11. Oktober 2025 in Buchtipp
Das Buch "Meine Seele lebt für ihn, Zweisamkeit mit Gott" ist eine geistliche Einladung, die eigene Gottesbeziehung neu zu entdecken und zu vertiefen. Es richtet sich besonders an Gottgeweihte, spricht jedoch ebenso andere Menschen an.
Tauberbischofsheim (kath.net)
Die Autorin Margarete Eirichs, selbst Gottgeweihte, verbindet persönliche geistliche Erfahrung mit biblischen Impulsen und der reichen Tradition der Kirche. Besonders eindrucksvoll ist die Weise, wie Eirich die Eucharistie, das persönliche Gebet und die innere Sammlung als Orte der Begegnung mit Christus beschreibt. Diese werden nicht als Pflicht verstanden, sondern als Geschenk – als Ausdruck einer geistlichen Brautschaft, in der der Mensch sich Christus ganz hingibt und von ihm ganz angenommen wird. Sie zeigt, dass wahre Zweisamkeit mit Gott nicht in äußeren Aktivitäten wurzelt, sondern in der Stille, im Alleinsein und in der Sehnsucht des Herzens. Gerade in Momenten der Stille, des Alleinseins kann eine besondere Nähe zu Gott entstehen – eine Zweisamkeit, die trägt, heilt und erfüllt.
Das Buch ist tatsächlich ein bemerkenswertes Werk, das eine seltene Kombination aus theologischer Tiefe, spiritueller Praxis und mystischer Schönheit bietet. Ein wertvoller Begleiter für alle, die Gott nicht nur erkennen, sondern mit ihm leben möchten. Es inspiriert nicht nur geistlich, sondern Eirich zeigt zugleich konkrete Wege auf, wie diese innige Zweisamkeit im Alltag gelebt werden kann.
Besonders eindrucksvoll entfaltet Eirich vier zentrale geistliche Dimensionen, die als tragende Säulen das gottgeweihte Leben in seiner Tiefe beleuchten und den Gottgeweihten als kostbare Schätze auf dem Weg der inneren Hingabe dienen.
Als erste Dimension entfaltet Eirich die „Brautschaftstheologie“ in einer selten beleuchteten, aber zutiefst bewegenden Weise – als innige Liebesbeziehung zwischen Christus und der gottgeweihten Seele, die von Hingabe, Vertrauen und heiliger Nähe geprägt ist. Sie entfaltet diese Theologie nicht als theoretisches Konzept, sondern als gelebte Wirklichkeit. Ihre Worte sind durchdrungen von persönlicher Erfahrung und geistlicher Vertrautheit. Die Beziehung zu Christus wird als eine innere Vermählung beschrieben – eine Liebes-gemeinschaft, die nicht nur das Herz berührt, sondern die ganze Existenz durchdringt. In dieser geistlichen Brautschaft geht es nicht um romantische Bilder, sondern um eine radikale Hingabe, ein Sich-Verlieren in der Liebe Gottes, die zugleich zutiefst heilend und verwandelnd wirkt.
Eirich zeigt, dass die Seele in dieser Beziehung nicht passiv bleibt, sondern aktiv liebt, antwortet, sich verschenkt. Die Eucharistie wird zum Hochzeitsmahl, das Gebet zum Brautgespräch, die Stille zum Ort der innigen Begegnung. Diese Sichtweise schenkt besonders Gottgeweihten eine neue Tiefe ihres Berufungsweges – sie lädt ein, die eigene Weihe nicht nur als Dienst, sondern als Liebesbund mit Christus zu leben. Eirich entfaltet das Bild der geistlichen Brautschaft mit einer solchen Feinfühligkeit, dass man sich eingeladen fühlt, selbst Teil dieser Liebesgeschichte zwischen Mensch und Gott zu werden.
Als zweite geistliche Dimension stellt Eirich „die Wüstenmütter“ in den Fokus. Eirich schenkt den oft übersehenen Stimmen der Wüstenmütter Raum und Würde. Die überlieferte Weisheit wird nicht nur zitiert, sondern achtsam in die geistlichen Herausforderungen unserer Zeit übertragen – ein Brückenschlag zwischen Tradition und Gegenwart. Ihre Worte, geboren aus der Stille der Wüste, aus dem Ringen mit Gott und sich selbst, werden nicht als historische Fußnoten behandelt, sondern als lebendige Impulse für das geistliche Leben heute.
Die Wüstenmütter – Frauen der inneren Klarheit, der radikalen Hingabe und der tiefen Gotteserfahrung – treten in Eirichs Werk aus dem Schatten der Geschichte und werden zu geistlichen Begleiterinnen. Ihre Weisheit wird nicht museal bewahrt, sondern wie frisches Wasser in die Gegenwart gegossen. Eirich gelingt es, ihre asketische Tiefe mit den Herausforderungen des heutigen gottgeweihten Lebens zu verbinden. Die Wüste wird dabei nicht nur als geografischer Ort verstanden, sondern als innerer Zustand: als Raum der Läuterung, der Sehnsucht, der Begegnung mit dem Wesentlichen. So entsteht ein geistlicher Dialog über die Jahrhunderte hinweg – ein Brückenschlag zwischen der frühen monastischen Tradition und dem heutigen Ruf zur Zweisamkeit mit Gott. Die Wüstenmütter werden zu Zeuginnen einer Liebe, die sich in der Stille entfaltet und in der Hingabe vollendet.
