"Wir müssen einander anhören, sonst verlieren wir uns"

18. März 2025 in Deutschland


Evangelischer Landesbischof Bilz aus Sachsen warnt jetzt davor, Brandmauern gegen Afd-Wähler aufzubauen. Wenn man Brandmauern errichte, könne man nicht verhindern, selbst unmenschlich zu werden.


Berlin (kath.net)
Neue Töne in der evangelischen Kirche gegenüber AfD-Wählern? Während viele evangelische Kirchenführer und auch etliche katholische Diözesen und Bistümer die AfD regelmäßig als Partei des "Leibhaftigen" hinstellen und gleichzeitig mit anderen Parteien wie den Grünen, die für das Töten ungeborener Kinder bis zur Geburt eintreten, kein Problem haben, hat jetzt der sächsische Landesbischof Tobias Bilz von Dresden in der "Welt" gewarnt, Brandmauern gegen AfD-Wähler aufzubauen. "Die Menschenfreundlichkeit Gottes gilt auch für AfD-Wähler", betont der evangelische Kirchenmann und betont, dass Belehrungen und Ausgrenzungen nicht der richtige Weg seien, um gesellschaftliche Spannungen zu überwinden. Bilz ist der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EvLKS) sowie seit 2024 auch stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Bilz vertritt, dass viele Wähler der Partei ihre politische Haltung aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung verbergen. Auch in der früheren DDR sei dies der Fall gewesen. Ein Freund von ihm, der die AfD wählt, habe ihn besonders nachdenklich gestimmt: "Es kann nicht gutgehen, wenn in einer Demokratie eine Brandmauer gegenüber einem so großen Teil der Bevölkerung hochgezogen wird. Wir müssen einander anhören, sonst verlieren wir uns. Wenn das passiert, ist die Demokratie am Ende. Ich gehe jetzt für einen Moment auf die andere Seite der Mauer." Wenn man Brandmauern errichtet, könne man nicht verhindern, selbst unmenschlich zu werden. 

Eine Ursache für den großen Zustrom der Partei vor allem im Osten Deutschlands sei, dass sich dort eine große Bevölkerungsgruppe benachteiligt fühle. Das könne man nicht nur durch "Bewusstseinsbildung" überwinden. Auch fühlen sich viele fremdbestimmt und ausgeliefert.  Darüber müsse man darüber reden und man sollte auf Belehrungen und Druck auf andere verzichten.

Bilz betont: "Jeder muss es für möglich halten, sich (in Teilen) zu täuschen. Verstehen wollen und Verständnis gewinnen gehören zusammen sowie die Bereitschaft, andere dann auch zum Zuge kommen zu lassen.“


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