Heiligenkreuzer Theologe Waldstein wehrt sich gegen Vorwürfe

8. Mai 2025 in Österreich


Eine Theologin wirft P. Edmund Waldstein vor, Teil ‚rechter christlicher Netzwerke‘ zu sein, die durch eine ‚Ökumene des Hasses‘ charakterisiert seien. Die Universität Innsbruck hat ihm daraufhin nahegelegt, seine Habilitation nicht einzureichen.


Heiligenkreuz (kath.net/jg)
Der Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Edmund Waldstein hat auf seinem Blog „sancrucensis“ zu Vorwürfen Stellung genommen, welche die Theologin Dr. Sigrid Rettenbacher in einem Artikel auf feinschwarz.net und in einem Brief gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Angelika Walser an die Österreichische Bischofskonferenz gegen ihn erhoben hat.

Unter dem Titel „Vom ‚rechten‘ Glauben und seinen Ansprüchen“ stellt Rettenbacher Waldstein als Teil rechter christlicher Netzwerke dar, die durch eine „Ökumene des Hasses“, die „Ablehnung von Menschen- und Freiheitsrechten im Namen ‚traditioneller christlicher Werte‘ – von Frauenrechten, über Rechte der LGBTQIA*-Community bis hin zur Religionsfreiheit“ charakterisiert seien. „Ausdrückliches Ziel“ sei „die Schwächung demokratischer Grundwerte und die Suche nach anderen Formen der gesellschaftlichen Ordnung, u.a. nach dem Vorbild des Austrofaschismus“.

Waldstein sein „ein prominenter Vertreter des katholischen (Neo-) Integralismus, der liberale Demokratien in Frage stellt und eine Unterordnung der weltlichen Gewalt unter die geistliche Gewalt anstrebt.“ Außerdem habe er sich auf seinem Blog offen für die Todesstrafe für Häretiker ausgesprochen, schreibt sie.

Angesichts aktueller Entwicklungen, in denen Theologen aufgrund ihrer Forschung Einschüchterungen, Angriffen und Bedrohungen ausgesetzt seien, „geben solche Ausführungen zu denken“, schreibt Rettenbacher. Sie würden ein Klima fördern, in dem sich „Gläubige im Recht sehen können, theologisch Forschende einzuschüchtern und zu bedrohen“.

Waldstein zeigt sich auf seinem Blog über die Anschuldigungen „tief bestürzt“. Er habe „nichts mit Versuchen zu tun, Theolog*innen mit irgendwelchen Mitteln einzuschüchtern oder zu schikanieren“, sondern verurteile solche Handlungen aufs Schärfste. „Ich bin entsetzt über die Unterstellung, dass ich oder meine Arbeit etwas mit solchen Handlungen zu tun haben sollen“, schreibt er wörtlich.

Zum Vorwurf des Rechtsextremismus schreibt Waldstein, die dafür angeführten Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen. Deren Bedeutung werde verzerrt dargestellt.

Der Integralismus habe viele Bedeutungen. Er habe sich für eine Theorie des Integralismus ausgesprochen, wie sie in der Erklärung „Dignitatis humanae“ des Zweiten Vatikanischen Konzils als „die überlieferte katholische Lehre von der moralischen Pflicht der Menschen und der Gesellschaften gegenüber der wahren Religion und der einzigen Kirche Christi“ charakterisiert werde.

Er habe sich bemüht, in seiner Arbeit eine grundlegende Kontinuität auf Ebene der Prinzipien bei gleichzeitiger Diskontinuität auf Ebene der Anwendungen aufzuzeigen. Die Kirche fordere nicht mehr, dass weltliche Autoritäten als säkularer Arm der Kirche agieren, betont Waldstein. Gleichzeitig räumt er ein, dass er „bei der Verteidigung der Lehren früherer manchmal zu weit gegangen“ sei, wenn es um die Anwendung der Prinzipien ging.

In diesem Zusammen sei auch seine Verteidigung der Todesstrafe für Häretiker zu sehen. Er befürworte solche Strafen heute nicht, sondern unterstütze das päpstliche Lehramt, welches die Anwendung der Todesstrafe allgemein und die Bestrafung von Häretikern durch die weltliche Gewalt heute ablehnt, betont Waldstein.

Es sei immer seine Absicht gewesen, den Lehren der Päpste Gehorsam zu erweisen. Das gelte auch auf die Lehre von Papst Johannes Paul II. über Rechtsstaat und Demokratie, wie sie in der Enzyklika „Centesimus annus“ dargestellt ist, schreibt er.

Abschließend verwehrt sich der Theologe dagegen, dass die Vorwürfe gegen seine Person dazu benützt würden, um den Ruf der beiden Hochschulen, an denen er Lehraufträge hat, zu schädigen. Die Hochschule Heiligenkreuz und das ITI Trumau würden von Rettenbacher als „Zentrum und Kristallisationspunkt integralistischer Ideen“ dargestellt. Dies entspreche nicht der Wahrheit. Er sei an beiden Hochschulen, an denen Lehrkräfte mit einem breiten Spektrum theologischer Perspektiven unterrichten, der einzige Lehrbeauftragte, der irgendeine Form von Integralismus verteidigt habe.

Für Waldstein steht seine weitere akademische Laufbahn auf dem Spiel. Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck hat ihm nahegelegt, auf die Einreichung einer Habilitation zu verzichten. Dies bestätigte der Dekan der Fakultät, Univ. Prof. Dr. Wilhelm Guggenberger im Gespräch mit Kathpress. Anlass seien die Medienberichte, darunter der genannte auf feinschwarz.net, aber auch in der linken Wochenzeitung Falter und in der Furche.

Waldsteins Ansichten stünden im Gegensatz zum Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils. Damit sei es ausgeschlossen, dass auch nur einer der nötigen drei Gutachter Waldsteins Habilitation positiv beurteilen werde, auch wenn diese mit den kritisierten Thesen Waldsteins nichts zu tun habe, sagte Guggenberger.

Die Philosophisch-Theologische Hochschule Heiligenkreuz stellt sich vor Waldstein. Einige seiner Äußerungen würden in der Hochschule zwar „mehrheitlich kritisch“ gesehen, heißt es in einer Stellungnahme. Waldstein sehe einige seiner früheren Äußerungen zunehmend kritisch und habe diese bereits entsprechend dem neueren kirchlichen Lehramt korrigiert. „Insgesamt schätzen wir Pater Edmund Waldstein aber als einen offenen, gesprächsbereiten und toleranten Menschen“, schreibt die Hochschule und verweist darauf, dass seine Beheimatung im angloamerikanisch-universitären Milieu eventuell auch Übersetzungsschwierigkeiten mit sich bringe, da manche Begriffe in den USA andere Konnotationen hätten als im deutschen Sprachraum. Pauschalverurteilungen und unbegründet unterstellte Zusammenhänge mit Straftaten weist die Hochschule „entschieden“ zurück.

 

Foto: Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz

 


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