns anspornt, das Verantwortungsbewusstsein Leidenden und Ausgegrenzten gegenüber noch mehr in den Fokus zu rücken. Wir müssen ihnen helfen, ihre Traumata zu überwinden, denn wenn wir ihnen jetzt nicht helfen, werden sie zu Erwachsenen voller Hass und Gewalt - einer Gewalt, die nur neue Kriege auslösen wird".

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