Eine Treue, die Zukunft schafft!

22. Dezember 2025 in Aktuelles


Leo XIV. hat ein Apostolisches Schreiben zum Thema Priesteramt veröffentlicht - WORTLAUT auf kath.net


Rom (kath.net)

Papst Leo XIV. hat am Montag ein Apostolisches Schreiben zum Thema Priesteramt veröffentlicht: "EINE TREUE, DIE ZUKUNFT SCHAFFT" 

DES HEILIGEN VATERS LEO XIV. ANLÄSSLICH DES 60. JAHRESTAGES DER KONZILSDEKRETE
OPTATAM TOTIUS UND PRESBYTERORUM ORDINIS - Im Wortlaut auf kath.net

1. Eine Treue, die Zukunft schafft, dazu sind die Priester auch heute berufen, in dem Bewusstsein, dass Beharrlichkeit in der apostolischen Sendung uns die Möglichkeit gibt, uns über die Zukunft des Dienstes Gedanken zu machen und anderen zu helfen, die Freude der priesterlichen Berufung zu erfahren. Der 60. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils, der in diesem Jubiläumsjahr begangen wird, gibt uns die Gelegenheit, erneut über das Geschenk dieser fruchtbaren Treue nachzudenken und uns an die Lehren der Dekrete Optatam totius und Presbyterorum Ordinis zu erinnern, die am 28. Oktober bzw. am 7. Dezember 1965 promulgiert wurden. Es handelt sich um zwei Texte, die gleichzeitig in der Kirche entstanden sind, die den Ruf verspürt, Zeichen und Werkzeug der Einheit für alle Völker zu sein, und sich zu erneuern, in dem Bewusstsein, dass »die erstrebte Erneuerung der gesamten Kirche […] zum großen Teil vom priesterlichen Dienst ab[hängt], der vom Geist Christi belebt ist«. [1]  

2. Wir feiern kein Papier-Jubiläum! Beide Dokumente basieren nämlich fest auf dem Verständnis der Kirche als dem in der Geschichte pilgernden Volk Gottes und sind ein Meilenstein in der Reflexion über das Wesen und die Sendung des pastoralen Dienstes und die Vorbereitung darauf, wobei sie über die Zeit hinweg ihre große Frische und Aktualität bewahrt haben. Ich lade euch daher ein, diese Texte in den christlichen Gemeinschaften weiter zu lesen und zu studieren, insbesondere in den Seminaren und überall, wo sich die Vorbereitung und Ausbildung zum Weiheamt vollzieht.

3. Die Dekrete Optatam totius und Presbyterorum Ordinis, die sich gut in die Tradition der Lehre der Kirche über das Weihesakrament einfügen, lenkten die Aufmerksamkeit des Konzils auf das Priesteramt und ließen die Sorge der Konzilsversammlung für die Priester sichtbar werden. Ziel war es, die notwendigen Voraussetzungen für die Ausbildung zukünftiger Priestergenerationen gemäß der vom Konzil vorangebrachten Erneuerung zu schaffen, dabei die Identität des Priesteramts zu bewahren und zugleich neue Perspektiven aufzuzeigen, die die vorherigen Überlegungen im Sinne einer gesunden Entwicklung der Lehre integrieren. [2] Es ist daher notwendig, diese Dekrete in lebendiger Erinnerung zu behalten, ihrem Aufruf zu folgen und den Auftrag zu erfüllen, den diese Dekrete der gesamten Kirche übertragen haben: den priesterlichen Dienst immer und jeden Tag neu zu stärken, mit der Kraft aus seinem Ursprung, nämlich der Verbindung zwischen Christus und der Kirche, damit die Priester zusammen mit allen Gläubigen und in ihrem Dienst zu missionarischen Jünger nach seinem Herzen werden.

4. Gleichzeitig hat die Menschheit in den sechs Jahrzehnten seit dem Konzil Veränderungen erlebt und erlebt sie immer noch, die eine ständige Überprüfung des zurückgelegten Weges und eine konsequente Aktualisierung der Konzilslehren erfordern. Gleichzeitig wurde die Kirche in diesen Jahren vom Heiligen Geist dazu geführt, die Lehre des Konzils über ihr gemeinschaftliches Wesen in synodaler und missionarischer Form weiterzuentwickeln. [3]In dieser Absicht wende ich mich mit diesem Apostolischen Schreiben an das ganze Volk Gottes, um gemeinsam die Identität und die Aufgabe des Weiheamtes im Lichte dessen zu überdenken, was der Herr heute von der Kirche verlangt, und damit das große Werk der Aktualisierung des Zweiten Vatikanischen Konzils fortzusetzen. Ich schlage vor, dies unter dem Gesichtspunkt der Treue zu tun, die zugleich Gnade Gottes und ein ständiger Weg der Umkehr ist, um mit Freude auf den Ruf Jesu, des Herrn, zu antworten. Vorab möchte ich meine Dankbarkeit für das Zeugnis und den Einsatz der Priester zum Ausdruck bringen, die überall auf der Welt ihr Leben hingeben, das Opfer Christi in der Eucharistie feiern, das Wort verkünden, von Sünden lossprechen und sich Tag für Tag großherzig ihren Brüdern und Schwestern widmen, indem sie deren Gemeinschaft und Einheit dienen und sich insbesondere derer annehmen, die am meisten leiden und in Not leben.

