28. September 2025 in Aktuelles
Leo XIV.: Katechese als Zeugnis des Lebens. Aufruf zu Umkehr, Gerechtigkeit und Frieden im Heiligen Jahr. Gott vergisst den Armen nicht. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Am 26. Sonntag im Jahreskreis, bei der Heilig-Jahr-Feier der Katecheten, feierte Papst Leo XIV. Zusammen mit zehntausenden Gläubigen die heilige Messe auf dem Petersplatz. Im Rahmen des Gottesdienstes erhielten 39 Katecheten aus 16 Ländern ihre offizielle Beauftragung für ihr Amt. In seiner Predigt legte er das Evangelium vom reichen Mann und vom armen Lazarus (Lk 16,19–31) aus und legte dar, wie die Botschaft Jesu zusammen mit dem Auftrag der Katecheten besonders im Heiligen Jahr zu verstehen ist. Die Worte des Papstes verbanden biblische Schärfe, kirchliche Tradition und einen leidenschaftlichen Aufruf zur Erneuerung im Glauben.
„Die Worte Jesu vermitteln uns, wie Gott auf die Welt schaut, zu jeder Zeit und an jedem Ort“, eröffnete der Papst seine Homilie. Christus sehe nicht nur Reichtum und Armut, Kleider und Geschwüre, sondern vor allem die Herzen der Menschen: „Lazarus wird von dem vergessen, der ihm gegenübersteht, gleich hinter der Haustür, Gott jedoch ist ihm nahe und erinnert sich an seinen Namen. Der Mann, der im Überfluss lebt, ist hingegen namenlos, weil er sich selbst verliert, indem er seinen Nächsten vergisst“. Die Geschichte Jesu sei heute aktueller denn je: „Vor den Toren des Überflusses steht heute das Elend ganzer Völker, die von Krieg und Ausbeutung betroffen sind. Wie viele Lazarusse sterben angesichts der Gier, die die Gerechtigkeit vergisst, angesichts des Profits, der die Nächstenliebe mit Füßen tritt, angesichts des Reichtums, der vor dem Schmerz der Armen blind ist!“.
Leo XIV. erinnerte daran, dass die Kirche unermüdlich verkünde, dass Christus auferstanden sei. Der Dialog zwischen dem reichen Mann und Abraham im Evangelium zeige die Dramatik: „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht“ (Lk 16,31). Dazu betonte der Papst: „Nun ist aber einer von den Toten auferstanden: Jesus Christus“. Damit werde deutlich: „Das Evangelium verkündet uns, dass sich das Leben eines jeden ändern kann, weil Christus von den Toten auferstanden ist. Dieses Ereignis ist die Wahrheit, die uns rettet: Deshalb muss sie erkannt und verkündet werden, aber das reicht nicht aus. Sie muss geliebt werden: Es ist diese Liebe, die uns das Evangelium verstehen hilft, weil sie uns verwandelt“.
In eindringlichen Worten beschrieb Leo XIV. den Auftrag der Katecheten. Schon das Wort selbst verweise auf den Klang, der im Leben eines Menschen widerhallt: „Der Name eures Dienstes stammt vom griechischen Verb katēchein, was so viel bedeutet wie ‚mit lauter Stimme unterrichten, erklingen lassen‘. Das bedeutet, dass der Katechet ein Mensch des Wortes ist, ein Wort, das er mit seinem Leben ausspricht“. Die Katechese beginne nicht erst im Unterricht, sondern zu Hause.: „So wie wir unsere Muttersprache gelernt haben, kann auch die Verkündigung des Glaubens nicht an andere delegiert werden, sondern findet dort statt, wo wir leben“. Unsere Eltern „sind die ersten Katecheten, diejenigen, die als Erste zu uns gesprochen und uns das Sprechen beigebracht haben. So wie wir unsere Muttersprache gelernt haben, kann auch die Verkündigung des Glaubens nicht an andere delegiert werden, sondern findet dort statt, wo wir leben. Vor allem in unseren Häusern, am Esstisch“.
„Wir alle wurden durch das Zeugnis derer geformt, die vor uns geglaubt haben“, so der Papst. Die Kirche sei eine große Gemeinschaft, in der alle mitwirken: „Während das Volk Gottes Männer und Frauen zum Glauben führt, ‚wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen … durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die Verkündigung derer, die … das sichere Charisma der Wahrheit empfangen haben‘“ (Dei Verbum 8). In dieser Gemeinschaft „ist der Katechismus das ‚Reiseinstrument‘, das uns vor Individualismus und Streit schützt, weil er den Glauben der gesamten katholischen Kirche bezeugt“.
„Wenn wir zum Glauben anleiten, geben wir keine Belehrung, sondern legen das Wort des Lebens in die Herzen, damit es Früchte des guten Lebens trägt“: Ein Höhepunkt der Predigt war der Rückgriff auf den heiligen Augustinus. Der Papst zitierte dessen Schrift De catechizandis rudibus: „Halte deinen Vortrag so, dass dein Schüler durch Hören zum Glauben, durch den Glauben zur Hoffnung, durch die Hoffnung aber zur Liebe gelange“. Das sei der Maßstab: „Wenn wir zum Glauben anleiten, geben wir keine Belehrung, sondern legen das Wort des Lebens in die Herzen, damit es Früchte des guten Lebens trägt“.
Zum Abschluss seiner Predigt rief Papst Leo XIV. die Katecheten und alle Gläubigen auf, das Evangelium ernst zu nehmen: „Denken wir daran, dass niemand etwas geben kann, was er nicht hat. Hätte der Reiche aus dem Evangelium Barmherzigkeit für Lazarus empfunden, hätte er nicht nur dem Armen, sondern auch sich selbst Gutes getan“. Das Heilige Jahr müsse eine Zeit der Erneuerung werden: „Wenn auch wir von Habsucht und Gleichgültigkeit versucht werden, erinnern uns die vielen Lazarusse von heute an das Wort Jesu und werden für uns zu einer noch wirksameren Katechese in diesem Jubeljahr, das für alle eine Zeit der Umkehr und Vergebung, des Einsatzes für Gerechtigkeit und der aufrichtigen Suche nach Frieden ist“.
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