"Bischöfe reden nicht mit uns"

28. Juli 2025 in Kommentar


"Man versuche mal als gewöhnlicher Katholik oder als Organisation nicht aus dem Kontext des ZdK, einen Gesprächstermin mit einem Bischof zu bekommen. Was ist das Gerede von Laienbeteiligung überhaupt wert?" Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Rund um den Synodalen Weg wurde und wird noch immer von Mitwirkung der Laien gesprochen. Sogar die Besetzung der Bischofstühle hätte man am liebsten in Laienhand. Sehr viel hört man über Transparenz. Es wird immer betont, man wolle die Laien hören. Gesprächsbedarf gäbe es in der Tat reichlich. Da wäre es doch gut, einmal eine Bestandsaufnahme zu machen: Wie hoch ist die Dialogbereitschaft deutscher Bischöfe? Eines dürfte klar sein, wer heute ein Bistum mit mehreren Hunderttausend Katholiken leitet, wer einige Hundert Priester im Bistum hat und noch weit mehr angestellte Laien in Pastoral, Verwaltung und Dienstleistung beschäftigt, hat sicher nicht den ganzen Tag Zeit, Audienzen zu gewähren. Das wird keiner verlangen. Doch ein Bischof ist der Hirte seiner Gläubigen und der Vater seiner Priester. Als oberster Dienstherr trägt er zudem die Verantwortung für die Angestellten. Da sollte man von einem Mindestmaß an offenem Ohr ausgehen.

Landauf, landab hört man demgegenüber immer wieder Klagen von Priestern, die keinen Gesprächstermin bei ihrem Bischof bekommen. Das darf nicht sein und das sollten sich die Hirten auch hinter die Ohren schreiben. Wer stets Zugang zum Bischof hat, sind die Spitzenfunktionäre von Verbänden und Gremien. Man könnte den Eindruck gewinnen, diese seien die einzigen, mit denen die Bischöfe noch sprechen. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man zur Kenntnis nimmt, was aus bischöflichen Ordinariaten oder Generalvikariaten inzwischen das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Mit Erstaunen nimmt man zur Kenntnis, was Bischöfe zuweilen öffentlich von sich geben.

In jüngster Zeit erregte ein Rahmenkonzept für sexuelle Bildung an den katholischen Schulen des Erzbistums Hamburg die Gemüter. Inhaltlich, so haben Kritiker inzwischen hinreichend deutlich betont, ist diese Rahmenordnung Kenteler in Reinform. Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler betonte, wie die Webseite des Erzbistums Hamburg meldete, die notwendige Weiterentwicklung der Einstellung der Katholischen Kirche zur Sexualität. Das mag etwas verwundern, ist doch die Lehre der Kirche in Fragen der Sitten von Bibel und Tradition her wohlfundiert. Welche Änderungen sollten nötig sein? Man trete ein für die Akzeptanz von Vielfalt hinsichtlich sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identität, zitiert die Webseite den Generalvikar. Ferner so der Ordensmann weiter, trete man ein für eine lebensbejahende und in diesem Sinne positiv besetzte Sichtweise auf Sexualität. Schwer einzusehen ist, wie das keine neue Theologie sein sollte, wie das alter ego des Hamburger Oberhirten Erzbischof Stefan Heße hier behauptet. Die katholische Laieninitiative Neuer Anfang wandte sich an den Erzbischof mit der Bitte um ein Gespräch. Zwei weitere Bischöfe machten in etwa zur selben Zeit von sich reden. Da war zum einen Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz, der im SWR feststellte, man könne aus der Bibel nicht einfach zeitlos gültige, ewige Wahrheiten ableiten, wenn es um Homosexualität gehe. Er selbst nehme nicht einen Halbsatz aus der Bibel und sage, das sei jetzt der Halbsatz, der unhinterfragt für alle gelte. Man kann durchaus verstehen, dass eine solche Aussage geeignet ist, eine gewisse Verwirrung auszulösen. Da gibt es Gesprächsbedarf, denn in der Tat ist eine Steinbruchexegese, die glaubt, aus Schriftfragmenten unfehlbare Wahrheiten herleiten zu können, wirklich nicht sinnvoll. Andererseits ist die Schrift in ihrer Beurteilung der Homosexualität nicht allzu zweideutig. Immerhin waren die Aussagen des Bischofs Grund für eine Nachfrage und die Bitte um ein Gespräch. Die Initiative Neuer Anfang wandte sich schriftlich an den Mainzer Oberhirten.

In einem Interview für eine Sonderausgabe der Herder Korrespondenz sprach sich der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, dafür aus, die Lehre der Kirche in Fragen von Homosexualität zu verändern. Er wolle die Schöpfungsgeschichte zwar nicht neu schreiben, jedoch neu denken. Die Humanwissenschaften bezeichnete der Bischof hier als Vordenker und forderte, dass die Kirche diesen nachkommen müsse. Auch deswegen sah man bei der Initiative Neuer Anfang Gesprächsbedarf.

