Wir predigen den heiligen Klimawandel

27. Oktober 2025 in Kommentar


Das Katholische Büro in Berlin postuliert Gefolgschaft der Katholiken in Fragen der bischöflich verordneten Klimapolitik. Hier wird in einer umstrittenen Frage die Moralkeule geschwungen. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Berlin (kath.net)

In einer Erklärung forderte der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, von Katholiken, den „Weckruf unserer Bischöfe“ zum Klimawandel nicht zu ignorieren. In der zwei Seiten umfassenden Erklärung, die über die Webseite des Kommissariats der Deutschen Bischöfe verbreitet wurde, werden umfangreiche klimapolitische Forderungen erhoben. Der wohlhabende Globale Norden, zu dem die Länder in Nordamerika und Westeuropa gehörten, so Jüsten, sei für einen erheblichen Anteil der historischen und aktuellen CO2-Emissionen verantwortlich und genieße wirtschaftliche Vorteile, die auf Kosten des Globalen Südens erzielt worden seien. Damit schließt sich der Cheflobbyist der deutschen Bischöfe einem marktwirtschaftskritischen und postkolonialistischen Narrativ an, das einer genaueren Überprüfung schwerlich standhalten dürfte. Vom sogenannten „Globalen Norden“ verlangt der Prälat ein entschlossenes Handeln, „um diese Klimaschulden zurückzuzahlen: die Umweltschäden stoppen, in Initiativen zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel investieren und Schäden ausgleichen, die nicht rückgängig gemacht werden können“. Der Leiter des Katholischen Büros pflegt damit ein Narrativ, das den Wandel des Weltklimas ursächlich monokausal auf menschlichen CO2 – Ausstoß reduziert. Es folgt eine Aufzählung, die die seiner Ansicht nach notwendigen Maßnahmen umschreibt, wie beispielsweise, dass die Europäische Union bis 2040 klimaneutral werden solle. Immerhin enthält die Erklärung auch eine Kritik an der Verwüstung ganzer Landstriche im Wettlauf um „Mineralien wie Lithium, Kobalt und Nickel, die für sogenannte ‚saubere‘ Technologien wie Batterien und Elektroautos gebraucht werden“. Angeblich klimaneutrale Technologien erweisen sich bei genauem Hinsehen als weitaus schädlicher als herkömmliche Technologien. Die Forderung des Leiters des katholischen Büros gipfelt in dem Satz: „Wir müssen das wirtschaftliche und kulturelle System verändern und die Logik des unbegrenzten Profits ersetzen durch integrale Ökologie: also Solidarität, Gerechtigkeit und Sorge für die Schöpfung“.

Würde sich der Verfassungsschutz unseres Landes um seine ursprüngliche Aufgabe kümmern, müssten die Bischöfe nun ein paar Fragen beantworten, warum der Leiter ihres Kommissariats in Berlin ganz offen und unverhohlen einen Systemwechsel fordert. Die Abschlussforderung enthält Elemente planwirtschaftlicher Steuerung der nationalen wie auch internationalen Wirtschaft, die in einer gewissen Spannung zur freiheitlichen Grundordnung unseres Staates stehen könnten. Doch das Kernproblem dieser Erklärung geht noch viel tiefer. Einerseits ist es fraglich, warum sich ein kirchlicher Lobbyist nicht nur ein grünes Narrativ zu eigen macht, sondern zudem noch eine Eine-Welt-Strategie „zu unser aller Wohl“ propagiert. Die internationalistisch-globalistische Weltsicht ist, wie man sieht, weiter verbreitet, als man denkt. Wir kennen derartige Thesen und Agenden vom WEF(Weltwirtschaftsforum), der Weltbank, der WHO, der UN und anderen multinationalen Organisationen. Kirchlich war eine solche Sicht nie. Kongruenz zwischen einer weltkirchlichen Sicht und derartigem Internationalismus lässt sich nicht herstellen. Doch dazu später mehr. Schauen wir auf ein paar Fakten.

Da ist zunächst einmal der CO2 – Ausstoß. Allein China stößt ungefähr ein Drittel des gesamten weltweit emittierten Kohlendioxid aus. Das aufstrebende Land baut derzeit mehr Kohlekraftwerke als alle anderen Staaten der Welt. Die gesamten gängigen CO2- Narrative brechen bei einer genauen Überprüfung krachend zusammen, sobald man ideologische Axiome entfernt. Selbst wenn Deutschland ab heute gar nichts mehr emittieren würde, wäre der weltweite Klimaeffekt genau Null. Dazu kommt noch, dass sich mehr und mehr herausstellt, dass das CO2 – Narrativ im Grunde nur eine Bedeutung hatte, es ging und geht darum, Luft zu besteuern. Angesichts der Tatsache, dass die deutsche (sogenannte) Energiewende gar keine Senkung der Kohlendioxidemissionen bewirkt hat, sondern nur für abgeholzte Wälder für unsinnige Windmühlen und gute Umsätze für französische Kernkraftwerke sorgt, stellt sich in mehr als nur einer Hinsicht die Sinnfrage einer solchen Klimapolitik. Es ist im Grunde nur ideologiegetriebene Klientelpolitik. Damit ist noch immer nicht die Diskussion um die Monokausalität der Kohldioxidemissionen eröffnet oder die Frage, wie groß der menschliche Fußabdruck wirklich ist. Die längste Zeit der Existenz unserer Erde hat sich das Klima mangels Menschen vollkommen ohne deren Einfluss verändert. Angesichts der Tatsache, dass uns das Datenmaterial fehlt, ist auch die These, das Klima habe sich noch nie so schnell wie heute verändert, recht steil und kaum zu halten. Ohne nun direkt in das Lager der „Klimaleugner“ wechseln zu wollen, kommt man trotzdem nicht umhin, sich ehrlich einzugestehen, dass es mehr offene als beantwortete Fragen in dieser Sache gibt. Damit sollte klar sein, nicht die Tatsache, dass sich eine kirchliche Stelle zu einer Frage der Ökologie äußert, ist das Problem. Vielmehr ist zu kritisieren, dass man sich unbesehen einem einseitigen Narrativ anschließt und daraus Forderungen für Katholiken ableitet, die den Eindruck erwecken, als handele es sich um letzte Fragen und absolute Wahrheiten. Es geht ganz im Gegenteil um wissenschaftliche Fragestellungen, die immer auch die kritische Frage und die Bestrebung, sie zu falsifizieren zulassen müssen. Gesellschaftlich ist aber – und da müsste die Kirche ihre Stimme laut und hörbar erheben – jeder ein Paria, der sich erlaubt, die Erzählungen vom Klimawandel in Frage zu stellen.

