Seine Freilassung war eine Gebetserhörung

22. November 2025 in Schweiz


Pater Hans Joachim Lohre weilt im Rahmen der «RedWeek» von Kirche in Not in der Schweiz - von Stefan Treier.


Villmergen (kath.net/ KiNCH)
Im Herbst 2022 war Pater Hans Joachim Lohre, während langer Zeit Missionar in Mali, während eines Seelsorgereinsatzes plötzlich verschwunden. Seine Freunde bangten um ihn. Weltweit wurde seiner im Gebete der Gläubigen gedacht. Ende November 2023 wurde der Verschleppte überraschend freigelassen. – Im Rahmen der “REDWEEK” – Tage des Hilfs-werks «Kirche in Not (ACN)» weilte er in der Schweiz und berichtete.
Wir haben den nun in Frankreich lebenden Missionar im Aargau getroffen, wo er drei Pfarreien besuchte, Gottesdienste abhielt und auch über die vergangene Zeit informierte, so auch in Birmenstorf, wo er von Kaplan Beat Reichlin herzlich und gastfreundlich willkommen geheissen wurde: “In dieser Woche gedenken wir vor allem den Millionen weltweit verfolgter und bedrängter Christen”.

Tobias Höppel bekannte als Informationsbeauftragter des Hilfswerks, dass landesweit über 180 Kirchen aussen oder innen während der REDWEEK-Woche in roter Farbe beleuchtet werden. Dies im Gedenken an die über 220 Millionen verfolgter Christen, von denen jährlich rund 5000 wegen ihres Glaubens umgebracht werden. Er stellte den Gast vor, welcher 1985 zum Priester geweiht wurde und in den 90er Jahren in Mali vorerst als Hochschulseelsorger engagiert war. Nachdem er im Herbst 2022 von Dschihadisten verschleppt wurde und von ihm jegliche Nachricht fehlte, wurde er im November 2023 überraschend freigelassen.

Erfahrene Freilassung - das Gebet nützt etwas
Pater Hans Joachim Lohre dankte «Kirche in Not (ACN)» für die Einladung zum Besuch in der Schweiz, wie auch für die während der Verschleppungszeit verrichteten Gebete für ihn. Er bezeichnete seine Freilassung nach einem Jahr als Gebetserhörung, wäre eine viel längere Verschleppungszeit nicht auszuschliessen gewesen. Wir alle werden von der Liebe Gottes und dessen Barmherzigkeit getragen. “Wir feiern heute diese Messe für Christen, welche um des Glaubens willen verfolgt werden”, so Pater Lohre.
In seinen eindrücklichen Predigtworten ging der Gast auf seine Zeit in Mali ein, wo er während 26 Jahren gelebt hatte. In diesem westafrikanischen Staat leben 24 Millionen Einwohner. Hiervon sind rund 80 % muslimischen Glaubens, etwa 18 % gehören Naturreligionen an, und bloss 2 % zählen sich zu den Christen, katholischer oder evangelischer Herkunft. Die Angehörigen der verschiedenen Religionen lebten während langer Zeit im Frieden zusammen. Gegen das Jahr 2000 begann sich der islamische Terror im Land auszubreiten. Ab 2011 wurden islamistische Terrorgruppen aktiv.

Es besteht noch nie dagewesenes Leid 
Ab 2012 ist Mali dem islamischen Terror ausgesetzt. Seither gibt es immer wieder Massaker, vor allem gegenüber Christen und Muslimen. Die Bevölkerung wird der Gewalt unterworfen. Die Frauen werden zur Verschleierung gezwungen. Viele Menschen versuchen zu fliehen und werden auf der Flucht erschossen. Unzählige Menschen machen sich Sorgen um das Überleben, weil ein noch nie dagewesenes Leid besteht.
Pater Lohre berichtete über die Zeit der Verschleppung durch Dschihadisten. Sie versicherten ihm gleich zu Beginn dieser schwierigen Zeit, dass er nicht körperlich attackiert und gut gehalten werde. Er wurde allerdings angewiesen, einen Turban zu tragen. Es wurde ihm erklärt, er würde nicht als christlicher Priester, sondern als Deutscher, verschleppt, weil sie der Ansicht sind, dass “Deutschland (engagiert in UNO-Schutztruppen) Krieg in Afrika führe”. Die vorwiegend jugendlichen Entführer wollten ihr Opfer zum Islam überreden. Sie berichteten dem Priester über ihre religiöse Ausbildung und zeigten sich entsetzt über Negatives, das aus dem Westen nach Afrika komme. 