Um an dieser Stelle schnell aufzulösen: Keiner der drei angefragten Bischöfe war zu einem Gespräch bereit. Es ist hier nicht der Ort, die einzelnen, sehr unterschiedlich gelegenen Fälle in der gebotenen Tiefe zu analysieren. Da geht es um Fragen der Anthropologie. Es geht um die Frage der rechten Auslegung der Schrift. Es geht auch um die Frage, wo man sich äußert. Sicher kann sich ein Bischof in einer modernen Fernsehsendung kaum in aller Tiefe theologisch positionieren. So hätte man den Aussagen Kohlgrafs vielleicht weniger Bedeutung beigemessen, hätte nicht seine eigene Pressestelle ausgerechnet diesen Teil der Sendung in den Mittelpunkt gestellt. Fragen sollte erlaubt sein, Dialog sollte möglich sein.

In einem Interview mit einem Kaliber der Herder Korrespondenz darf man davon ausgehen, dass jeder Satz mehrfach gegengelesen und geprüft wurde. Hier gibt es kein Ausweichen. Hier hat sich in Bischof persönlich in erheblicher Spannung zur Lehre der Kirche positioniert. Man sollte das nicht kleinreden und man sollte es sich nicht kleinreden lassen. Ein Verlassen des Bodens der Lehre ist ein Verlassen der Einheit der Kirche. Das ist nicht Nichts, das ist ein Hammer! Man sollte unbedingt darüber reden.

Zur Handreichung aus Hamburg ist viel gesagt und geschrieben worden. Zahlreiche Laien haben sich dagegen gewehrt. Es ist keine Frage, für einen solchen Text trägt der Bischof die Letztverantwortung. Es wäre gut, darüber zu reden.

Der Neue Anfang hatte die Anbahnung der Gespräche diskret vorgenommen. Die Bischöfe wurden persönlich angeschrieben, der Gesprächswunsch geäußert und der Grund genannt. Nach dreifach erfolgter bischöflicher Zurückweisung wurde dieser dreifache Vorfall nun auf der Webseite der Initiative veröffentlicht. Man kann dort auch die Briefe nachlesen, die den Bischöfen gesandt wurden. Die Antworten der Bischöfe wurden nicht veröffentlicht, da es sich persönlich oder von Referenten unmittelbar an die Initiative gesandte Stellungnahmen handelt. Nur so viel ist klar, keiner der Bischöfe war zu einem Gespräch bereit.

Nun könnte man einwenden, dass Bischöfe ja nicht mit jedem reden müssen. Das ist in der Tat so. Doch hinter der Initiative Neuer Anfang steht inzwischen eine große Zahl von Gläubigen aus Deutschland, die die Initiative nicht nur unterstützen, sondern auch aktiv bitten, in Fällen wie den oben geschilderten tätig zu werden. Keine Frage, diese Aktivitäten beschränken sich nicht auf Gesprächsangebote an Bischöfe. Die Initiative nimmt sich in erster Linie der aufkommenden Sachfragen an und klärt auf. Doch das allein kann es nicht sein, denn wenn die Bischöfe sich weiterhin mehrheitlich und auf Dauer darauf beschränken, nur noch mit Funktionären, mit Gleichgesinnten und mit ihnen gewogenen Medien zu sprechen, verlieren sie vollkommen den Kontakt zum Volk Gottes, das schon jetzt in erheblichem Maße mit seinen Hirten fremdelt.

Man mache sich keine Illusionen, die Menschen schauen weitgehend pessimistisch in die Zukunft. Der Staat bläst sich zum allmächtigen Überwacher und Zensor auf, die Wirtschaft schrumpft, die Menschen verlieren ihre Arbeit, Energie wird zu einem Luxusgut. Demografisch rennen wir ungebremst in die Katastrophe. Regierung und Parlament beginnen die Menschenwürde und das Lebensrecht zu relativieren. Die Sicherheit auf unseren Straßen löst sich vor unseren Augen auf. Antisemitismus darf sich ungebremst auf unseren Plätzen austoben. Unsere Kultur schwindet, unsere Art zu leben, die wir uns angeblich nicht nehmen lassen, existiert vielleicht noch in ländlichen Gegenden, doch auch dort löst sie sich mehr und mehr auf.

Damit ist die Situation in unserem Land nur sehr grob umrissen. Innerkirchlich erleben wir einen Niedergang, der nur allzu dramatisch an die Zeit vor Cluny erinnert. Wie hoch muss der Elfenbeinturm sein, in dem deutsche Bischöfe leben, wenn sie die oben genannten Fragestellungen als ihre zentralen Probleme ansehen. Der erwartbare Zusammenbruch von Kirchensteuer und Staatsleistungen wird den Laden für Funktionäre unattraktiv werden lassen. Wie abgehoben muss man sein, um nicht mit jenen reden zu wollen, die am Ende als einzige noch übrig sein werden?

 

Bild oben: Die Türen sind für normalsterbliche Laien fest verriegelt und verrammelt. Foto: Pixabay


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