15. November 2004 in Aktuelles
Der Heilige Stuhl startete in Zusammenarbeit mit der italienischen Regierung und der Universität von Triest ein Projekt.
Vatikan (www.kath.net / zenit) Der Heilige Stuhl gab am Dienstag den Beginn eines in der Geschichte der Archivierung einmaligen Projekts der Katalogisierung von Dokumenten über die Inquisition bekannt. Die italienische Regierung und eine auf diesem Gebiet spezialisierte Universität seien an dem Projekt beteiligt, erklärte Vatikan-Sprecher Joaquín Navarro-Valls.
Mit einer Vereinbarung über diese Initiative zwischen Erzbischof Angelo Amato, dem Sekretär der Kongregation für die Glaubenslehre, Maurizio Fallace, Generaldirektor des Archivs des Ministeriums für Kulturgüter und Kulturveranstaltungen in Italien, und Professor Andrea del Col, Leiter des Zentrums zur Erforschung der Inquisition an der Universität von Triest, Italien, wurde das Projekt gestartet.
Dieses Projekt umfasst nicht nur die Dokumentation der Römischen Inquisition, die in den kirchlichen, staatlichen und privaten Archiven aufbewahrt wird, sondern auch die Dokumentation der spanischen Inquisition auf italienischem Boden. Dazu gehören ebenfalls Unterlagen staatlicher Obrigkeiten, die Prozesse wegen Häresie, Hexerei und anderen Vergehen gegen den Glauben geführt haben.
Die Mitteilung des Vatikan spricht von einem Unternehmen von zuvor nie da gewesenem Umfang. Es sei von größter Wichtigkeit, den neuen Erkenntnissen der internationalen Forschung über die Kontrolle religiöser Ideen im mittelalterlichen und modernen Europa gerecht zu werden. Ziel sei, ein wenig bekanntes und an verschiedenen Orten verstreutes großes dokumentarisches Erbe verfügbar zu machen.
Die Katalogisierung will gemäß der gemeinsam erarbeiteten Kriterien im Zusammenspiel mit den heutigen Hilfsmitteln der Informatik diese einzigartigen Kulturgüter nicht nur bewahren, sondern sie auch der Forschung zugänglich machen. Erkenntnisse aus vielen Sektoren der Forschung können dadurch vertieft werden von der Geschichte der kirchlichen Lehre und der Wissenschaft, über die Kulturen und einzelne Heilige, zu Zensur und sozialen Kontrollsystemen, vom Mittelalter bis zur Neuzeit, informierte Navarro-Valls.
Die jüngste Veröffentlichung der Apostolischen Bibliothek des Vatikan mit dem Titel Die Inquisition stellt die Akten des Internationalen Symposiums zusammen, das der Vatikan vom 29. bis 31. Oktober 1998 einberufen hatte. Damals versammelten sich zu diesem Thema international renommierte Historiker verschiedener Strömungen und Religionen.
Das Buch ist 788 Seiten stark und enthält neue Erkenntnisse über einige Kapitel dieser Tribunale. Es wird jetzt schon als Handbuch für neue Doktorarbeiten über die Inquisition herangezogen.
Papst Gregor XI. (1227-1241) hatte als erster Kommissare (Inquisiteure) eingesetzt. Es handelte sich um Gesandte des Apostolischen Stuhls mit der Aufgabe, Häresien in bestimmten Regionen zu bekämpfen. Mit der Zeit schuf man feste Tribunale, die bis zu ihrer endgültigen Abschaffung in Spanien erst 1834 tätig waren.
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