Wiener Medjugorje-Friedensgebet: "Friede beginnt im Kleinen"

25. September 2025 in Österreich


Mehrere Tausend Gläubige bei 18. Auflage der Gebetsveranstaltung im Stephansdom mit Bischof Küng - Seherin Pavlovic-Lunetti über Anfänge von Medjugorje und Vatikan-Erklärung dazu: Schön, sich als Teil der Kirche fühlen zu dürfen


Wien (kath.net/KAP) Ein vielstimmiger Aufruf zu Frieden und Umkehr war das diesjährige Friedensgebet "Message for you", das am Dienstagabend im Wiener Stephansdom stattgefunden hat. Zu der 18. Auflage der Gebetsveranstaltung waren u.a. der emeritierte St. Pöltner Bischof Klaus Küng sowie Marija Pavlovic-Lunetti aus Medjugorje gekommen, wo seit dem Jahr 1981 die Jungfrau Maria mehreren Personen, die damals im Jugend- und Kindesalter waren, regelmäßig erscheinen soll - Pavlovic-Lunetti ist eine von ihnen. Moderiert wurde das von zwei Musikensembles gestaltete Friedensgebet, das mit stets mehreren tausend Mitfeiernden zu den größten regelmäßig stattfindenden Ereignissen in der katholischen Kirche Österreichs zählt, von zwei Jugendlichen.

Pavlovic-Lunetti zeigte sich dankbar für das Dekret, mit dem der Vatikan im September 2024 nach eingehender Prüfung Medjugorje mit einer "nihil obstat"-Erklärung für unbedenklich und der katholischen Glaubenslehre entsprechend bezeichnet hatte. Man könne damit im Grunde sagen, "dass die Gospa ("Herrin", so die Bezeichnung der Jungfrau Maria auf Kroatisch, Anm.) und ihre Botschaft von der Kirche angenommen ist". Es sei "schön, in der Kirche zu sein" und sich als Teil der Kirche fühlen zu dürfen, so die heute 60-Jährige in ihrem von einer Dolmetscherin übersetzten Glaubenszeugnis. In dem herzegowinischen Wallfahrtsort habe damit ein "neues Leben" begonnen, auch Bischöfe und Kardinäle würden seither vermehrt als Pilger kommen.

Als Revolutionärin beschuldigt

Durchaus habe Medjugorje davor auch sehr schwierige Momente durchlaufen, allen voran in der Anfangszeit im Jahr 1981, erinnerte sich Pavlovic-Lunetti zurück. Die Bewohner des Dorfes hätten damals die Botschaften der Jungfrau bereitwillig aufgenommen, ein intensives Gebetsleben begonnen und "ihre Häuser und Herzen geöffnet" für die vielen Menschen aus der gesamten Region, die schon nach wenigen Tagen in den Ort strömten, zumal sich die Kunde von den Erscheinungen rasch verbreitete. Dem kommunistischen Regime sei das unerklärliche Phänomen jedoch ein Dorn im Auge gewesen, man habe es mit aller Kraft unterdrücken wollen.

"In den Medien wurden wir beschuldigt, eine Revolution anzustiften", so die damals 16-Jährige, die von den anhaltenden Drohungen gegen sie und die anderen Seherkinder berichtete. Sie habe sich damals jeden Morgen "gedacht, dass das der letzte Tag meines Lebens sein könnte und ich vielleicht Märtyrerin werde" - ängstlich und zugleich getröstet vom Gedanken, "dass ich dann ohnehin für immer bei der Gospa bin". Dann habe die Polizei den Ort abgeriegelt und alle Telefone abgeschaltet, die Bewohner hätten jedoch das Gebet nur verstärkt. Als die Essensvorräte der im Ort stationierten Einsatzkräfte zu Ende gingen, habe man diese mit Mahlzeiten versorgt und liebevoll behandelt: "Auch meine Mutter sah in ihnen zuerst hungrige Menschen."

Lehrerin am Glaubensweg

Sei die Unterdrückung des Glaubens damals vom Kommunismus ausgegangen, geschehe dies auch heute durch neue Ideologien, "in den Herzen und Köpfen", so Pavlovic-Lunetti weiter. Die Aufgabe der Jungfrau Maria sei es dabei, die Menschen zur Umkehr zu bewegen und ihnen wie eine liebevolle Lehrerin dabei zu helfen, auf dem Glaubensweg stets voranzukommen und Gott den zentralen Platz im Leben zu überlassen. "Sie sagt, dass sie unsere Mutter ist, die uns zu ihrem Sohn Jesus führt." Das Sprichwort "Sag mir, wer deine Freunde sind, und ich sag dir, wer du bist" treffe hier ganz besonders zu: Wer Maria als Mutter annehme, sei ein "Mensch der Hoffnung" und brauche trotz aller Schreckensmeldungen keine Angst vor der Zukunft zu haben. Die Mutter Jesu rufe auch dazu auf, "dass wir ihre ausgestreckten Arme in der Welt sind".

