
6. Dezember 2025 in Deutschland
Nach Gewaltandrohungen wurde der katholische Philosoph und Autor Sebastian Ostritsch von der Hochschule für Philosophie in München wieder ausgeladen.
München (kath.net/jg)
Der katholische Philosoph und Autor Sebastian Ostritsch sollte am 27. November sein neues Buch über die Gottesbeweise bei Thomas von Aquin im Licht der Kritik von Immanuel Kant an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München vorstellen. Auf Druck von Studenten wurde die Veranstaltung zwei Tage vorher abgesagt.
In den sozialen Netzwerken war vorher ein Aufruf zu Protesten gegen den Auftritt des angeblich „rechtsextremen Fundamentalisten“ Ostritsch verbreitet worden. Der Protest ging offenbar von Studenten der Hochschule für Philosophie aus, die um Verstärkung baten. „Bitte helft uns, indem ihr zu uns an die Hochschule kommt und Flagge und Gesicht zeigt! Wir schmücken die Hochschule und Aula mit Flaggen und Zitaten Ostritschs und bieten an, über Ostritschs gefährliche politische Agenda zu informieren“, war in dem Aufruf zu lesen.
Warum Ostritsch ein „rechtsextremer Fundamentalist“ sein soll und worin seine „gefährliche politische Agenda“ besteht, wurde nicht erklärt. Auf Anfrage von kath.net sagte Ostritisch, es sei um seine außerakademischen Publikationen gegangen, aber konkrete Vorwürfe seien ihm nie gemacht worden.
Am Dienstag, den 25. November, gab es ein „moderiertes Gespräch“, zu dem die Leitung der Hochschule und die Studentenvertretung eingeladen hatten. Dabei sollten „bestehende Bedenken in einem sachlichen Rahmen“ besprochen werden. Die Hochschulleitung hatte zu diesem Zeitpunkt die offizielle Ankündigung und Werbung für den Vortrag von Ostritsch von ihrer Internetseite und den Wänden der Hochschule entfernt.
Laut einem Bericht von Corrigenda, der sich auf einen Teilnehmer des Gesprächs vom 25. November beruft, wurde dabei von Studenten unverhohlen mit Gewalt gedroht. Sollte die Veranstaltung nicht abgesagt werden, werde sie „nicht ungestört“ ablaufen, kündigte ein Student an. Eine Studentin sagte in Richtung der Hochschulleitung. „Herr Ostritsch wünscht sich wie Charlie Kirk zu sein, wir können Sie aber beruhigen: Erschießen werden wir ihn nicht.“
Ostritsch sei aber ein „Menschenfeind“, er sei „rechtsextrem“, ein „Nazi“ und arbeite für „rechte Blätter“. Außerdem sei er in der Bibliothek des Konservatismus aufgetreten, wo auch schon andere rechte Personen aufgetreten seien, lauteten die Vorwürfe. Konkrete inhaltliche Kritik an Positionen, die Ostritsch vertritt, gab es nicht.
Die Professoren der Hochschule, die allesamt anwesend waren, hätten sich in der Diskussion defensiv verhalten, zwar auf die Wissenschaftsfreiheit gepocht und darauf verwiesen, sie wollten keine Zustände wie in den USA haben, wo politischer Druck auf Hochschulen ausgeübt werde, sagte ein Student gegenüber Corrigenda. Die Professoren hätten durchblicken lassen, dass sie die Einladung Ostritschs für einen Fehler hielten, meinte er.
Gegenüber der Tagespost gab die Leitung der Hochschule bekannt: „Angesichts der Begleitumstände innerhalb und außerhalb der Hochschule schien ein offener, akademischer Dialog nicht mehr möglich.“
Mittlerweile haben zahlreiche Journalisten, Publizisten, Hochschullehrer und Christen in unterschiedlichsten Positionen die Absage der Veranstaltung kritisiert, darunter Birgit Kelle, das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit und Prof. Riccardo Wagner (siehe Link).
Der Vortrag von Sebastian Ostritsch konnte mittlerweile an einem anderen Ort in München nachgeholt werden, wie die Tagespost berichtet.
Sebastian Ostritsch ist promovierter und habilitierter Philosoph. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit schreibt er für verschiedene katholische Publikationen.
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