
18. November 2025 in Aktuelles
Zahl der Brandanschläge auf Kirchen hat sich laut OIDAC-Jahresbericht verdoppelt - Beobachtungsstelle: Hohe Dunkelziffer und unzureichende Erfassung von Vorfällen in etlichen Ländern
Wien (kath.net/KAP) 2.211 antichristliche Hassdelikte hat die Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa (OIDAC Europe) für 2024 verzeichnet. "Hinter der Zahl stehen konkrete Fälle von Kirchenvandalismus, Brandstiftung und körperlicher Gewalt, die reale Konsequenzen für das Leben lokaler Gemeinden haben", sagte Anja Tang, Direktorin der in Wien ansässigen Nichtregierungsorganisation. Für den am Montag veröffentlichten OIDAC-Jahresbericht wurde Zahlenmaterial aus offiziellen europäischen Polizeistatistiken, aber auch aus anderen Quellen zusammengetragen; darunter die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie zivilgesellschaftliche Gruppen.
Den leichten Rückgang im Vergleich zu 2023, als europaweit 2.444 Delikte gezählt wurden, führt OIDAC Europe nicht auf eine Entspannung der Lage, sondern eine unzureichende Erfassung in etlichen Ländern zurück. Die Zahl der gemeldeten Angriffe auf Personen, darunter auch Fälle körperlicher Gewalt, sei dennoch von 232 auf 274 gestiegen, obwohl für Frankreich und Großbritannien 2024 keine entsprechenden Daten vorlagen.
Die Beobachtungsstelle wertet die Zahlen als Beleg für ein "Klima wachsender Intoleranz, in dem Christen weiterhin zu den am häufigsten betroffenen religiösen Gruppen zählen" und fordert verstärkte Maßnahmen auf EU-Ebene, so etwa die Einsetzung eines EU-Koordinators zur Bekämpfung von antichristlichen Hassverbrechen, analog zu den bestehenden Mandaten für Antisemitismus und antimuslimischen Hass.
Brandanschläge auf Kirchen verdoppelt
Laut den Erhebungen von OIDAC Europe wurden die meisten antichristlichen Hassverbrechen 2024 in Frankreich (770), Großbritannien (502), Deutschland (337) und Österreich (116) dokumentiert. In Österreich befinden sich laut Beobachtungsstelle darunter zahlreiche Fälle von Kirchenvandalismus sowie zwölf körperliche Angriffe und zwölf Drohungen gegen Christen.
Für Deutschland weist die Polizeistatistik für das vergangene Jahr 337 christenfeindliche Straftaten aus - rund 22 Prozent mehr als im Jahr zuvor. OIDAC Europe bemängelt in diesem Zusammenhang, dass nur Delikte mit politischem Hintergrund erfasst würden. Viele christenfeindliche Übergriffe aus anderen Motiven fielen so durchs Raster.
Als besonders alarmierend bezeichnet OIDAC, dass im Vorjahr 94 Brandanschläge auf Kirchen und religiöse Einrichtungen registriert wurden. Das sind fast doppelt so viele wie 2023. Die meisten Fälle von Brandstiftung an Kirchen wurden mit 33 in Deutschland dokumentiert. Eine Entwicklung, die sich laut der Beobachtungsstelle fortzusetzen scheint: So habe die katholische Deutsche Bischofskonferenz angesichts von Brandanschlägen in Altarräumen, Exkrementen in Beichtstühlen und enthaupteten Christusstatuen Vandalismus gegen Kirchen erst vor einigen Monaten über "gefallene Tabus" geklagt.
Hohe Dunkelziffer
OIDAC-Direktorin Tang verweist zudem auf neue Umfragen, die auf eine hohe Dunkelziffer hindeuteten. In Polen etwa habe die Hälfte von rund 1.000 befragten Priestern angegeben, im vergangenen Jahr Opfer von Aggressionen geworden zu sein. Mehr als 80 Prozent hätten die Vorfälle aber nicht der Polizei gemeldet. "Wenn in einem mehrheitlich katholischen Land die Hälfte der Priester Übergriffe erfahren, kann man feindselige Einstellungen gegenüber Christen nicht länger als Randthema abtun", so Tang.
Über Hassverbrechen hinaus identifizierte OIDAC Europe im Jahresbericht zahlreiche rechtliche und gesellschaftliche Einschränkungen der Religionsfreiheit. "Diese Entwicklungen zeigen die Dringlichkeit, die Religionsfreiheit in Europa zu stärken - einschließlich des Rechts, religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen offen zu äußern, ohne Angst vor Repression oder Zensur", betonte Tang.
(Website Beobachtungsstelle OIDAC mit Report: www.intoleranceagainstchristians.eu)
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