Treue und Dienst

5. Jede Berufung in der Kirche entsteht aus der persönlichen Begegnung mit Christus, »die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt«. [4] Vor jeder Verpflichtung, vor jedem guten persönlichen Bestreben, vor jedem Dienst ist da die Stimme des Meisters, die ruft: »Kommt her, mir nach!« ( Mk 1,17). Der Herr des Lebens kennt uns und erleuchtet unser Herz mit seinem liebevollen Blick (vgl. Mk 10,21). Es geht nicht nur um eine innere Stimme, sondern um einen geistlichen Impuls, der uns oft über das Beispiel anderer Jünger des Herrn erreicht und in einer mutigen Lebensentscheidung Gestalt annimmt. Die Treue zur Berufung, vor allem in Zeiten der Prüfung und der Versuchung, festigt sich, wenn wir diese Stimme nicht vergessen, wenn wir in der Lage sind, uns mit Leidenschaft an den Klang der Stimme des Herrn zu erinnern, der uns liebt, uns erwählt und uns ruft, und wenn wir uns auch der unverzichtbaren Begleitung derer anvertrauen, die Erfahrung im geistlichen Leben haben. Das Echo jenes Wortes ist in der Zeit das Prinzip der inneren Einheit mit Christus, die im apostolischen Leben grundlegend und unabdingbar ist.

6. Die Berufung zum Weiheamt ist ein freies und ungeschuldetes Geschenk Gottes. Berufung bedeutet nämlich nicht Zwang von Seiten des Herrn, sondern ein liebevolles Angebot eines Heils- und Freiheitsplans für das eigene Leben, das wir erhalten, wenn wir mit Gottes Gnade erkennen, dass Jesus, der Herr, im Mittelpunkt unseres Lebens steht. Dann wächst die Berufung zum Weiheamt als Selbsthingabe an Gott und damit an sein heiliges Volk. Die ganze Kirche betet um dieses Geschenk und freut sich darüber mit einem Herzen voller Hoffnung und Dankbarkeit, wie Papst Benedikt XVI. am Ende des Priesterjahres sagte: »Wir wollten die Freude neu aufleben lassen, dass Gott uns so nahe ist und die Dankbarkeit dafür, dass er sich unserer Schwachheit anvertraut. Dass er uns führt und hält, Tag um Tag. So wollten wir auch jungen Menschen wieder zeigen, dass es diese Berufung, diese Dienstgemeinschaft für Gott und mit Gott gibt – ja, dass Gott auf unser Ja wartet«. [5]

7. Jede Berufung ist ein Geschenk des Vaters, das danach verlangt, in einer Dynamik beständiger Umkehr treu bewahrt zu werden. Der Gehorsam gegenüber der eigenen Berufung verwirklicht sich jeden Tag im Hören auf das Wort Gottes, in der Feier der Sakramente – vor allem im eucharistischen Opfer –, in der Evangelisierung, in der Nähe zu den Letzten, in der brüderlichen Gemeinschaft der Priester und im Gebet als dem herausragenden Ort der Begegnung mit dem Herrn. Es ist, als würde der Priester jeden Tag zum See Gennesaret zurückkehren – dorthin, wo Jesus Petrus fragte: »Liebst du mich?«  ( Joh 21,15) –, um sein „Ja“ zu erneuern. [6]  In diesem Sinne wird klar, was Optatam totius über die Priesterausbildung sagt, nämlich dass sie nicht mit dem Seminar enden (vgl. Nr. 22), sondern den Weg für eine kontinuierliche, lebenslange Weiterbildung eröffnen sollte, damit eine Dynamik der ständigen menschlichen, geistlichen, intellektuellen und pastoralen Erneuerung entsteht.

8. Daher sind alle Priester aufgerufen, stets für ihre eigene Weiterbildung zu sorgen, um die Gabe Gottes, die sie durch das Weihesakrament empfangen haben, lebendig zu erhalten (vgl. 2 Tim 1,6). Die Treue zur Berufung meint also nicht Stillstand oder Verschlossenheit, sondern einen Weg der täglichen Umkehr, der die empfangene Berufung bestätigt und reifen lässt. In dieser Perspektive ist es angebracht, Initiativen wie die Tagung zur ständigen Weiterbildung der Priester zu fördern, die vom 6. bis 10. Februar 2024 mit mehr als achthundert Verantwortlichen für die Weiterbildung aus achtzig Ländern im Vatikan stattfand. Mehr als ein intellektuelles Unterfangen oder eine pastorale Auffrischung ist die ständige Weiterbildung eine lebendige Erinnerung und beständige Aktualisierung der eigenen Berufung auf einem gemeinsamen Weg.

9. Vom Moment der Berufung und der Erstausbildung an werden die Schönheit und Beständigkeit des Weges durch die Christusnachfolge bewahrt. Jeder Hirte muss sich nämlich, noch bevor er sich der Führung der Herde widmet, stets daran erinnern, dass er selbst zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern ein Jünger des Meisters ist, denn »die Jüngerschaft währt das ganze Leben. Sie ist von der anhaltenden Sehnsucht geprägt, sich mit Christus „gleich zu gestalten“, um den pastoralen Dienst auszuüben«. [7] Nur diese Beziehung gehorsamer Nachfolge und treuer Jüngerschaft kann den Geist und das Herz trotz der Unwägbarkeiten, die das Leben bereithält, auf dem rechten Weg halten.

