Papst-Vertrauter deutet an, dass Leo XIV. im Herbst im Führungsteam viele Personen austauschen wird

8. Juli 2025 in Weltkirche


Augustiner-Generalprior Moral: Diese „Ernennungen werden nach dem Sommer erfolgen“. Die Pause in Castel Gandolfo „wird ihm sicherlich helfen, alles abzuwägen“ – Seit Prevost Papst ist, sei er „etwas dünner geworden“, es bestehe „Gefahr von Stress“


Vatikan (kath.net/pl) „Als er mir sagte, dass er sich eine Auszeit in Castel Gandolfo gönnen würde, habe ich mich persönlich sehr gefreut. Ich weiß, dass er viel arbeitet und in einem erstaunlichen Rhythmus arbeitet. Er ist ein unermüdlicher Mensch, und ich weiß, dass er von Natur aus niemals nachlässt. Aber in letzter Zeit habe ich ihn sogar etwas dünner erlebt.“ Das erläuterte Pater Alejandro Moral, der Generalprior des Augustinerordens, im Interview mit Franca Giansoldati für die großen italienischen Tageszeitung „Il Messagero“. Pater Moral ist ein 70-jähriger Spanier und einer von Prevosts engsten Freunden. Der Pater berichtete aus nächster Nähe, wie für Leo die ersten zwei Monate als Papst verlaufen sind. Moral sitzt bei dem Gespräch in jenem Büro der Generalkurie, das Pater Prevost zuvor selbst für zwölf Jahre lang innehatte.

Pater Moral sieht es als das Wichtigste an, dass Papst Leo „sich ausruht, denn dann erwartet ihn ein schwerer, sehr dichter Herbst mit Verpflichtungen im Jubiläumsjahr, Ernennungen und Reisen“. Es heißt, er werde das gesamte Führungsteam austauschen, griff  die Interviewerin Franca Giansoldati das Stichwort „Ernennungen“ auf. Der Papst-Vertraute antwortete: „Die Ernennungen werden nach dem Sommer erfolgen. Diese Pause wird ihm sicherlich helfen, alles abzuwägen. Die verfügbare Zeit wird er dann nutzen, um die Enzyklika zu schreiben.“ 

„Es besteht die Gefahr von Stress“, schildert der Generalprior der italienischen Zeitung. Robert Prevost – jetzt Papst Leo – sei „von Natur aus dazu geneigt, allen nahe zu sein, Lasten und Verantwortung zu übernehmen, und er hat immer unermüdlich gearbeitet. Ich erinnere mich, dass er schon als Prior frühmorgens als Erster die Schwelle der Kapelle betrat und abends in seinem Zimmer das Licht bis spät in die Nacht brannte. Ich erinnere mich, weil wir Zimmernachbarn waren. Jetzt, wo er Papst ist, hat sich nicht viel geändert, aber er hat viel mehr Verantwortung. Er versucht jedoch, niemanden zu verärgern. Er beantwortet viele WhatsApp-Nachrichten sogar um drei Uhr morgens, offensichtlich also erst am Ende seines Tages, bevor er ins Bett geht. Das liegt in seiner Natur. Zuverlässig, konsequent, vorbereitet, nie unaufmerksam.“

Während der Auszeit des Papstes in Castel Gandolfo werden „öffentliche Verpflichtungen auf ein Minimum reduziert, er wird das Angelusgebet beten und die Sonntagsmesse in den umliegenden Pfarreien feiern. In der Villa Barberini wird er, so weiß ich, mit der Arbeit an seiner ersten Enzyklika beginnen“. Papst Leo habe ihm neulich erzählt, dass er diese zwei Wochen nutzen werde, „um die Struktur des Textes zu entwickeln. Natürlich arbeitet er bereits daran, aber er muss abends oder in freien Momenten daran arbeiten und braucht dafür mehr Zeit, die er sich während seiner Ferien nehmen wird. Was den Titel angeht, weiß ich es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass er etwas mit den Konzepten zu tun hat, die seit den ersten Stunden seiner Wahl angesprochen wurden. Themen wie Frieden, Soziallehre, Einheit, Künstliche Intelligenz. Aber das sind nur meine Vermutungen …“ 

Er wird wohl in Castel Gandolfo auch wieder Tennis spielen, denn „ehrlich gesagt, hat er nie aufgehört. Obwohl er es nur einmal in zwei Monaten getan hat, vor ein paar Wochen, als er hier im Haus der Augustiner war. Er hat mit seinem persönlichen Sekretär Don Edgar gespielt. Es war einer seiner seltenen Momente der Muße. Jetzt fehlt ihm die Zeit. Früher haben wir auch zusammen gespielt und uns oft auf dem Kunstrasenplatz mit Blick auf die Generalkurie herausgefordert.“ 

Zum Thema Papstreisen sagte Pater Moral, dass der Papst dieses Jahr wohl abgesehen von der Türkeireise „angesichts des Jubiläums und vieler anderer Verpflichtungen keine weiteren Reisen geben wird. Nächstes Jahr werden wir ihn aber, glaube ich, mit einem Koffer in der Hand sehen, so wie er es als Prior immer getan hat.“

Der Generalprior erinnert sich an seinen Vorgänger: „Er hat uns lange Zeit mit Rechtschaffenheit, Urteilsvermögen, Loyalität und Transparenz geleitet“, er sei „ein Mensch von seltener Ausgeglichenheit“.

Archivfoto (c) Vatican Media


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