Hippe Missionare sind brandgefährlich

22. Dezember 2025 in Kommentar


Sinnloses Framing un inhaltsleere Unterstellungen bei einer Recherche des Bayerischen Rundfunks (BR). Der Kampf gegen gläubige Christen dreht so langsam leer. Dementsprechend reagieren die Betroffenen mit Humor - Der Montagskick von Peter Winnemöller


München (kath.net)

Diesem Montagskick muss ein Disclaimer vorangestellt werden: Achtung! Der Autor dieser Zeilen ist in der Vergangenheit mehrfach von toxischer Lobpreismusik psychisch manipuliert worden. Das ist nicht harmlos! Während diese Zeilen geschrieben werden, läuft nämlich noch der Livestream des Gebetshauses in Augsburg. Der Clou – in den vergangenen 10 Minuten habe ich gemeinsam mit Johannes Hartl, einem hippen Missionar, Adventslieder gesungen. (Zum Glück konnte mich keiner außer Gott hören und der muss damit klarkommen, denn er hat meine Stimme geschaffen.) Warum diese Warnung? Nun, es ist gerade angesagt, vor bestimmten Formen von Spiritualität, besonders vor der sogenannten Lobpreismusik, zu warnen. Angeblich sind die vielen Wiederholungen psychoaktiv und können sich negativ auf den Unglauben auswirken. Lobpreismusik, so der Freiburger Musikwissenschaftler Janik Hollaender auf dem Blog Feinschwarz, nähre ein Verlangen nach Verbindlichkeit, nach Eindeutigkeit und Unmittelbarkeit. Er kritisiert dies mittels einer These von Magnus Striet, nach der es dieser Frömmigkeit an Bereitschaft zur Selbstreflexion mangele. Das Verfahren ist sattsam bekannt: Stelle eine These in den Raum, die niemand behauptet hat und widerlege sie, was zumeist nicht schwer fällt.

Es wird die These aufgestellt, dass durch den Lobpreis eine Projektion stattfinde, was jedoch als Argument nicht geeignet ist. Deshalb bilde den einzigen Bezugspunkt für das, was man für wahr oder den Willen Gottes halte, das je eigene Erleben. Und wer nicht erlebe, was ein anderer erlebte, habe eben nicht genug gebetet – oder aber: Er hat schlicht Pech gehabt. Es wäre wirklich interessant, wo eine solche Behauptung bei Charismatikern oder in jungen Gemeinschaften erhoben wird. Alle Erfahrungen und Begegnungen in den Bereich, die wirklich offen sind, zeigen immer dieselbe Haltung: Beten ist kein Leistungssport. Es geht um Offenheit und um Bereitschaft, aber niemals um einen Wettbewerb, wer die meisten Gnadenpunkte erreicht.

Damit nicht genug, eine Sendung aus der Reihe „Monitor“, die im Kern nichts als Verschwörungstheorien und Kontaktschuldthesen liefern konnte, versuchte gläubige Katholiken und Lebensschützer – sogar mit Hilfe von Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz – in eine politisch rechte Ecke zu stellen. Die Sendung war so schlecht, dass wohl nur Menschen, die gar keinen Kontakt zu Christen haben, den Machern auf den Leim gehen konnten. Doch das vorweihnachtliche Crescendo des Christenbashings geht weiter. Nach sagenhaften zwei Jahren Recherche über das Gebetshaus in Augsburg, die Lorettogemeinschaft und die Focus-Missionare, konnte ein Team vom Bayerischen Rundfunk in einer Sendung, die im Nachtprogramm der ARD versteckt werden musste, folgende Ergebnisse präsentieren: Diese konservativen Christen sind technisch auf der Höhe der Zeit. Vermutlich dachten die Mitarbeiter des altmodischen linearen Fernsehens, eher ein historisches Skriptorium bei Loretto vorzufinden, wo die Jüngerschaftsschüler Bibeln abschreiben. Nein, man arbeitet mit Video und ist – wie grausam – in den sozialen Netzen aktiv. Diese grausigen Charismatiker glauben aber tatsächlich das, was die Kirche lehrt, und sie geben es an ihre Schüler weiter. Gläubige Katholiken wie die Lorettos in Salzburg sind – man kann es nicht fassen – dagegen, dass Kinder vor der Geburt getötet werden. Um das Drama auf die Spitze zu treiben, sie beten sogar für das ungeborene Leben! Und nein, allem Framing der öffentlich-rechtlich Ahnungslosen zum Trotz, sie beten nicht gegen Frauen, die abtreiben. Im Gegenteil, wenn eine Frau, die ein Kind abgetrieben hat, danach Frieden findet, dann passiert dies in dem meisten Fällen, weil sie Jesus kennengelernt und seine Vergebung erfahren hat. Die jährlichen Zeugnisse beim Marsch für das Leben sprechen Bände.