10. In den letzten Jahrzehnten hat die Krise des Vertrauens in die Kirche, die durch Missbrauchstaten von Geistlichen ausgelöst wurde, welche uns mit Scham erfüllen und uns zur Demut mahnen, uns noch stärker bewusstgemacht, wie dringend notwendig eine ganzheitliche Ausbildung ist, die das menschliche Wachsen und Reifen der Priesteramtskandidaten zusammen mit einem tiefen und soliden geistlichen Leben gewährleistet.

11. Das Thema der Ausbildung ist auch von zentraler Bedeutung, um dem Phänomen zu begegnen, dass einige nach wenigen Jahren oder auch nach Jahrzehnten ihr Amt niederlegen. Diese schmerzliche Tatsache darf nicht nur unter rechtlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, sondern erfordert eine aufmerksame und mitfühlende Auseinandersetzung mit der Geschichte dieser Brüder und den vielfältigen Gründen, die sie zu einer solchen Entscheidung veranlasst haben könnten. Die Antwort darauf besteht vor allem in einem erneuerten Engagement für die Ausbildung, deren Ziel »ein Weg der Vertrautheit mit dem Herrn ist, der den ganzen Menschen, sein Herz, seinen Verstand und seine Freiheit einbezieht und ihn nach dem Bild des Guten Hirten formt«. [8]

12. Folglich »sollte das Seminar, wie auch immer die Modalitäten im Einzelnen gedacht sein mögen, eine „Schule der Affektivität“ sein. […] Es ist für uns notwendig, dass wir lernen zu lieben und dies so tun wie Jesus«. Daher lade ich die Seminaristen ein, sich innerlich mit ihren Beweggründen auseinanderzusetzen, wobei alle Aspekte des Lebens einbezogen werden sollten: »Denn es gibt nichts von euch, dass ausgesondert werden müsste, sondern alles soll der Logik des Weizenkorns folgend angenommen und verwandelt werden, um glückliche Menschen und Priester zu werden, „Brücken“ und keine Hindernisse für die Begegnung mit Christus für all jene, die zu euch kommen«. [9] Nur Priester und Ordensleute, die menschlich reif und geistlich gefestigt sind, d.h. Menschen, deren menschliche und geistliche Dimension gut integriert ist und die daher zu aufrichtigen Beziehungen mit allen fähig sind, können die Verpflichtung zum Zölibat auf sich nehmen und das Evangelium des Auferstandenen glaubwürdig verkünden.

13. Es geht also darum, die Berufung zu bewahren und sie wachsen zu lassen, auf einem beständigen Weg der Umkehr und der erneuerten Treue, der niemals nur ein individueller Weg ist, sondern uns verpflichtet, füreinander Sorge zu tragen. Diese Dynamik ist immer neu ein Werk der Gnade, die unser schwaches Menschsein umfängt und es von Narzissmus und Egozentrismus heilt. Wir sind aufgerufen, jeden Tag im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe den Weg der Nachfolge zu beschreiten und unser ganzes Vertrauen auf den Herrn zu setzen. Gemeinschaft, Synodalität und Mission können nämlich nicht Wirklichkeit werden, wenn in den Herzen der Priester die Versuchung der Selbstbezogenheit nicht der Logik des Zuhörens und des Dienens weicht. Wie Benedikt XVI. betont hat, ist »der Priester […] Knecht Christi in dem Sinn, dass sein ontologisch Christus gleichgestaltetes Dasein einen wesentlich relationalen Charakter annimmt: Er steht in Christus, für Christus und mit Christus im Dienst an den Menschen. Gerade weil er Christus gehört, steht der Priester radikal im Dienst an den Menschen: Er ist Diener ihres Heils, ihres Glücks, ihrer echten Befreiung; dabei reift er in dieser fortschreitenden Annahme des Willens Christi im Gebet, im „Herz-an-Herz-Bleiben“ mit ihm«. [10]

Treue und Brüderlichkeit

14. Das Zweite Vatikanische Konzil hat den besonderen Dienst der Priester in den Kontext der gleichen Würde und der Geschwisterlichkeit aller Getauften gestellt, wie das Dekret Presbyterorum Ordinis deutlich bezeugt: »Wenngleich die Priester des Neuen Bundes aufgrund des Weihesakramentes das so überaus hohe und notwendige Amt des Vaters und Lehrers im Volk und für das Volk Gottes ausüben, so sind sie doch zusammen mit allen Christgläubigen Jünger des Herrn, die dank der Berufung durch Gott seines Reiches teilhaftig geworden sind. Mit allen nämlich, die wiedergeboren sind im Quell der Taufe, sind die Priester Brüder unter Brüdern, da sie ja Glieder ein und desselben Leibes Christi sind, dessen Auferbauung allen anvertraut ist.« [11] Innerhalb dieser grundlegenden Geschwisterlichkeit, die ihren Ursprung in der Taufe hat und das gesamte Volk Gottes verbindet, hebt das Konzil die besondere brüderliche Verbundenheit unter den geweihten Amtsträgern hervor, die im Sakrament der Weihe begründet ist: »Die Priester, die durch die Weihe in den Priesterstand eingegliedert wurden, sind in inniger sakramentaler Bruderschaft miteinander verbunden. Besonders in der Diözese, deren Dienst sie unter dem eigenen Bischof zugewiesen werden, bilden sie das eine Presbyterium.  […] Mit den übrigen Gliedern dieses Presbyteriums ist jeder einzelne durch besondere Bande der apostolischen Liebe, des Dienstes und der Brüderlichkeit verbunden.« [12] Die priesterliche Brüderlichkeit ist also nicht in erster Linie eine zu erfüllende Aufgabe, sondern ein Geschenk, das in der Weihegnade enthalten ist. Es gilt anzuerkennen, dass dieses Geschenk uns vorausgeht: Es entsteht nicht nur durch guten Willen und gemeinsame Anstrengung, sondern es ist ein Geschenk der Gnade, das uns am Dienst des Bischofs teilhaben lässt und sich in der Gemeinschaft mit ihm und den Mitbrüdern verwirklicht.

