Vandalismus in deutschen Kirchen: Beobachtungsstelle OIDAC alarmiert

19. April 2025 in Deutschland


Insbesondere zu Ostern mehr Kirchenschändungen gemeldet - Wiener Beobachtungsstelle kritisiert mangelhafte Erfassung antichristlicher Straftaten von staatlicher Seite in Deutschland.


Berlin/Wien (kath.net/ KAP)
Mit Urin verunreinigtes Weihwasser, Fäkalien auf Altarbibel und Osterkerze, zerstörte Beichtstühle und angezündete Bibeln: In den Wochen vor Ostern verzeichnete die Beobachtungsstelle OIDAC Europe besonders viele Fälle von Kirchenvandalismus in Deutschland. "Das Ausmaß zeigt, dass wir nicht länger wegschauen dürfen", forderte Anja Hoffmann, Direktorin der Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Christen in Europa (OIDAC Europe) mit Sitz in Wien in einer Aussendung am Mittwoch. Neben einer besseren statistischen Erfassung bräuchten die Kirchengemeinden konkrete Unterstützung. "Gerade zu Ostern sollte uns bewusst sein, dass wegen Vandalismus geschlossene Kirchen keine Option sind", so Hoffmann.
Schon Anfang des Monats habe der Mainzer Stadtpfarrer Alarm geschlagen, nachdem es in Mainzer Kirchen immer wieder zu Vandalismus wie Fäkalien im Weihwasser und in der Kapelle sowie zerstörten Beichtstühlen gekommen war, hieß es. Auch in mehreren Kirchen im Kraichgau (Baden-Württemberg) habe es "schockierende" Sachbeschädigungen gegeben, so etwa in Kürnbach, wo eine Osterkerze und die Altarbibel mit Fäkalien beschmiert auf der Kanzel und eine Altarkerze in einer Urinlache auf dem Kirchenboden gefunden wurden.

Die Serie der Vorfälle sei auch in der vergangenen Woche nicht abgerissen, sagte Hoffmann. In der Öhringer Stiftskirche (Baden-Württemberg) zerbrachen Vandalen den hölzernen Hochaltar. In Eslohe (Nordrhein-Westfalen) wurden in einer Kirche das Altartuch und ein Kreuz beschädigt und in Groß-Gerau (Hessen) eine Bibel auf dem Holzaltar angezündet. Auch in Neuss-Erfttal (Nordrhein-Westfalen) ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung auf dem Kirchengelände. In Salzgitter-Bad (Niedersachsen) wurde eine Marienstatue aus der Verankerung gerissen und beschädigt, und im Odenwald wüteten Vandalen gleich in mehreren Kirchen.

"Zeichen politischer Blindheit"
Kritisiert wurde seitens OIDAC Europe insbesondere eine mangelhafte Erfassung antichristlicher Straftaten von staatlicher Seite. "Dass unsere NGO für das Jahr 2023 fast ein Dutzend Fälle von Brandstiftungen erfasst, die Bundesregierung aber keinen einzigen, zeigt ein eklatantes Defizit bei der Erfassung christenfeindlicher Vorfälle", erklärte Hoffmann. Dass solche Vorfälle in der offiziellen Statistik nicht auftauchten, sei ein "Zeichen politischer Blindheit".
In der bundesweiten Statistik "Politisch motivierte Kriminalität" von 2023 seien null Brandanschläge und lediglich 55 Sachbeschädigungen an Kirchen registriert worden. Diese Zahlen stünden in auffälligem Widerspruch zu den von OIDAC Europe erhobenen Daten. Die Beobachtungsstelle dokumentierte im gleichen Zeitraum 11 Fälle von Brandstiftungen in deutschen Kirchen. In Österreich hingegen wurden im selben Jahr 150 christenfeindliche Hassverbrechen gemeldet, davon 78 Sachbeschädigungen an Kirchen - "also deutlich mehr als in Deutschland, obwohl Österreich neunmal weniger Einwohner hat", verwies die Beobachtungsstelle OIDAC Europe auf Mängel in der deutschen Statistik.
Ein strukturelles Problem sei die Definition von Hasskriminalität. Eine unklare Methodik führe dazu, dass meist nur politisch motivierte Taten in die Statistik einfließen würden. Viele antichristliche Übergriffe blieben so unsichtbar, hieß es. Auch bei den jüngst bekannt gewordenen Kirchenschändungen sei unklar, ob sie trotz ihres "besorgniserregenden Ausmaßes" überhaupt als christenfeindliche Taten gewertet werden.

Anders als die bundesweite Statistik verzeichneten die Landeskriminalämter deutlich höhere Fallzahlen von Kirchenschändungen, wie OIDAC recherchierte. "Im Jahr 2023 wurden in Deutschland mehr als 2.000 Sachbeschädigungen in oder an Kirchen registriert", sagte Hoffmann. Zwar seien nicht alle Taten eindeutig christenfeindlich, aber der Vergleich zeige: Die bundesweite Statistik bilde nur "einen Bruchteil der Realität ab".

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