Plädoyer für mutiges Christsein bei Gedenken an das Rosenkranzfest 1938

8. Oktober 2025 in Chronik


Kardinal Schönborn ruft zum Gebet für Frieden auf - Bayard: Gedenken an größte Manifestation des geistigen Widerstands gegen Nationalsozialismus keine Nostalgie, sondern Auftrag für lebendiges Christentum - Bayard bricht Lanze für Rosenkranz


Wien (kath.net/KAP) Zum Jahrestag des historischen "Rosenkranzfestes" vom 7. Oktober 1938 hat die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) Dienstagabend zu einem Festgottesdienst in den Wiener Stephansdom geladen. Hauptzelebrant war der Hochmeister des Deutschen Ordens, Frank Bayard. Er betonte in seiner Predigt, dass es nicht um ein nostalgisches Gedenken der Ereignisse von 1938 geht, sondern um den aktuellen Auftrag, auch heute mutig den christlichen Glauben zu leben und aus diesem heraus die Welt zu gestalten. - Die Feier mit dem damaligen Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer gilt als die größte Manifestation des geistigen Widerstands gegen den Nationalsozialismus im gesamten sogenannten "Großdeutschen Reich". 

Dem Festgottesdienst voraus ging eine Andacht mit Rosenkranzgebet, dem Kardinal Christoph Schönborn vorstand. Schönborn rief zum eindringlichen Gebet für den Frieden auf. Und er erinnerte auch daran, dass der 7. Oktober der Jahrestag des Terroranschlags der Hamas ist. Der Kardinal ermutigte die Gläubigen, sich vertrauensvoll im Gebet an Maria zu wenden, "und ihr die Nöte unserer Zeit anzuvertrauen". Maria möge die Herzen der Menschen bewegen, sodass mutige Schritte zum Frieden möglich werden, sagte der Kardinal.

Schönborn wie auch Hochmeister Bayard erinnerten an die Ereignisse von 1938. Am 7. Oktober 1938 versammelten sich Tausende Jugendliche im Stephansdom, um gemeinsam mit dem damaligen Wiener Erzbischof Theodor Kardinal Innitzer das Rosenkranzfest zu begehen. Innitzer predigte in Abänderung des gedruckten Programms nicht vorne beim Altar, sondern bestieg wegen der unerwartet hohen Anzahl von Jugendlichen die berühmte Pilgramkanzel. Seine Ansprache gipfelte in den Worten: "Einer ist euer Führer, euer Führer ist Christus, wenn ihr Ihm die Treue haltet, werdet ihr niemals verloren gehen".

Die Jugendlichen versammelten sich nach der Andacht spontan vor dem Erzbischöflichen Palais, um nachdrücklich ihre Solidarität mit Kirche und Kardinal zu bekunden. Tausende ließen Innitzer hochleben. Sprechchöre mit Rufen wie "Wir wollen unseren Bischof sehen!" wurden angestimmt - eine "Provokation" in den Augen der NSDAP-Funktionäre, die natürlich die Anspielung auf die Hitler-Parolen merkte. Kardinal Innitzer winkte zögernd aus einem Fenster im ersten Stock an der Ecke der Rotenturmstraße und gab dann mit beiden Armen deutliche Zeichen, dass die Jugendlichen nach Hause gehen sollten.

"Hitler-Jugend" und Gestapo verhafteten von dieser Kundgebung weg Jugendliche, einige kamen später sogar ins KZ. Am folgenden Tag, dem 8. Oktober, schlug das Regime dann mit voller Härte zurück. "Spontan", tatsächlich aber gut organisiert, stürmte die "Hitler-Jugend" (HJ) - Schlägertrupps, bestehend aus 17- bis 25-jährigen - das Erzbischöfliche Palais und das Curhaus am Stephansplatz Nr. 3. Kardinal Innitzer konnte im letzten Moment in Sicherheit gebracht werden, das Palais wurde verwüstet. Das Christus-Bild, das die "Hitler-Jungen" mit ihren Dolchen zerfetzten, hängt heute im Konsistorialsaal des Palais.

Im Curhaus fiel der HJ der Domkurat Johannes Krawarik in die Hände. Er wurde aus dem Fenster geworfen; dass er dabei nicht getötet wurde, hatte er einem Sandhaufen zu verdanken. Mehr als eine Stunde wurde ihm ein Arzt verweigert. Er zog sich so schwere Verletzungen zu, dass er bis Februar 1939 im Spital bleiben musste.

Die Polizei sah dem Treiben der HJ untätig zu. Der Polizeipräsident saß im Kaffeehaus und schaute auf die Uhr, ob die mit der Partei vereinbarte Zeitspanne für das wüste Treiben schon abgelaufen war.

Ohne Gott kein Mitgefühl

Ohne Gott verschwindet das Mitgefühl aus der Welt, warnte Hochmeister Bayard in seiner Predigt. Versuchungen, Gott an den Rand zu drängen oder selbst Gott zu spielen, gebe es wohl zu jeder Zeit und so vielfach auch heute. Umso notwendiger sei es, für den christlichen Glauben und christliche Werte öffentlich einzustehen, so der Hochmeister. Er rief u.a. zum Einsatz gegen Rassismus und für den umfassenden Schutz des Lebens auf. Die Christen dürften nicht blind sein für den fragilen Frieden in Europa, ebenso aber etwa auch nicht für die weltweite massive Christenverfolgung.

Schließlich bracht Bayard auch eine Lanze für das Rosenkranzgebet, das alles andere als verstaubt sei, wie er sagte. 

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