15. Genau aus diesem Grund sind die Priester jedoch aufgerufen, der Gnade der Brüderlichkeit zu entsprechen, indem sie mit ihrem Leben bekunden und bestätigen, was sie untereinander nicht nur durch die Gnade der Taufe, sondern auch durch das Sakrament der Weihe eingegangen sind. Der Gemeinschaft treu zu sein bedeutet in erster Linie, der Versuchung des Individualismus zu widerstehen, der sich schlecht mit dem missionarischen und evangelisierenden Wirken vereinbaren lässt, das immer die Kirche als Ganzes betrifft. Es ist kein Zufall, dass das Zweite Vatikanische Konzil fast immer im Plural von den Priestern sprach: Kein Hirte existiert allein! Der Herr selbst »setzte zwölf ein, damit sie bei ihm seien« ( Mk 3,14): Das bedeutet, dass es einen von der Gemeinschaft mit Jesus Christus und seinem Leib, der Kirche, losgelösten Dienst nicht geben kann. Diese relationale und gemeinschaftliche Dimension des Weiheamtes immer sichtbarer zu machen, in dem Bewusstsein, dass die Einheit der Kirche von »der Einheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes« [13] herrührt, ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft ist, vor allem in einer Welt, die von Kriegen, Spaltungen und Zwietracht geprägt ist.

16. Die priesterliche Brüderlichkeit ist daher als konstitutives Element der Identität der Amtsträger zu betrachten, [14]  nicht nur als ein Ideal oder ein Slogan, sondern als ein Aspekt, für den man sich mit neuer Kraft einsetzen muss. In diesem Sinne wurde bei der Umsetzung der Vorgaben von Presbyterorum Ordinis (vgl. Nr. 8) schon viel erreicht, aber es bleibt noch viel zu tun, angefangen beispielsweise bei einem finanziellen Ausgleich zwischen denen, die in armen Pfarreien tätig sind, und denen, die ihren Dienst in wohlhabenden Gemeinden ausüben. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass in vielen Ländern und Diözesen die notwendige Vorsorge für Krankheit und Alter noch nicht gewährleistet ist. Die Sorge für einander, insbesondere das Augenmerk für die einsamen und isolierten Mitbrüder sowie für die Kranken und Alten, darf nicht als weniger wichtig angesehen werden als die Sorge für das uns anvertraute Volk. Dies ist eine der grundlegenden Anliegen, die ich den Priestern anlässlich ihrer jüngst begangenen Heilig-Jahr-Feier ans Herz gelegt habe. »Wie könnten wir als Amtsträger denn lebendige Gemeinschaften aufbauen, würde nicht zuerst unter uns eine echte und aufrichtige Brüderlichkeit herrschen?« [15]

17. In vielen Kontexten – vor allem im Westen – ergeben sich für das Leben der Priester neue Herausforderungen, die mit der heutigen Mobilität und der Fragmentierung des sozialen Gefüges zusammenhängen. Dies führt dazu, dass Priester nicht mehr in ein geschlossenes und gläubiges Umfeld integriert sind, das in der Vergangenheit ihrem Dienst zugutekam. Infolgedessen sind sie stärker der Gefahr der Einsamkeit ausgesetzt, die den apostolischen Elan dämpft und zu einer bedauerlichen Selbstbezogenheit führen kann. Auch aus diesem Grund wünsche ich mir, den Weisungen meiner Vorgänger folgend, [16] dass man sich in allen Ortskirchen neu bemüht, mögliche Formen des Gemeinschaftslebens zu fördern, so dass »die Priester sich gegenseitig helfen können, ihr geistliches und geistiges Leben zu beleben, wirksamer im Dienst zusammenzuarbeiten und gegebenenfalls die Gefahren der Einsamkeit zu vermeiden«. [17]

