Josef tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte

19. März 2025 in Spirituelles


Gedanken zum Hochfest des Hl. Josef vom Hl. Johannes Paul II


Rom (kath.net)

18. Der »gerechte« Mann aus Nazaret besitzt vor allem die klaren Wesensmerkmale des Ehemannes. Der Evangelist spricht von Maria als »einer Jungfrau, die mit einem Mann namens Josef verlobt war« (Lk 1, 27). Ehe »das Geheimnis, das von Ewigkeit an in Gott verborgen war« (Eph 3, 9), Wirklichkeit zu werden beginnt, stellen uns die Evangelien das Bild des Ehemannes und der Ehefrau vor Augen. Nach der Gepflogenheit des jüdischen Volkes wurde die Eheschließung in zwei Abschnitten vollzogen: zuerst wurde die gesetzliche Eheschließung (eigentliche Ehe) gefeiert, und erst nach einiger Zeit nahm der Mann die Frau zu sich in sein Haus. Bevor Josef mit Maria zusammenlebte, war er also bereits ihr »Mann«; Maria jedoch bewahrte in ihrem Innersten das Verlangen, sich ausschließlich an Gott ganz hinzugeben. Man könnte sich fragen, wie sich dieses Verlangen mit der »Vermählung« in Einklang bringen lasse. Die Antwort kommt einzig und allein von der Entwicklung des Heilsgeschehens, das heißt vom besonderen Handeln Gottes selbst. Bereits im Augenblick der Verkündigung weiß Maria, daß sie ihr jungfräuliches Verlangen, sich ausschließlich und vollständig Gott hinzugeben, verwirklichen muß, eben weil sie Mutter des Sohnes Gottes werden soll. Die Mutterschaft durch das Wirken des Heiligen Geistes ist die Form der Hingabe, die Gott selbst von der Jungfrau, die mit Josef »verlobt ist«, erwartet. Maria spricht ihr fiat.

Der Umstand, daß sie mit Josef »verlobt« ist, ist in dem Plan Gottes enthalten. Darauf weisen die beiden von uns zitierten Evangelisten, besonders aber Matthäus, hin. Die an Josef gerichteten Worte sind sehr bezeichnend: »Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist« (Mt 1, 20). Sie erläutern das Geheimnis der Frau Josefs: Maria ist trotz ihrer Mutterschaft Jungfrau. In ihr nimmt »der Sohn des Höchsten« einen menschlichen Leib an und wird »der Menschensohn«.

AIs sich Gott mit den Worten des Engels an Josef wendet, wendet er sich an ihn als den Mann der Jungfrau aus Nazaret. Was sich in ihr durch das Wirken des Heiligen Geistes vollzogen hat, ist zugleich Ausdruck und besondere Bestätigung der ehelichen Bindung, die bereits vorher zwischen Josef und Maria bestand. Der Himmelsbote sagt ganz klar zu Josef: »Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen«. Das, was vorher geschehen war - seine Vermählung mit Maria - war also nach dem Willen Gottes geschehen und wurde daher bewahrt. In ihrer Gottesmutterschaft muß Maria als »eine Jungfrau und Frau eines Mannes« (vgl. Lk 1, 27) weiterleben.

19. In den Worten der nächtlichen »Verkündigung« vernimmt Josef nicht nur die göttliche Wahrheit über die unaussprechliche Berufung seiner Frau, sondern er hört außerdem wieder die Wahrheit über die eigene Berufung. Dieser »gerechte« Mann, der ganz im Geist der vornehmsten Traditionen des auserwählten Volkes die Jungfrau aus Nazaret liebte und sich mit ihr in ehelicher Liebe verbunden hatte, wird von Gott nochmals zu dieser Liebe berufen.

»Josef tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich« (Mt 1, 24); das Kind, das sie erwartet, »ist vom Heiligen Geist«: muß man nicht aus diesen Aussagen vielleicht schließen, daß auch seine Liebe als Mann vom Heiligen Geist neubelebt wird? Muß man nicht daran denken, daß die Liebe Gottes, die durch den Heiligen Geist in das Herz des Menschen ausgegossen ist (vgl. Röm 5, 5), jede menschliche Liebe in vollkommenster Weise gestaltet? Sie gestaltet auch - und das in einzigartiger Weise - die bräutliche Liebe der Ehegatten, indem sie in ihr all das vertieft, was menschlich würdig und schön ist, was die Merkmale der ausschließlichen Hingabe, der Verbundenheit der Personen und der echten Gemeinschaft nach dem Vorbild des Geheimnisses der Dreifaltigkeit an sich trägt.

»Josef... nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar« (Mt 1, 24-25). Diese Worte weisen auch auf eine andere eheliche Nähe hin. Die Tiefe dieser Nähe, das heißt die geistige Intensität der Einheit und des Kontakts zwischen Personen - des Mannes und der Frau - stammen letztlich aus dem Geist, der lebendig macht (vgl. Joh 6, 63). Josef, der dem Geist gehorsam war, fand eben in ihm aufs neue die Quelle der Liebe, seiner ehelichen Liebe als Mann, und diese Liebe war größer als jene, die sich »der gerechte Mann« nach der Möglichkeit seines menschlichen Herzens hätte erwarten können.

Auszug aus dem APOSTOLISCHEN SCHREIBEN REDEMPTORIS CUSTOS https://www.vatican.va/content/john-paul-ii/de/apost_exhortations/documents/hf_jp-ii_exh_15081989_redemptoris-custos.html


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