Moraltheologisch, was nun aber der größte Skandal von allen ist, lehren alle übereinstimmend, was die Kirche lehrt. Im Grunde sind die meisten jüngeren geistlichen Bewegungen auf einer Linie mit der Theologie des Leibes, die der heilige Papst Johannes Paul II. vorgelegt hat. Dieses sehr komplexe und komplizierte Opus, welches Karol Kardinal Wojtyła 1978 nach Rom mitbrachte, um es als Buch zu finalisieren, das er nach dem Konklave in Polen veröffentlichen wollte, hat in den vergangenen Jahrzehnten eine breite Rezeption gefunden. Besonders junge Menschen fühlen sich davon angesprochen. Das wiederum brachte den Würzburger Hochschulpfarrer und Out-in-church-Aktivisten Burkhard Hose auf die Palme. In einem Standpunkt auf dem Nachrichtenportal, das die KNA für die deutschen Bischöfe betreibt, warnt dieser vor der verengenden Fixierung auf das Thema Sexualität, wie sie in den genannten Gruppierungen wahrzunehmen sei. Das ließe bei vielen von jenen, die junge Menschen während ihres Studiums begleiteten, die Alarmglocken schrillen. Das ist nachvollziehbar, denn egal ob Studentengemeinde oder verbandliche Jugendarbeit unter dem Dach des umstrittenen BDKJ, hier hat man sich voll und ganz der Sexualpädagogik der Diversität und damit der LGBT-Agenda verschrieben, die weder mit der christlichen Anthropologie noch mit einer gesunden katholischen Sexualmoral in Einklang zu bringen ist. In der Tat ist das für bestimmte Kreise bedrohlich, wenn junge Menschen intuitiv kapieren, dass der triebgesteuerte Hedonismus der Weisheit letzter Schluss nicht sein kann und nach Alternativen suchen, die diese Art Jugend- und Studentenseelsorge eben nicht bieten kann. Statt gelassen darauf zu schauen, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, ist man in Ideologenkreisen natürlich arg besorgt um seine kirchlichen Pfründe.

Die unterm Strich wirklich grottenschlechte Sendung des BR brachte nichts zu Wege als zwei Frauen, die sich an der einen oder anderen Formulierung gestoßen hatten. Das ist etwas, was einem nahezu allsonntäglich in Predigten und Fürbitten passieren kann. Daraus gleich einen Vorwurf von geistlichem Missbrauch zu konstruieren, ist an den Haaren herbeigezogen. Dabei soll gar nicht bestritten werden, dass in der Begegnung mit geistlichen Gemeinschaften etwas schief gehen kann. Das tat auch Johannes Hartl, der Leiter des Augsburger Gebteshauses nicht, der sich den Vorwürfen gelassen stellte. Sowohl bezüglich des Gebetshauses als auch bei Loretto lagen die Vorwürfe alle so weit in der Vergangenheit, dass sie kaum nachprüfbar waren und es sich im Grunde um Beweis durch Behauptung handelte.

Der Kern der Sendung war reines Framing, ohne Inhalte präsentieren zu können. Die Richtung des Framings ist klar, es geht – wie gerade alles in unserer Gesellschaft – gegen Rechts. Im Bistum Passau sind nicht nur die Lorettos prominent mit ihrer Jüngerschaftsschulung präsent. Auch die Focus-Missionare dürfen im Bistum offiziell aktiv sein. Das alles passiert nicht nur mit einer passiven Duldung des Bischofs, sondern mit offensiver Unterstützung. In einer Kirche, wie wir sie in Deutschland haben, bedeutet dies Haushaltsmittel, Geldzuwendung. Das ist in Passau erfolgt. Mehr noch, der Bischof hält persönlich Kontakt mit den Gemeinschaften. Der Adoratio-Kongress in Altötting wird sogar vom Bistum getragen. Unter diesem Aspekt wird deutlich, warum andere Studentenseelsorger, Theologen, Verbände und ähnliche Organisationen sauer reagieren. Da geht es um Geld. Im Gegensatz dazu geht es den Gemeinschaften tatsächlich um den Glauben. Auch hier wieder Framing, es wird an mehreren Stellen die edle Ausstattung erwähnt. Alles ist geschmackvoll und wertig. Den Grund hinterfragt natürlich keiner. Die Sperrmüllsofaoptik der Jugendheime der siebziger Jahre mögen in ihrer Zeit ihren Charme gehabt haben. Allein der Brandschutz würde so etwas heute untersagen. Zudem lohnt es sich, sich einmal mit dem Aspekt der Schönheit auseinander zu setzen. Wer in Augsburg im Gebetshaus den Gebetsraum betritt, kann sich der dortigen Ästhetik nicht entziehen. Das Auge wird immer wieder von Farben, von Details, vom Spiel des Lichts, von den muschelförmigen Mustern der Vorhänge eingefangen. Weil das Schöne, das Gute und das Wahre zusammengehören, darum ist an geistlichen Orten Schönheit ein wichtiges Element. 