18. Andererseits gilt es zu bedenken, dass die priesterliche Gemeinschaft niemals zu einer Vereinheitlichung der einzelnen Personen, Charismen oder Talente führen darf, die der Herr einem jeden Leben verliehen hat. Es ist wichtig, dass bei den Diözesanpriestern, mit Hilfe der Unterscheidungsgabe des Bischofs, ein Gleichgewicht zwischen der Entfaltung dieser Gaben und der Bewahrung der Gemeinschaft gefunden wird. Die Schule der Synodalität kann in dieser Hinsicht allen helfen, innerlich die Annahme der verschiedenen Charismen zu einer Synthese reifen zu lassen, die die Gemeinschaft des Presbyteriums festigt, getreu dem Evangelium und den Lehren der Kirche. In einer Zeit großer Unsicherheit sind alle geweihten Amtsträger aufgerufen, die Gemeinschaft zu leben, indem sie sich auf das Wesentliche besinnen und den Menschen nahe sind, um die Hoffnung zu bewahren, die im demütigen und konkreten Dienst Gestalt annimmt. In diesem Zusammenhang ist vor allem das Amt des ständigen Diakons, das nach dem Vorbild Christi, des Dieners, gestaltet ist, lebendiges Zeichen einer Liebe, die nicht an der Oberfläche bleibt, sondern sich herabbeugt, zuhört und sich schenkt. Die Schönheit einer Kirche, die aus Priestern und Diakonen besteht, die zusammenarbeiten, verbunden durch die gleiche Leidenschaft für das Evangelium und Aufmerksamkeit für die Ärmsten, wird zu einem leuchtenden Zeugnis der Gemeinschaft. Nach den Worten Jesu (vgl. Joh 13,34-35) erhält die christliche Verkündigung aus dieser Einheit, die in der gegenseitigen Liebe verwurzelt ist, Glaubwürdigkeit und Kraft. Deshalb ist der Diakonat, insbesondere wenn er in Gemeinschaft mit der eigenen Familie gelebt wird, ein Geschenk, das es zu erkennen, zur Geltung zu bringen und zu unterstützen gilt. Der diskrete, aber wesentliche Dienst von Männern, die sich der Nächstenliebe widmen, erinnert uns daran, dass die Mission sich nicht in großen Gesten vollzieht, sondern vereint in der Leidenschaft für das Reich Gottes und mit täglicher Treue zum Evangelium.

19. Ein treffendes und aussagekräftiges Symbol für die Treue zur Gemeinschaft ist zweifellos jenes, das der heilige Ignatius von Antiochien in seinem Brief an die Epheser verwendet: »Daher ziemt es sich für euch, dem Willen des Bischofs entsprechend zu wandeln, wie ihr es auch tut. Denn euer ehrwürdiges Presbyterium, seines Gottes wert, ist so mit dem Bischof verbunden, wie die Saiten mit der Zither. Deshalb erklingt Jesu Christi Lied in eurer Eintracht und einmütigen Liebe. […] Es ist also gut, dass ihr in vollendeter Eintracht lebet, damit ihr auch an Gott allezeit Anteil habet«. [18]

Treue und Synodalität

20. Ich komme nun zu einem Punkt, der mir besonders am Herzen liegt. In Bezug auf die Identität der Priester hebt das Dekret Presbyterorum Ordinis zunächst die Verbindung zum Priestertum und zur Mission Jesu Christi hervor (vgl. Nr. 2) und nennt dann drei grundlegende Koordinaten: die Beziehung zum Bischof, der in den Priestern die »notwendigen Helfer und Ratgeber« findet, mit denen er eine brüderliche und freundschaftliche Beziehung pflegt (vgl. Nr. 7); die sakramentale Gemeinschaft und das brüderliche Miteinander mit den anderen Priestern, damit sie gemeinsam »an demselben Werk« mitwirken und »den einen […] Dienst« ausüben, wobei sie alle »in dem einen [überein]kommen«, auch wenn sie unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen (Nr. 8); die Beziehung zu den Laien, in deren Mitte die Priester mit ihrer besonderen Aufgabe Brüder unter Brüdern sind, mit denen sie die gleiche Würde aufgrund der Taufe gemeinsam haben, mit denen sie »zusammenarbeiten« und dabei »ihre Erfahrung und Zuständigkeit in den verschiedenen Bereichen des menschlichen Wirkens anerkennen, damit sie gemeinsam mit ihnen die Zeichen der Zeit verstehen können«. Anstatt sich in den Vordergrund zu stellen oder alle Aufgaben selbst zu übernehmen, sollen sie »die vielfältigen Charismen der Laien, schlichte wie bedeutendere, mit Glaubenssinn aufspüren« (Nr. 9).

21. In diesem Bereich gibt es noch viel zu tun. Der Impuls des synodalen Prozesses ist eine nachdrückliche Einladung des Heiligen Geistes, entschlossene Schritte in diese Richtung zu unternehmen. Ich bekräftige daher meinen Wunsch, »die Priester einzuladen [… ] ihre  Herzen zu öffnen und sich an diesen Prozessen zu beteiligen«, [19] die wir derzeit erleben. In diesem Sinne hat die zweite Sitzung der XVI. Synodenversammlung in ihrem Schlussdokument [20] eine Neuausrichtung der Beziehungen und Prozesse vorgeschlagen. Es erscheint von grundlegender Bedeutung, dass in allen Teilkirchen geeignete Initiativen ergriffen werden, damit die Priester sich mit den Leitlinien dieses Dokuments vertraut machen und die Fruchtbarkeit eines synodalen Stils der Kirche erfahren können.

