Bischöfe: Neues Interesse am Christentum bei Ukrainern

1. März 2025 in Aktuelles


Kiewer Großerzbischof Schewtschuk: Anteil der Katholiken in Bevölkerung stieg im Krieg von 7 auf 12 Prozent - Bischof von Odessa, Szyrokoradiuk: Volle Kirchen und viele erwachsene Taufbewerber.


Kiew (kath.net/ KAP)
Ein neues Interesse am christlichen Glauben gibt es der Schilderung von Bischöfen des Landes zufolge in der Ukraine. Die Kirchen seien voller denn je, "viele kommen zur Katechese, zum ersten Mal in ihrem Leben. Es gibt auch viele Erwachsene, die nicht getauft sind und nun den Wunsch danach verspüren", berichtete der römisch-katholische Bischof der Schwarzmeer-Stadt Odessa, Stanislaw Szyrokoradiuk, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Kathpress. Der selbstlose Einsatz der Seelsorger und auch das humanitäre Engagement der Kirche überzeuge viele.
Obwohl es in seiner Bischofsstadt nur wenige römisch-katholische Christen gibt, würden derzeit sechs Sonntagsmessen allein in seiner Bischofskirche gefeiert, darunter auch eine Kindermesse mit einem Kinderchor, sagte Szyrokoradiuk. Auch zum dritten Jahrestag des Kriegsbeginns am Montag - das Parlament in Kiew hatte einen "Nationalen Gebetstag" ausgerufen - hätten drei Heilige Messen und ein Rosenkranz für den Frieden stattgefunden.
Als sehr bewusster "Hoffnungsimpuls" werde bei den Gläubigen auch das von Papst Franziskus ausgerufene "Heilige Jahr 2025" wahrgenommen, das ein "Gnadenjahr für die Welt und damit auch für die Ukraine" sei, wie der Bischof betonte. "Wir beten darum, dass in diesem Jahr endlich der Friede kommt", so Szyrokoradiuk. Auch in der Ukraine gebe es sogenannte "Jubiläumskirchen", mehrere davon in besonders vom Krieg gezeichneten Orten der Diözese Odessa wie Mykolajiw oder auch zwei auf der besetzten Krim. Die Kirchen seien, ähnlich wie in Österreich und anderen Ländern, Ziele von Pilgern, um einen Jubiläumsablass zu empfangen und im Glauben gestärkt zu werden.

"Aufblühen" der Kirche
Von derselben Entwicklung berichtete zum Jahrestag des Kriegsausbruchs auch der Großerzbischof der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Swjatoslaw Schewtschuk. Er habe drei Jahre nach Beginn der russischen Invasion "Tausende von Bekehrungen" erlebt, sagte er in einem Interview mit dem Sender EWTN. Die katholische Kirche sei in dieser Zeit "aufgeblüht" und ihre Mitglieder anteilsmäßig von 7,5 auf 12 Prozent der Bevölkerung gestiegen.
Zu möglichen Gründen verwies der Großerzbischof darauf, dass die Kirche nicht etwa eine politische Organisation sei, sondern auf authentische Weise "das Evangelium und die Wahrheit des lebendigen Gottes unter uns" verkünde. Sie sei ein "Leuchtturm der Hoffnung" für viele und engagiere sich für Wahrheit und Gerechtigkeit, auch wenn ihre Botschaft der politischen Führung öfters ungelegen sei. Kirchengebäude seien zudem für Tausende zu "Zufluchtsorten" geworden - als physische Schutzräume wie etwa die Krypta der Kathedrale in Kiew, noch mehr jedoch als "Quelle spirituellen Trosts".
Schewtschuk bezeichnete den Krieg als eine "Zeit der Evangelisierung", da die Menschen besonders in Krisenzeiten nicht nur nach Sicherheit, sondern auch nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens suchten. Fragen wie "Warum passiert uns das? Wo ist Gott?" sei für die Kirche ein "einzigartiger Moment, um Zeugnis von Christus abzulegen und eine persönliche Begegnung mit dem lebendigen Christus zu vermitteln", sagte er.

Sorge um Kriegsgefangene
Auch das Engagement der Kirche für die Würde des Menschen und Gerechtigkeit hob das griechisch-katholische Kirchenoberhaupt hervor und verwies dabei besonders auf das Schicksal der "Zehntausenden von Russland entführten Kindern", von denen dramatische Geschichten bekannt seien, sowie der in russische Gefangenschaft Geratenen. Zwei ukrainische Priester, die dieses Schicksal erlebten und später wieder freikamen, hätten danach von "schrecklicher Folter, täglicher Erniedrigung und sogar dem Verbot zu beten" berichtet.
An die internationale Gemeinschaft appellierte Schewtschuk, gegen solche Völkerrechtsverstöße vorzugehen und Verantwortung für Kriegsgefangene zu übernehmen. Tausende zivile Geiseln, darunter Ärzte, katholische Priester und protestantische Pastoren, seien weiter in russischem Gewahrsam. "Dank der Vermittlung des Heiligen Stuhls konnten wir katholische Priester retten, aber für die protestantischen Pastoren setzt sich niemand ein. Als christlicher Bruder ist es meine Pflicht, in ihrem Namen zu sprechen", so der Großerzbischof von Kiew-Halytsch.

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