Als dritte Dimension beleuchtet Eirich die „Praktische Spiritualität“ – die Herausforderungen des geistlichen Alltags, von Gebetsdürre über geistliche Trockenheit bis hin zum inneren Kampf –, und bietet konkrete, lebensnahe Hilfen, die tragen und stärken. Eirich spricht nicht aus der Distanz theologischer Theorie, sondern aus der Nähe gelebter Erfahrung. Sie kennt die inneren Wüstenzeiten, in denen das Gebet trocken wird und die Seele schweigt. Sie benennt ehrlich die Kämpfe, die jede gottgeweihte Seele kennt: Zweifel, Müdigkeit, geistliche Angriffe – und sie tut dies mit einer Wärme, die nicht belehrt, sondern begleitet. Die geistlichen Übungen, die Eirich vorschlägt, sind einfach und tief zugleich: stille Betrachtung, das bewusste Leben der Sakramente, das Hören auf den inneren Ruf Gottes. Sie zeigt, wie man auch in der Dunkelheit des Gebets verweilen kann – nicht aus Pflicht, sondern aus Vertrauen. Diese praktische Spiritualität ist wie ein Kompass für die Seele: sie hilft, sich nicht zu verlieren, sondern tiefer zu finden. Sie macht Mut, in der geistlichen Trockenheit nicht zu fliehen, sondern zu bleiben – denn gerade dort kann Gott sich auf neue Weise zeigen. Eirichs Worte sind wie Lichtspuren auf einem oft verborgenen Weg: leise, aber klar, zart, aber tragend.
Als vierte Dimension öffnet Eirich die „Biblische Vertiefung“. Eirich versteht die Heilige Schrift nicht als bloße geistliche Vertiefung, sondern als lebendiges Wort, das die Seele berührt und verwandelt. Die Sammlung von Bibelstellen und Gebeten am Ende lädt zur persönlichen Betrachtung und inneren Begegnung ein.
Die ausgewählten Bibelstellen wirken wie geistliche Fenster: Sie öffnen den Blick auf das Herz Gottes und laden dazu ein, nicht nur zu lesen, sondern zu verweilen, zu lauschen und zu antworten. Die Verse sind sorgfältig zusammengestellt, tief verwurzelt in der Thematik der Zweisamkeit mit Gott, und sprechen unmittelbar in die Lebenswirklichkeit gottgeweihter Menschen hinein. Sie sind wie leise Rufzeichen, die die Seele erinnern: Du bist gemeint. Du bist gerufen. Du bist geliebt.
Auch die Gebete, die Eirich beifügt, tragen die Handschrift einer Seele, die selbst viel mit Gott gesprochen hat. Sie sind schlicht in der Form und zugleich durchdrungen von Tiefe. Sie laden ein zur Sammlung, zur persönlichen Antwort, zur stillen Begegnung mit Christus - dem Bräutigam der Seele. Diese Sammlung von Schriftworten und Gebeten ist ein geistlicher Schatz, der das Herz berührt und zur spirituellen Reifung führt.
Eirichs Buch „Zweisamkeit mit Gott“ ist mehr als ein Buch – es ist ein geistlicher Wegweiser für alle, die sich nach einer lebendigen, innigen Beziehung zu Gott sehnen. Was dieses Buch besonders macht, ist ihre sachlich-spirituelle Schönheit – eine Verbindung von theologischer Klarheit und innerer Tiefe. Es ist, als würde die Autorin dem Leser die Hand reichen und ihn behutsam in jene Räume führen, in denen das Herz still wird, zu sprechen beginnt – und Gott antwortet: leise, zart, heilig.
Das Buch ist nicht nur kontemplativ, sondern auch konkret. Es ist ein Buch, das nicht belehrt, sondern begleitet – wie ein guter Freund, der nicht vorgibt, alle Antworten zu kennen, aber weiß, wo man sie finden kann: im Herzen, das sich Gott öffnet.
Gelobt sei Jesus Christus.
Margarete Eirich, Dr. theol., Betriebswirtin und Pädagogin, ist seit 2007 gottgeweiht, war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Trier, ist seither als Publizistin tätig und hält Vorträge nicht nur bei verschiedenen Radio- und Fernsehsendern. Das erschienene Buch ist in gewisser Weise eine Fortsetzung und Vertiefung von: "Einsam? Zweisamkeit mit Gott". Weitere Bücher: "Gottes Gegenwart im Leid", "Von der verwandelnden Mitfeier der Eucharistie und dem Dienst am Wort" Gottes".
Buchtipp:
„Meine Seele, sie lebt für ihn“ (Ps 22,30)
Zweisamkeit mit Gott für Gottgeweihte
Von Margarete Eirich
https://shop.tredition.com/booktitle/Meine_Seele_sie_lebt_f%3fr_ihn_Ps_2230/W-638-132-122
Softcover/Hardcover/E-Book ab 18,90 €
ISBN: 978-3-384-65685-8
204 Seiten
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