22. All dies erfordert ein Engagement auf allen Ebenen der Ausbildung, insbesondere im Bereich der Erstausbildung und der Fortbildung der Priester. In einer zunehmend synodalen und missionarischen Kirche verliert das Priesteramt nichts von seiner Bedeutung und Aktualität, vielmehr kann es sich stärker auf seine besonderen und spezifischen Aufgaben konzentrieren. Die Herausforderung der Synodalität – die Unterschiede nicht beseitigt, sondern zur Geltung bringt – bleibt eine der wichtigsten Chancen für die Priester der Zukunft. Wie das zitierte Schlussdokument vermerkt, sollen die Priester »ihren Dienst in einem Geist der Nähe zu den Menschen […] leben, indem sie allen mit Offenheit und Bereitschaft zum Zuhören begegnen und sich einem authentischen synodalen Stil öffnen«  (Nr. 72). Um eine Ekklesiologie der Gemeinschaft immer besser zu verwirklichen, muss der Dienst des Priesters das Modell eines exklusiven Führungsstils überwinden, der zu einer Zentralisierung der Pastoral und zur Last all der ihm allein übertragenen Verantwortlichkeiten führt. Stattdessen muss der Dienst des Priesters zu einem immer kollegialeren Führungsstil gelangen, in Zusammenarbeit zwischen den Priestern, den Diakonen und dem gesamten Volk Gottes, in jener gegenseitigen Bereicherung, die das Ergebnis der Vielfalt der vom Heiligen Geist geweckten Charismen ist. Wie uns Evangelii gaudium in Erinnerung ruft, dürfen das Amtspriestertum und die Gleichgestaltung mit Christus, dem Bräutigam, uns nicht dazu verleiten, die sakramentale Vollmacht mit Macht gleichzusetzen, denn »die Gleichgestaltung des Priesters mit Christus, dem Haupt – das heißt als Hauptquelle der Gnade – schließt nicht eine Erhebung ein, die ihn an die Spitze alles Übrigen setzt«. [21]

Treue und Mission

23. Die Identität der Priester gründet sich auf ihr Sein für und ist untrennbar mit ihrer Mission verbunden. Denn wer »sich einbildet, die priesterliche Identität zu finden, indem er introspektiv in sein Innerstes hinabtaucht, wird dort wohl nichts anderes finden als Zeichen, die auf den „Ausgang“ verweisen: Geh aus dir selbst heraus, geh hinaus und suche Gott in der Anbetung, geh hinaus und gib deinem Volk, was dir anvertraut ist, und dein Volk wird dafür sorgen, dass du spürst und erfährst, wer du bist, wie du heißt, was deine Identität ist, und es wird dir hundertfach Freude verschaffen, wie es der Herr seinen Knechten versprochen hat. Wenn du nicht aus dir herausgehst, wird das Öl ranzig und die Salbung kann keine Frucht bringen«. [22] Wie Johannes Paul II. lehrte, sind die Priester »in der Kirche und für die Kirche eine sakramentale Vergegenwärtigung Jesu Christi, des Hauptes und Hirten; sie verkünden mit Vollmacht sein Wort, sie wiederholen sein vergebendes Wirken und sein umfassendes Heilsangebot, vor allem durch die Taufe, die Buße und die Eucharistie, sie sorgen wie er liebevoll bis zur völligen Selbsthingabe für die Herde, die sie in der Einheit sammeln und durch Christus im Geist zum Vater führen«. [23] So entfaltet sich die priesterliche Berufung zwischen Freuden und Mühen eines demütigen Dienstes an den Brüdern und Schwestern, den die Welt oft nicht anerkennt, nach dem sie aber zutiefst dürstet: Die Begegnung mit gläubigen und glaubwürdigen Zeugen der Liebe Gottes, der treu und barmherzig ist, ist einer der wichtigsten Wege der Evangelisierung.

24. In unserer heutigen Welt, die von einem rasanten Tempo und dem Drang zur Hyperkonnektivität geprägt ist, was uns oft hektisch macht und zu Aktivismus verleitet, gibt es mindestens zwei Versuchungen, die der Treue zu dieser Mission entgegenstehen. Die erste besteht in einer auf Effizienz ausgerichteten Mentalität, bei der der Wert des Einzelnen an seiner Leistung gemessen wird, d.h. an der Menge der durchgeführten Aktivitäten und Projekte. Nach dieser Denkweise kommt das, was man tut, vor dem, was man ist, und damit wird die wahre Hierarchie der geistlichen Identität umgekehrt. Die zweite Versuchung hingegen ist eine Art Quietismus: Eingeschüchtert durch die Umstände zieht man sich in sich selbst zurück und verweigert sich der Herausforderung der Evangelisierung, indem man eine träge und defätistische Haltung einnimmt. Im Gegensatz dazu kann und muss ein freudiger und leidenschaftlicher Dienst – trotz aller menschlichen Schwächen – mit Eifer die Aufgabe annehmen, jeden Bereich unserer Gesellschaft zu evangelisieren, insbesondere Kultur, Wirtschaft und Politik, damit alles in Christus vereint wird (vgl. Eph 1,10). Um diese beiden Versuchungen zu überwinden und einen freudigen und fruchtbaren Dienst zu leisten, sollte jeder Priester dem Auftrag treu bleiben, den er erhalten hat, nämlich der Gnadengabe, die ihm der Bischof bei der Priesterweihe übermittelt hat. Treue zu diesem Auftrag bedeutet, das Paradigma anzunehmen, das uns der heilige Johannes Paul II. hinterlassen hat, als er alle daran erinnerte, dass die pastorale Liebe das Prinzip ist, das das Leben des Priesters zusammenhält. [24] Gerade indem er das Feuer der pastoralen Liebe, also die Liebe des Guten Hirten, lebendig hält, kann jeder Priester im Alltag sein Gleichgewicht finden und erkennen, was gemäß der Weisung der Kirche dem Amt zuträglich und was dessen proprium ist.