Dass eine bestimmte Form der Kritik nicht von außerhalb der Kirche kommt, sondern dem Binnenraum entspringt, kann als Indiz dafür betrachtet werden, dass Kirchenkampf, der von universitärer Theologie, dem kirchlichen Funktionärswesen und Teilen der Bischöfe gegen die überlieferte Lehre der Kirche und deren Vertretern geführt wird, nun langsam ausgerechnet auf jene übergreift, die sich diesem Kampf durch Betonung ihrer Ausrichtung auf geistliche Fragen bis dato zu entziehen suchten. Diese Schutzräume, die gerade jungen Menschen, die anfanghaft mit dem Glauben in Berührung kommen, Sicherheit geben sollen, jetzt von Seiten linker Kirchenpolitik im toxischen Verbund mit medialer Religionskritik anzugreifen, muss jeden Katholiken guten Willens auf den Plan rufen, diese Areale, die wie Gewächshäuser des Glaubens sind, unbedingt zu schützen. Da geht es nicht darum, ist dies oder jenes nicht meine Spiritualität. Es geht hier um die Weitergabe des authentischen Glaubens an junge Menschen und das Erlernen eines Weges, diesen in einer säkularen Umwelt zu leben.

Eine seriöse Reportage über das Gebetshaus oder über die Jüngerschaftsschule würde einfach mal einen Teilnehmer an der Schulung oder einen Gebetshausmissionar ein Jahr lang begleiten. Eine seriöse Reportage würde nicht jeden Protagonisten einer Gemeinschaft unter den Verdacht stellen, Opfer oder Täter zu sein. Eine Gemeinschaft ist nicht gleich eine Sekte, und wer die Lehre der Kirche befolgt, ist kein rechter Fundamentalist, sondern ein Christ. Und wer einen anderen Menschen als Sünder bezeichnet, ist kein Scheusal, sondern ein Realist. Wie die allermeisten Christen würden wohl auch die Mitglieder geistliche Gemeinschaften, die sich alle selbst als Sünder sehen, nur allzu gerne mal einen Menschen ohne Sünde kennenlernen. Beeindruckend an den Reaktionen auf die Sendung war der wunderbare Humor, mit dem sowohl Johannes Hartl als auch Bernadette Lang von der Loretto-Gemeinschaft reagiert haben. Beide Videos lohnen sich. Im Grunde zeigt sich gerade die Erfolglosigkeit dieses Kampfes gegen junge Christen. Sie sind – auch wenn sie wie Johannes Hartl schon etwas älter sind – am Ende tatsächlich hippe Missionare, die die Botschaft des Herrn, die Botschaft vom Reich Gottes wirklich gut in unserer Zeit verkündigen. Ach ja, und einen ausgezeichneten Kaffee in Augsburg – wichtige Info für Journalisten – bekommt man übrigens in der Cafeteria des Gebetshauses. Es gibt am Ende keinen Grund sich zu beschweren, wenn die BR-Sendung noch mal ein wenig Werbung für das MEHR-Festival gemacht hat. Und damit keiner was von Sekte sagen kann – es kommen zwei katholische Bischöfe und ein evangelischer Landesbischof. Lassen wir uns dort doch hemmungslos von den endlosen Wiederholungen der Lobpreismusik manipulieren. Es soll auch ein paar interessante Vorträge geben, hört man. Die sind bestimmt total reaktionär! Also nix wie hin!

Allen treuen Lesern des Montagskicks wünsche ich ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Bild oben: Der katholische Theologe Johannes Hartl in seiner Paraderolle als „hipper Missionar“. Foto: © Peter Winnemöller – Alle Rechte vorbehalten.


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