Erneuerung der Kirche

Beim Gottesdienst als Höhepunkt des Abends, an dem über 20 Priester konzelebrierten und weitere das Beichtsakrament spendeten, rief Bischof Klaus Küng zur geistlichen Erneuerung der Kirche auf und verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Rolle von Medjugorje. Den Lesungstext vom Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem deutete Küng als Bild für die Gegenwart: Auch heute gehe es darum, "das Haus Gottes neu aufzubauen - nicht nur äußerlich, sondern vor allem im Inneren der Menschen". Die Kirche durchlaufe eine schwierige Phase, doch gelte weiterhin: "Die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen."

Medjugorje bezeichnete Küng als einen Ort, von dem wichtige geistliche Impulse ausgegangen seien und weiter ausgingen. Viele Menschen würden dort zu beten beginnen, das Sakrament der Versöhnung neu entdecken und sich der Eucharistie zuwenden. Ein weiterer wichtiger Impuls aus den von der Jungfrau Maria übermittelten Botschaften sei das Fasten mittwochs und freitags. Die Erneuerung der Kirche beginne im Kleinen, bei Einzelnen, unterstrich der Bischof, "doch sie kann Kreise ziehen und ganze Kirchenräume neu füllen". Jeder, nicht nur kirchliche Amtsträger, könne sich aktiv in diesen Prozess einbringen, trotz aller Brüche und Schwächen. Als Sinnbild für eine aus Umkehr und Glaubenskraft entstehende Kirche nannte Küng das von ehemaligen Suchtkranken ohne maschinelle Hilfe errichtete Haus der Gemeinschaft Cenacolo in Medjugorje.

Erfahrungen, die verändern

Zuvor hatte P. Georg Rota von den Legionären Christi in einem persönlichen Zeugnis die Bedeutung des inneren Friedens als Grundlage für echte Erneuerung hervorgehoben. "Frieden beginnt nicht in Washington, Brüssel oder Moskau, sondern im Herzen jedes Menschen", sagte der Wiener Priester. Eine tiefe Erfahrung von Frieden habe er als Jugendlicher in Medjugorje gemacht, wo er während der eucharistischen Anbetung einen inneren Ruf verspürte, "als ob Jesus mich einlädt." Diese Erfahrung habe seinen Lebensweg als Priester entscheidend geprägt.

Rota berichtete auch von jungen Menschen, deren Leben sich durch die Pilgerreise nach Medjugorje gewandelt habe. Eine Frau, die zuvor schwere persönliche Erfahrungen gemacht hatte, habe dort erstmals Gott als Vater ansprechen können. Ein anderer Teilnehmer habe während der Anbetung im Freien gesagt: "Wie könnte mir kalt sein bei diesem Anblick?" Rota: "Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg - er hat einen Namen: Jesus." Der von Jesus vermittelte Frieden hänge nicht von äußeren Umständen ab, sondern beginne im Herzen und sei Fülle und eine "Kraft, die das innere Chaos ordnet und Raum schafft für das Wirken Gottes".

In weiteren Zeugnissen berichtete ein junges Ehepaar von Bemühungen um Gebetsleben und stille Momente in der Familie sowie von der Erfahrung, "nur mit Gott ausreichend gestärkt für die Herausforderungen" zu sein. Zwei junge Frauen erzählten, wie sie nach einer in Medjugorje begonnenen Hinwendung zum Glauben in ihrer Freizeit ehrenamtlich mit großem Erfolg für das Schulernährungsprogramm "Mary's Meals" engagieren.

Aus Paris angereist war der junge Mediziner Kevin, der seine intensive Erfahrung von einer Medjugorje-Pilgerreise gemeinsam mit Gleichgesinnten in einer Gebetsgruppe mit Fasten und Rosenkranzgebet weiterführt und seit sechs Jahren auch Vortänzer beim Internationalen Jugendfestival in Medjugorje Anfang August ist. Er tanze nur für Gott, wobei der Tanz für ihn noch viel intensiveres Gebet sei, erklärte der Arzt mit afrikanischen Wurzeln. Mittlerweile gibt es auch in Paris ein Medjugorje-Friedensgebet, das unter der Bezeichnung "Medj' Do It" im Juni heuer in der Kirche Saint Charles de Monceau stattgefunden hat - bereits zum neunten Mal, mit einem Programm über drei Tage.

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