25. Die Harmonie zwischen Kontemplation und Aktion ist nicht durch die eifrige Übernahme von Aktionsplänen oder durch ein einfaches Abwägen der Aktivitäten zu erreichen, sondern indem man die österliche Dimension als Mittelpunkt des Dienstes betrachtet. Die vorbehaltlose Hingabe kann und darf in keinem Fall den Verzicht auf das Gebet, das Studium und die priesterliche Brüderlichkeit bedeuten, sondern wird im Gegenteil zum Horizont, in dem alles insofern enthalten ist, als es auf Jesus, den Herrn, ausgerichtet ist, der für das Heil der Welt gestorben und auferstanden ist. Auf diese Weise erfüllen sich auch die Weiheversprechen, die zusammen mit der Loslösung von den materiellen Gütern im Herzen des Priesters ein beständiges Suchen und Festhalten am Willen Gottes bewirken, sodass Christus in all seinem Handeln sichtbar wird. Dies geschieht beispielsweise, wenn man jeglichen Personenkult und jede Selbstdarstellung vermeidet, trotz der Öffentlichkeit, zu der die Rolle manchmal verpflichtet. Geprägt von dem Geheimnis, das er in der heiligen Liturgie feiert, muss jeder Priester »verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein […] machen, damit er erkannt und verherrlicht wird (vgl.  Joh 3,30), sich ganz und gar dafür [einsetzen], dass niemandem die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben.« [25] Aus diesem Grund sollten die Medienpräsenz, die Nutzung der sozialen Netzwerke und aller heute verfügbaren Instrumente stets mit Bedacht geprüft werden, wobei der Nutzen für die Evangelisierung als Maßstab für die Beurteilung herangezogen werden sollte. »Alles ist mir erlaubt! Ja, aber nicht alles nützt mir« ( 1 Kor 6,12).

26. In jeder Situation sind die Priester gefordert, durch das Zeugnis eines bescheidenen und keuschen Lebens auf den großen Hunger der heutigen Gesellschaft nach authentischen und aufrichtigen Beziehungen eine wirksame Antwort zu geben und eine Kirche zu bezeugen, die »der wirksame Sauerteig in den Bindungen, Beziehungen und der Verwandtschaft der Menschheitsfamilie« ist und fähig, »Beziehungen zu pflegen: mit dem Herrn, zwischen Männern und Frauen, in der Familie, in der örtlichen Gemeinschaft, zwischen sozialen Gruppen und Religionen«. [26] Zu diesem Zweck ist es erforderlich, dass Priester und Laien gemeinsam eine echte missionarische Umkehr vollziehen, die die christlichen Gemeinschaften unter der Leitung ihrer Hirten auf den Dienst der Sendung […] hin ausrichtet, den »die Gläubigen innerhalb der Gesellschaft, in der Familie und im Arbeitsleben ausüben«. Wie die Synode festgestellt hat, wird »auf diese Weise […] deutlicher, dass die Pfarrei nicht auf sich selbst zentriert ist, sondern auf die Sendung in die Welt ausgerichtet ist. Die Pfarrei ist dann aufgerufen, das Engagement so vieler Menschen zu unterstützen, die ihren Glauben auf vielfältige Weise durch ihren Beruf, durch soziale, kulturelle und politische Aktivitäten leben und bezeugen«. [27]

Treue und Zukunft

27. Ich wünsche mir, dass die Feier des Jahrestages der beiden Konzilsdekrete und der Weg ihrer Umsetzung und Aktualisierung, den wir gemeinsam beschreiten müssen, zu einem neuen Pfingsten der Berufungen in der Kirche führen möge, das zahlreiche heilige und beständige Berufungen zum Priesteramt hervorbringt, damit es nie an Arbeitern für die Ernte des Herrn mangelt. Möge in uns allen der Wille neu erwachen, alles für die Förderung der Berufungen zu tun und unablässig zum Herrn der Ernte zu beten (vgl. Mt 9,37-38).

28. Neben dem Gebet erfordert der Mangel an Berufungen zum Priesteramt – insbesondere in einigen Regionen der Welt – jedoch auch eine Überprüfung der Fruchtbarkeit der pastoralen Praxis der Kirche. Es ist wahr, dass die Gründe für diese Krise häufig vielfältig sind und insbesondere vom sozio-kulturellen Kontext abhängen, aber gleichzeitig brauchen wir den Mut, den jungen Menschen starke und befreiende Vorschläge zu unterbreiten. Zudem müssen in den Teilkirchen »Bereiche und Formen der Jugendpastoral [entstehen], die vom Evangelium durchdrungen sind und in denen Berufungen zur völligen Selbsthingabe hervortreten und heranreifen können«. [28] In der Gewissheit, dass der Herr niemals aufhört zu rufen (vgl. Joh 11,28), ist es notwendig, in jedem Bereich der Seelsorge, insbesondere in der Jugend- und Familienpastoral, stets die Perspektive der Berufung im Blick zu behalten. Denken wir daran: Es gibt keine Zukunft ohne die Pflege aller Berufungen!