Nun ist die Kirche immer eine Kirche in der Welt und sie hat auch zu Fragen der Welt Stellung zu beziehen. In Fragen der Klimapolitik, die am Ende – zumindest primär – eine Frage der Energiepolitik ist, würde dies bedeuten, dass sich die Kirche für einen in einer Rahmenordnung gefassten freien und technologieoffenen Energiemarkt ausspräche. Eines nämlich hat die Geschichte der Ökonomie gezeigt. Nur stabil verfügbare, bezahlbare Energie führt zu einer konstanten Zunahme des Wohlstandes in einer Volkswirtschaft. Jede Zunahme des Wohlstandes führt zu einem gesteigerten Bewusstseins für ökologische Fragen. Damit kommt es zu einer politischen Verantwortung und zu einer besseren, umweltverträglichen Technologie. Je mehr planwirtschaftliche Elemente man einführt, umso schlechter wird am Ende die Ökobilanz. Unser Land ist gerade das beste Beispiel dafür. Es zeigt zugleich, dass Planwirtschaft immer zu Misswirtschaft, Verfall und zu Verarmung führt. Geht man nun weiterhin von einem – wie groß oder wie klein auch immer – angenommenen menschlichen Abdruck bei der Klimaveränderung aus, dann wäre ein mit politischen Impulsen angeregter aber ansonsten freier Markt das beste Instrument ökologische Fortschritte zu erzielen.

Ein katholisches Büro der Bischöfe in Deutschland müsste, nähme es seinen Auftrag ernst, auf die grassierenden Probleme unseres Landes hinweisen. Fast vollkommener Verlust der inneren Sicherheit und Ordnung, eine politisch gemachte wirtschaftliche Rezession, die, geht sie ungebremst so weiter, das Risiko der Verarmung breiter Schichten trägt, ein aus dem Ruder laufendes in immer höherem Maße ungerechtes Sozialsystem und nicht zuletzt eine politisch motivierte tiefe Spaltung der Gesellschaft. Wenn man bei „Stadtbild“ nicht mehr zuerst an Kirchtürme denkt, die ein Stadtbild prägen, sollte das auch Einfluss auf katholischen Lobbyismus haben, Das ist alles sehr unangenehm und man müsste das eine oder andere mea culpa sprechen, weil man als Kirche entweder davon profitiert hat (z.B. Migration) oder weil man so gerne im System mitmischt (Pflege, Kitas, Krankenhäuser). Da ist es doch einfacher seinen Elfenbeinturm im Wolkenkuckucksheim der oberen Atmosphärenschichten aufzubauen und nach Treibhausgasen zu suchen, um diese anzuprangern. Breite Schichten der Bevölkerung verstehen zunehmend den folgenden Zusammenhang: zum einen wird hier mit einem Faktum operiert, das intuitiv einsichtig ist – das Klima wandelt sich – zum anderen mit einem dem Menschen leicht einzuredenden Schuldkomplex – Du bist schuld! – der dazu benutzt wird, den Bürger als fiskalische Melkkuh zu verwenden. Dass dies zu politisch irrealen Wahlentscheidungen am rechten und linken Rand führt, ist kein Wunder.

Für Katholiken ist folgender Gedanke wichtig: Die Prinzipien der katholischen Soziallehre von Subsidiarität und Solidarität gelten auch für die Klimapolitik. Schaut man sich die Erklärung von Prälat Jüsten darauf hin an, fällt auf, wie sehr das Prinzip der Subsidiarität zu Lasten einer Zentralität und Globalität verschoben und vernachlässigt ist. Und letztendlich gilt: Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass dieser Planet in überschaubarer Zeit nicht mehr in der Lage ist, den Menschen, für die er von Gott geschaffen wurde, eine Heimat zu bieten, so wäre dies nichts als ein Hinweis auf die bevorstehende Parusie. Wäre dies die Erkenntnis der Bischöfe unserer Tage, so wäre es an der Kirche, zu Buße und Umkehr aufzurufen. Ob ein Aufruf zur Klimaneutralität die Bischöfe von ihrer Pflichtvergessenheit, den Glauben der Kirche auszubreiten exkulpieren würde, darf bezweifelt werden. Man wünschte sich einen gleichstarken Einsatz des Kommissariats der deutschen Bischöfe doch eher in Fragen des Naturrechts, der Bioethik und der christlichen Anthropologie. Doch dies wird wohl für lange Zeit Wunschdenken bleiben.

 

 

Bild oben: Kohlendioxid gehört zur in geringer Konzentration Atmosphäre und ist notwendig, damit Pflanzen existieren können. In der Photosynthese wird es in Zucker und Sauerstoff umgewandelt. Neuerdings ist dieses Gas der Auslöser für den Klimawandel und der Mensch ist an allem Schuld. Foto: Pixabay.


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