Tausende wollen Papst Leo XIV. an seinem Urlaubsort sehen

17. Juli 2025 in Aktuelles


Ferien auf dem Land - eigentlich nichts Besonderes. Es sei denn, der Urlauber ist Papst. Nun feierte Leo XIV. in Castel Gandolfo die Messe - als erster Pontifex seit Jahren - Kathpress-Korrespondentenbericht von Sabine Kleyboldt


Castel Gandolfo (kath.net/KAP) Eine Fanfare, ein Aufschrei, Applaus, und Hunderte Handys schnellen in die Höhe: Leo XIV. ist in Sicht. Lächelnd und winkend kommt der Papst den Corso della Repubblica hinauf, eine mit Tavernen und Andenkenläden gesäumte Gasse in Castel Gandolfo.

Zum ersten Mal seit 2012 hält ein Papst in dem Örtchen in den Albaner Bergen eine öffentliche Messe und das Mittagsgebet. "Bellissima! - das war ein Herzenswunsch von mir", sagt Chiara, Inhaberin des Lädchens "Belle Cose". Mehr als 2.000 Menschen, darunter Touristen aus aller Welt, drängeln sich auf der kleinen Piazza, denn in der Pfarrkirche, wo Leo die Messe feiert, ist nur Platz für ein paar hundert.  

Schon am frühen Morgen sind die Straßen des 8.500-Seelenorts weiträumig abgeriegelt, Polizei und vatikanische Sicherheitsleute schleusen Menschen durch die Checkpoints hin zur Piazza. An deren Stirnseite steht stolz die pastellgelbe Residenz, in der 400 Jahre lang Päpste ihre Sommerfrische verbrachten - bis auf Franziskus, der nach seiner Wahl im März 2013 aus dem Papstpalast ein Museum machte und in den Gärten ein Öko-Projekt gründete. Zum Leidwesen vieler Geschäftsleute und Gastwirte des Ortes rund 30 Kilometer südlich von Rom blieb er selbst hingegen im Vatikan - auch im Sommer.

"Tempi passati" - der Papst ist zurück: Robert Francis Prevost (69), seit 8. Mai Leo XIV. "Wir sind überglücklich", sagt Alessandro von der Weinstube "L'Emporio", während er einer spanischen Touristin zwei Caffè reicht. "Persönlich bin ich sehr berührt von unserem neuen Papst. Ich glaube, er liebt die Menschen. Und für uns ist es großartig, schauen Sie sich nur die vielen Besucher an!", weist der junge Mann auf den gut gefüllten Dorfplatz, wo seit Samstagabend ein Transparent "Benvenuto Santo Padre Leone XIV" hängt.

Balkone und Fenster sind rundum besetzt, Flaggen des Vatikans und anderer Länder wehen im Wind, und einige Kinder proben "Papa Leone"-Sprechchöre. Der so Bejubelte ist die wenigen hundert Meter vom Palazzo Barberini, wo er derzeit wohnt, zur Piazza gekommen. Auf den Stufen der Kirche, deren Patron ebenso wie Leo zum Augustinerorden gehörte, wird er vom Bürgermeister, vom Bischof und vom Gemeindepfarrer begrüßt. 

Als er sich nochmals winkend zur Menge wendet, wird laut gejubelt. Dann entschwindet er den Blicken, aus der Kirche gibt es nur eine Übertragung per Lautsprecher. In seiner Predigt spricht Leo über das Gleichnis vom barmherzigen Samariter und ruft dazu auf, sich um die Notleidenden zu kümmern. Eine "Revolution der Liebe" sei erforderlich, appelliert der in Chicago geborene Papst, der 20 Jahre lang Missionar und Bischof in Peru war. 

Draußen auf der Piazza spannen die Menschen Schirme auf - abwechselnd gegen die Sonne und den einsetzenden Regen. Nach der Messe geht der Papst unter Beifall und Jubel quer über die Piazza zum Papstpalast. "Er hat viel zu wenige Hände geschüttelt", meint eine junge Frau. 

Unter den zahlreichen anwesenden Ordensleuten sind auch Giuseppina und Paulina, Klosterfrauen vom Orden des Heiligen Borromäus in Frascati. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Papst", so die Französinnen. "Er bildet eine schöne Kontinuität zu seinen beiden Vorgängern." Auch Karine und Ramses aus Kuba, die schon lange im nahen Marina leben, haben große Sympathie für den ersten US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. 

Pfarrer Orlando aus ihrer Heimat, der gerade zu Gast ist, bescheinigt Leo große theologische Tiefe und traut ihm zu, die Kirche wieder stärker zu einen. Maurizio, Inhaber des "Emporio", hat schon mehreren Päpsten die Hand geschüttelt. Seit Sonntag zählt auch Leo XIV. zu seiner Sammlung. "Ich war in der Messe und durfte ihn anschließend begrüßen. Was für ein sympathischer Mensch", freut sich der 78-Jährige. 

Das Mittagsgebet hält der sichtlich gelöst wirkende Papst dann auf den Stufen vor dem Eingangstor des Papstpalastes. "Ich bin sehr glücklich, hier bei Euch in Castel Gandolfo zu sein", ruft er den Menschen auf der Piazza zu. Mit diesen Worten hat Leo dann endgültig das Herz von Maurizio erobert - und wohl auch das aller anderen "Castellani".

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Foto: Papst Leo in Castel Gandolfo (c) Vatican Media


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