16. Juni 2025 in Kommentar
Mitarbeiter der Kirche (aus dem Bistum Basel und aus dem Erzbistum Hamburg), die sich von der Lehre distanzieren, haben in kirchlichen Jobs nichts verloren. Der Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kath.net)
Die Nachricht hinter der Nachricht ist so absurd, dass sie eines eigenen Beitrags bedürfte, daher soll sie hier nur Randnotiz sein. Im Bistum Basel, so meldet das Portal swiss-kath.ch, habe ein Pastoralraumleiter seinen Namen und Geschlechtseintrag geändert. Die Änderung sei vom Bischof und von der Landeskirche zur Kenntnis genommen und respektiert worden, berichtet das Portal. „Mit ‚zur Kenntnis nehmen und respektieren‘ halten sich die erwähnten Personen an das geltende staatliche Recht.“ So zitiert das Portal den Basler Generalvikar Markus Thürig und stellt in weiterer Folge – zur Einordnung des Sachverhalts – eine Reihe von kritischen Fragen, wie sich das Handeln der Betroffenen mit dem universalen Recht und dem Glauben der Kirche verträgt. Im Verlauf des Artikels wird die Problematik dieses Falles durchaus sensibel und nachvollziehbar, aber immer rational geschildert.
Es wirkt wie ein Zwischenfazit, wenn die Redaktion schreibt:
"Schon länger bekunden viele kirchliche Mitarbeitende, dass für sie die Lehre der Katholischen Kirche nicht mehr verbindlich ist, und verlangen unter dem Deckmantel des weltweiten Synodalen Prozesses eine Dezentralisierung, damit jedes Land oder Bistum seine eigene Kirche mit seinem je eigenen Lehramt einrichten kann."
Es wird kritisiert, dass seitens der Bischöfe im deutschsprachigen Teil der Schweiz dieser Entwicklung nicht gegengesteuert wurde. Nun gibt es wenig Grund, mit Mitleid oder gar mit Häme auf die Schweiz zu schauen. Das dortige System mit den Landeskirchen, die über das Geld verfügen und den Bischöfen, die die Kirche leiten, ist schon prekär genug. Doch das obige Zitat lässt sich auf Deutschland in gleicher Weise anwenden – und hier gilt die Ausrede mit der Landeskirche nicht.
Das Erzbistum Hamburg hat eine neues „Rahmenkonzept für sexuelle Bildung an den katholischen Schulen“. Dieses steht in eklatantem Widerspruch zur christlichen Anthropologie und zur Morallehre der Kirche. Während die Kirche in der Frage der Bipolarität der Geschlechter glasklar ist, redet das Rahmenkonzept von „Anerkennung unterschiedlicher Identitäten und sexueller Orientierungen“ und davon, dass dies aktiv gefördert werde. Gegen die Lehre der Kirche sieht die Rahmenordnung jegliche Form von Sexualität als „als positiven Teil des Menschen“. In dem gesamten Papier findet sich eine katholische Sexualmoral nicht einmal mehr in homöopathischer Dosis. Von katholischer Ehelehre existieren darin nicht einmal mehr Spurenelemente. Beinahe zynisch kommt einem die Aussage auf der Webseite des Erzbistums vor, die behauptete: „Die Vermittlung von Wissen basiert auf humanwissenschaftlichen Erkenntnissen, verknüpft mit dem evangeliumsgemäßen Blick auf jede Einzelne und jeden Einzelnen.“ Wo dieser evangeliumsgemäße Blick sein soll, erschließt sich auch nach intensiver Lektüre des 33-seitigen Papiers nicht. So richtig steil wird es, wenn der Leiter der Abteilung Schule und Hochschule des Erzbistums Hamburg behauptet, so wie die Lebenswirklichkeiten von Menschen sich verändert hätten, so hätten auch die Theologie und die Auslegung der kirchlichen Normen ihre Entwicklung. Hier lässt sich allerdings nur feststellen, dass das vorliegende Rahmenkonzept in erheblicher Spannung zu einschlägigen kirchlichen Normen steht und keinesfalls eine Auslegung dieser darstellen. Im Kern folgt das Papier den umstrittenen Theorien von Helmut Kenteler und Uwe Sieler, was für sich genommen ein Skandal ist. Die Proteste ließen nicht lange auf sich warten. Kurz nach Veröffentlichung des Konzepts reagierten Alumni der katholischen Sophie-Barat-Schule des Erzbistums Hamburg mit einem offenen Brief an Christopher Haep, in dem sie den erheblichen Widerspruch des Papiers zur verbindlichen Sexuallehre der katholischen Kirche anprangern.
