Exil-Bischof Alvarez: Glaube und Gebete trugen mich durch Haftzeit

11. Februar 2025 in Aktuelles


In der Diaspora lebender Dissidenten-Bischof ein Jahr nach seiner Befreiung: Glücklich, nun in Rom zu sein - Nicaraguas Volk trotz Diktatur voller Hoffnung


Rom (kath.net/KAP) Ein Jahr nach seiner Freilassung aus der Folterhaft in Nicaragua und seiner Exilierung nach Rom hat sich der Dissidenten-Bischof Rolando Alvarez (58) in einem ausführlichen Interview zu Wort gemeldet. Nachdem er im Februar 2024 "in psychologischer, psychiatrischer, emotionaler, moralischer, spiritueller und physischer Sicht auf 0 reduziert" in Rom angekommen sei, fühle er sich inzwischen wieder bei Kräften und "zu 90 Prozent wiederhergestellt", erklärte der Bischof von Matagalpa und Apostolischer Administrator von Esteli in einem am Donnerstag ausgestrahlten Beitrag des Senders EWTN.
Alvarez war nach Kritik gegenüber dem Regime von Daniel Ortega in Nicaragua im September 2022 verhaftet worden und hatte infolge einer Verurteilung zu ursprünglich 26 Jahren Haft wegen "Verschwörung und Verrat" 17 Monate im Gefängnis verbracht. Von dieser Zeit berichtete der Bischof, dass er trotz der zahlreichen physischen und psychischen Belastungen "immer an meine Befreiung geglaubt" habe. Aufrechterhalten habe ihn damals besonders "die Gebetskraft des Volkes, nicht nur in Nicaragua, sondern auf der ganzen Welt". Nicht nur Katholiken, sondern auch Agnostiker hätten mit ihm gehofft.

Er sei glücklich, nun in Rom zu sein, dort genesen zu sein und "inneren Frieden" gefunden zu haben, sagte Alvarez. Auf Wunsch von Papst Franziskus habe er nicht wie beabsichtigt seine Funktion als Bischof und Administrator in Nicaragua zurückgelegt, sondern leite die Diözesen Matagalpa und Esteli nun aus der Diaspora. Er selbst nenne seine Situation "nicht Exil, sondern Befreiung", denn in der Diaspora sei bei ihm der Glaube und auch die Hoffnung gestärkt worden.

Schon bei seiner Bischofsweihe habe er sich dafür entschieden, diese nicht in Rom, sondern in seiner Heimatstadt Managua - "in meiner Heimat, unter meiner Familie und meinem Volk" - zu empfangen, sagte Alvarez. Er verwende auch liturgische Gewänder, die ein Handwerker aus seinem Land "einfach, aber wunderschön" gefertigt habe, als "Symbol meiner tiefen Verbundenheit mit meinem Volk".

Trotz der schweren politischen und gesellschaftlichen Umstände Nicaraguas lebe das Volk Gottes dort "weiter in Hoffnung und Glauben", sagte der Bischof. Besondere Bedeutung habe dabei ein Hirtenbrief gehabt, den Papst Franziskus im Vorjahr an die Gläubigen in Nicaragua geschrieben habe, mit der Ermutigung, "in die göttliche Vorsehung zu vertrauen, selbst in den dunkelsten Momenten". Sein Volk seien "Menschen der Hoffnung", so der Bischof.

Auch auf seine Teilnahme an der Weltsynode vergangenen Herbst auf Einladung von Papst Franziskus kam Alvarez zu sprechen. Es sei für ihn eine wertvolle Erfahrung gewesen, bei der er viel über die unterschiedlichen Wege der Kirche weltweit gelernt habe. Je nach Kultur und Kontinent seien die Arten, Kirche zu sehen, völlig unterschiedlich. "Zum Beispiel in Nicaragua hat die Frau eine herausragende Rolle in der Kirche. Ich kenne Frauen, die spirituelle Leiterinnen von Bischöfen sind, die in verschiedenen Bereichen der Kirche sehr aktiv sind", so Alvarez. Die Erfahrungen hätten seinen Blick auf die universelle Kirche erweitert.

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Foto: Bischof Alvarez bei seiner Verhaftung

Das EWTN-Video-Interview in voller Länge (englisch):


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