27. September 2025 in Aktuelles
Leo XIV. über Hoffnung, den sensus fidei und die Berufung des heiligen Ambrosius. Eine Unfehlbarkeit des Volkes Gottes im Glauben. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) „In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand erkennt, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand erkennt, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“ (Lk 10,21-22).
Papst Leo XIV. hat in seiner Katechese bei der Generalaudienz am Samstag das Jubiläum als eine Einladung bezeichnet, „Pilger der Hoffnung“ zu werden: „Das Jubiläum macht uns zu Pilgern der Hoffnung, weil wir ein großes Bedürfnis nach Erneuerung spüren, das uns und die ganze Erde betrifft“.
Ausgehend von diesem Gedanken stellte der Papst das „Gespür“ in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Diese „Bewegung des Geistes“ beschrieb er als eine „Intelligenz des Herzens“, die Jesus vor allem bei den Kleinen wahrgenommen habe, das heißt bei den Menschen von demütigem Herzen: „Oft nämlich ahnen die Gelehrten wenig, weil sie meinen, schon alles zu wissen. Schön ist es dagegen, noch Raum im Geist und im Herzen zu haben, damit Gott sich offenbaren kann. Wie viel Hoffnung, wenn im Volk Gottes neue Intuitionen aufkommen“. Jesus freue sich darüber, „weil er erkennt, dass die Kleinen intuitiv erfassen. Sie haben den sensus fidei, der wie ein ‚sechster Sinn‘ der einfachen Menschen für die Dinge Gottes ist. Gott ist einfach und offenbart sich den Einfachen. Darum gibt es eine Unfehlbarkeit des Volkes Gottes im Glauben, deren Ausdruck und Dienst die Unfehlbarkeit des Papstes ist“.
Zur Verdeutlichung erinnerte der Papst an ein Ereignis aus der Geschichte der Kirche im 4. Jahrhundert. In Mailand sei die Kirche von Konflikten zerrissen gewesen, die Bischofswahl drohte im Tumult zu enden. Der damalige Statthalter Ambrosius habe mit seiner Vermittlung Ruhe gebracht: „Da erhob sich die Stimme eines Kindes und rief: ‚Ambrosius Bischof!‘ Und so forderte auch das ganze Volk: ‚Ambrosius Bischof!‘“. Ambrosius sei zu diesem Zeitpunkt nicht getauft gewesen, sondern Katechumene. „Das Volk aber ahnt etwas Tiefes an diesem Mann und wählt ihn. So hat die Kirche einen ihrer größten Bischöfe und einen Kirchenlehrer erhalten“. Ambrosius habe sich zunächst verweigert und sei geflohen, dann aber habe er die Wahl als Ruf Gottes erkannt, die Taufe empfangen und die Bischofsweihe angenommen. So sei zu sehen, „welch großes Geschenk die Kleinen der Kirche gemacht haben. Auch heute ist dies eine Gnade, um die man bitten soll: Christ zu werden, während man die empfangene Berufung lebt! Bist du Mutter, bist du Vater? Werde Christ als Mutter und Vater. Bist du Unternehmer, Arbeiter, Lehrer, Priester, Ordensfrau? Werde Christ auf deinem Weg. Das Volk hat dieses ‚Gespür‘: es versteht, ob wir Christen werden oder nicht. Und es kann uns korrigieren, es kann uns die Richtung Jesu zeigen“. Der Papst erinnerte daran, dass Ambrosius seiner Gemeinde viel zurückgegeben habe. Er habe neue Formen des Psalmengesangs, des Feierns und des Predigens geschaffen: „Er selbst konnte intuitiv erfassen, und so hat sich die Hoffnung vervielfacht. Augustinus wurde durch seine Predigt bekehrt und von ihm getauft“.
Leo XIV. schloss mit dem Hinweis: „Das Gespür ist ein Weg der Hoffnung, vergessen wir es nicht! Auch so lässt Gott seine Kirche vorangehen, indem er ihr neue Wege zeigt. Gespür haben ist der Instinkt der Kleinen für das kommende Reich. Möge uns das Jubiläum helfen, klein zu werden nach dem Evangelium, um die Träume Gottes zu erfassen und ihnen zu dienen!“.
Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, das Beispiel des heiligen Ambrosius von Mailand ermutige euch, auf den Ruf, der an jeden auf persönliche Art ergeht, einfach und bereitwillig zu antworten und so dem Reich Gottes den Weg zu bereiten.
Foto (c) Vatican Media
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