Katholische Laien müssen sich dagegen wehren, dass hauptamtliche, gut bezahlte Mitarbeiter der Kirche knallharte Häresie veröffentlichen. Man kann sich das gar nicht vorstellen. Ruft man sich obiges Zitat noch einmal in Erinnerung, so haben wir auch hier ein sprechendes Beispiel dafür, wie kirchliche Mitarbeiter demonstrieren, dass für sie die Lehre der Katholischen Kirche nicht mehr verbindlich ist. Ja mehr noch, es braucht gar kein Postulat mehr, ein eigenes lokales Lehramt zu errichten. Sie schwingen sich per Selbstermächtigung zum Hamburgisch Katholischen Lehramt auf und kündigen damit die Einheit mit der Universalkirche auf. Es wird also, das kann man den aktiven Gläubigen im Hamburg nur dringend ans Herz legen, allerhöchste Zeit, sich an Rom zu wenden, wenn der Erzbischof nicht zeitnah agiert und erklärt, dass in seinem Bistum selbstverständlich die verbindliche Sexuallehre der katholischen Kirche gilt. Wenn der Erzbischof von Hamburg dies Papier nicht zurückzieht, dann bestätigt er das schmutzige Schisma und befindet sich auch persönlich als Bischof faktisch in einem wesentlichen Bereich, nämlich der katholischen Sexualmoral, nicht mehr in Einheit mit dem Papst. Es wäre dann wirklich zu klären, ob es gläubigen Katholiken im – dann ehemals – katholischen Erzbistum Hamburg überhaupt noch zuzumuten ist, weiterhin ihre Kirchensteuer an diese Organisation zu entrichten.
Man erkennt sehr deutlich, wie hier passiert, wovor Kritiker des Synodalen Weges von Anfang an gewarnt haben. Durch die rechtlich nicht bindenden Beschlüsse dieser Veranstaltung fühlen sich Mitarbeiter der Diözesen ermächtigt, eigene Lehren für katholisch zu erklären. Unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung wird hier ein Gegenlehramt eingeführt und die Bischöfe sind ihrem Apparat offensichtlich hilflos ausgeliefert.
Ein weiteres Beispiel, wieder mit Rückgriff auf den obigen Artikel, wo die Redaktion schreibt, es werde ein fataler Präzedenzfall geschaffen. Wörtlich: „Nun können alle kirchlichen Mitarbeitenden unverheiratet zusammenleben oder in einer ehebrecherischen oder homosexuellen Beziehung leben, ohne dass sie dafür mit Konsequenzen rechnen müssen.“ Um festzustellen, dass das in deutschen Diözesen schon längst möglich ist, reicht ein Blick in das inzwischen von allen Diözesen in Kraft gesetzte reformierte kirchliche Arbeitsrecht. In Artikel 7 Absatz 2 Satz 3 steht zu lesen: „Der Kernbereich privater Lebensgestaltung, insbesondere Beziehungsleben und Intimsphäre, bleibt rechtlichen Bewertungen entzogen.“ In den Zulassungsbedingungen für die Missio für Religionslehrer gelten diese Regelungen äquivalent. Damit alle kirchlichen Mitarbeiter in beliebigen Beziehungen zusammen leben können, brauchen wir in Deutschland keine Schweizer landeskirchlichen Strukturen, das schafft unser Synodaler Weg ganz allein. Und für alle, die sich fragen, wo der Synodale Weg geblieben ist, findet sich hier die Antwort: Er ist als nicht zu tilgender Virus in die kirchlichen Strukturen eingedrungen, um sein Vernichtungswerk dort zu vollenden. Aufzuhalten wäre das nur noch durch ein konsequentes und entschlossenes Durchgreifen der Bischöfe. Warten wir also auf den ersten Transpastoralreferenten, der plötzlich eine Frau sein will. Wetten, er darf weiterarbeiten? Abgesehen davon würde es erst wirklich spannend, was passiert, wenn der erste Priester sein Geschlecht wechselt. Das wird nicht passieren? Na, abwarten.
Bild oben: Thesenanschläge gibt es inzwischen Reihenweise, wie es jüngst in Hamburg zur Sexualmoral gezeigt wurde. Foto: Peter Winnemöller mit KI generiert.
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