Sie fühlten sich auf ihre Weise von Gott berufen. Andrerseits zeigte sich der Entführte standhaft und bemühte sich um einen Dialog mit den Entführern. Diese wollten ihm zwar beibringen, dass ihm der Weg in den Himmel versperrt bleibe, wenn er sich nicht dem Islam zuwende. Doch es gelang Pater Lohre, den Verschleppern beizubringen, dass sie, wie auch er, je auf ihre Weise beteten. “Lasst uns einander gegenseitig respektieren”, so sein Ratschlag an die jungen Dschihadisten. Es reicht schon der Wunsch, Jesus zu sehen. Er sah, dass auch die Dschihadisten Gott suchen.
Am Schlusse seiner Ausführungen zeigte Pater Lohre auf, dass die vielen für seine Freilassung gesprochenen Gebete von Gott nicht unerhört blieben. “Auch Muslime haben für mich gebetet” so der Priester. Er zeigte sich dankbar für jegliche Unterstützung während der Zeit seiner Ver-schleppung. Dieser Dank galt vor allem dem Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» und allen Gläubigen, egal auch welcher Konfession.

Bedeutung des Dialoges nicht unterschätzen
Während seiner langjährigen Tätigkeit in Mali, der Zeit seiner Verschleppung, wie auch in seiner neuen Tätigkeit in Marseille, zeigt sich wie enorm wichtig der Dialog ist. Pater Lohre verfügt diesbezüglich über wertvolle Erfahrungen. Nachdem eine Rückkehr nach Mali kein Thema mehr war, gab es für ihn eine neue Tätigkeit, deren er sich mit Hingabe und Überzeugunskraft widmen kann. In Marseille gehört rund ein Viertel der Bevölkerung dem muslimischen Glauben an, gegen zwei Drittel sind katholisch und rund 10 % gehören zum israelitischen Glauben. 
Auch hier bemüht sich Pater Lohre um den wertvollen interkonfessionellen Dialog, dessen Bedeutung er während Jahren schon in Mali pflegen konnte. Die in der südfranzösischen Grossstadt begonnenen Kontakte sind durchaus positiv, so, dass der Priester Wertvolles zum friedlichen Neben- und Miteinander verschiedener Ethnien beitragen kann. Es bestehen durchaus erfolgreiche Kontakte zwischen muslimischen und christlichen Geistlichen. Mit guten Dialogen zwischen den Religionen können Radikalisierungen am besten vermieden werden. 
Nicht unerwähnt bleiben soll das Bekenntnis, dass Gott den letzten aus Deutschland stammenden “Weissen Vater” in Mali besonders behütet hat. Noch am Vorabend der frohen Nachricht der Entlassung aus den Händen der Dschihadisten bemerkte der Geistliche am nächtlichen Himmel fallende Sternschuppen. Dabei dachte er sich “Gott es ist doch nicht zu spät für ein Wunder, bringe den Jungen doch wieder nach Hause”. Am anderen Tag, dem Christkönigsfest 2023, wurde er zu seiner Überraschung freigelassen und konnte das Land verlassen. Er hat dieses Jahr, in welchem er sich um ein intensives Gebetsleben bemühte, als Sabbatjahr verstanden.

Bild: Pater Hans Lore im Aargau © Kirche in Not Schweiz

 


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