29. Schließlich danke ich dem Herrn, der seinem Volk stets nahe ist, mit uns geht und unsere Herzen mit Hoffnung und Frieden erfüllt, damit wir diese an alle weitergeben. »Liebe Brüder und Schwestern, ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird.«. [29] Ich bedanke mich bei euch allen, Hirten und gläubigen Laien, die ihr euren Geist und euer Herz für die prophetische Botschaft der Konzilsdekrete Presbyterorum Ordinis und Optatam totius öffnet und bereit seid, daraus gemeinsam Nahrung und Anregung für den Weg der Kirche zu schöpfen. Ich vertraue alle Seminaristen, Diakone und Priester der Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria, der Mutter des Guten Rates, und dem heiligen Johannes Maria Vianney, dem Patron der Pfarrer und Vorbild aller Priester, an. Wie der Pfarrer von Ars zu sagen pflegte: »Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu«. [30] Eine Liebe, die so stark ist, dass sie die Wolken der Gewohnheit, der Entmutigung und der Einsamkeit vertreibt, eine vollkommene Liebe, die uns in der Eucharistie in ihrer ganzen Fülle geschenkt wird. Eucharistische Liebe, priesterliche Liebe.

Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 8. Dezember, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria, im Heiligen Jahr 2025, dem ersten meines Pontifikats.

LEO PP. XIV

 

[1] Zweites Vatikanisches konzil, Dekret Optatam totius über die Ausbildung der Kirche, Vorwort.

 

[2] Vgl. Hl. J.H. Newman, An Essay on the Development of Christian Doctrine, Notre Dame 2024. In diesem Sinne erinnere ich an den Aufruf von Optatam totius (Nr. 16) zur Erneuerung und Förderung der kirchlichen Studien, die noch immer andauert.

[3] Vgl. Bischofssynode, Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung, Vorbereitungsdokument (2021),1; Franziskus, Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (17. Oktober 2015).

[4] Benedikt XVI., Enzyklika. Deus caritas est (25. Dezember 2005), 1.

[5] Benedikt XVI., Homilie in der heiligen Messe zum Abschluss des Priesterjahres (11. Juni 2010).

[6] »Wie er vielmehr bei seiner Frage an Petrus, ob er von ihm geliebt würde, nicht deshalb fragte, weil er es nötig gehabt hätte, erst über die Liebe des Jüngers belehrt zu werden, sondern um uns das Übermaß der eigenen Liebe zu zeigen« (Johannes Chrysosthomus, De sacerdotio II, 1: SCh 272, Paris 1980, 104, 48-51).

[7] kongregation für den klerus, Das Geschenk der Berufung zum Priestertum. Ratio Fundamentalis Institutionis Sacerdotalis (8. Dezember 2016), N. 57.

[8] Ansprache an die Teilnehmer des internationalen Treffens “Glückliche Priester” - «Vielmehr habe ich euch Freunde genannt» (Joh 15,15)”veranstaltet vom Dikasterium für den Klerus anlässlich der Heilig- Jahr-Feier der Priester und der Seminaristen (26. Juni 2025).

[9] Meditation anlässlich der Heilig-Jahr-Feier der Seminaristen (24. Juni 2025).

[10] Benedikt xvi., Katechese (24. Juni 2009).

[11] ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis über Dienst und Leben der Priester, 9.

[12] Ebd., 8.

[13] Hl. Cyprian, De dominica oratione, 23: CCSL 3A, Tournhout 1976, 105.

[14] Vgl. Kongregation für den Klerus, Das Geschenk der priesterlichen Berufung. Ratio Fundamentalis Institutionis Sacerdotalis (8. Dezember 2016), Nr. 87-88.

[15] Ansprache an die Teilnehmer des internationalen Treffens “Glückliche Priester” - »Vielmehr habe ich euch Freunde genannt« (Joh 15,15) veranstaltet vom Dikasterium für den Klerus anlässlich der Heilig- Jahr-Feier der Priester und der Seminaristen (26. Juni 2025).

[16] Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Pastores dabo vobis (25. März 1992), 61; Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben in Form eines Motu proprio Ministrorum institutio (16. Januar 2013).

[17] zweites vatikanisches Konzil, Dekret Presbyterorum Ordinis über Dienst und Leben der Priester, 8.

[18] Iganatius von Antiochien, Ad Ephesios, 4, 1-2: SCh 10, Paris 1969 4, 72.

[19] An die Teilnehmer der Heilig-Jahr-Feier der Synodenteams und der Mitwirkungsgremien (24. Oktober 2025).

[20] Bischofssynode, Abschlussdokument der zweiten Sitzung der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ (26. Oktober 2024).

[21] Franziksus, Enzyklika Evangelii gaudium (24. November 2013), 104.

[22] Ders., Homilie bei der Chrisammesse (17. April 2014).

[23] Hl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben. Pastores dabo vobis (25. März 1992), 15.

[24] Vgl. ebd., 23.

[25] Homilie in der heiligen Messe „Pro Ecclesia“ (9. Mai 2025).

[26]Bischofssynode, Schlussdokument der zweiten Sitzung der XVI. Ordentlichen Vollversammlung „ Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung“ (26. Oktober 2024), 20; 50.

[27] Ebd., 59; 117. 

[28] Ansprache an die Teilnehmer des internationalen Treffens “Glückliche Priester” - »Vielmehr habe ich euch Freunde genannt« (Joh 15,15) veranstaltet vom Dikasterium für den Klerus anlässlich der Heilig- Jahr-Feier der Priester und der Seminaristen (26. Juni 2025).

[29] Homilie bei der Eucharistiefeier zum Pontifikatsbeginn (18. Mai 2025).

[30] « Le Sacerdoce, c’est l’amour du cœur de Jésus»: Bernard Nodet, Le curé d’Ars. Sa pensée, son cœur, Paris 1995, 98.


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