16. November 2004 in Österreich
Ein Kommentar von Dr. Josef Spindelböck zum niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, christliche Werte und die Preisverleihung an Hermann Nitsch
Im Zusammenhang mit der Feier des niederösterreichischen Landespatrons, des hl. Markgrafen Leopold III. von Österreich, nahm der NÖ Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll öffentlich Stellung zur Bedeutung der christlichen Werte. Er stellte fest, dass die Politik gerade im neuen vereinten Europa eine hohe Wertorientierung brauche: Wir möchten uns an den Grundsätzen des Hl. Leopold orientieren, weil wir meinen, dass wir hier eine gute Orientierung vorfinden. Das sind gewisse wichtige Aussagen.
Allerdings muss hier auf eine Diskrepanz hingewiesen werden: Am 26. November 2004 wird an den Künstler Hermann Nitsch im Festspielhaus St. Pölten der mit 11.000 Euro dotierte Kultur-Würdigungspreis des Landes Niederösterreich verliehen. Auf Kritik an der Verleihung des NÖ Landeskulturpreises an den umstrittenen Künstler, der in seinen Werken die christliche Religion und ihre Werte der Lächerlichkeit preisgibt bzw. sie offen verhöhnt, teilte das Büro von Landeshauptmann Pröll mit, Politik dürfe Kunst und Kultur nicht zensurieren oder verhindern, solange sie sich im gesetzlichen Rahmen bewege. Eine hoch qualifizierte Fachwelt habe ihr Urteil abgegeben. Dieses laute: Hermann Nitsch sei ein weltweit bedeutender, in allen wichtigen Museen vertretener Künstler.
Nun soll hier keiner kulturellen Enge das Wort geredet werden. Kunst muss nicht immer schön sein, und sie darf auch provozieren. Wenn es aber um fundamentale Werte des Menschseins gehört, wozu auch die christliche Glaubensüberzeugung gehört, da gilt der Respekt vor der Kunst nur so lange, als die Kunst auch selber bereit ist, diese Werte zu respektieren. Hermann Nitsch hat das Maß des Zuträglichen oftmals überschritten. Wenn der jetzige Landeshauptmann die Verleihung des Preises an Herrn Nitsch befürwortet, muss er sich die Frage gefallen lassen, wie es denn um das Eintreten für die christlichen Werte abseits aller Sonntagsreden wirklich bestellt ist. Denn Lippenbekenntnisse allein sind zu wenig.
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