Medjugorje aus der Sicht des Papstes

27. Dezember 2004 in Interview


"Schau, Medjugorje ist die Fortsetzung der Fatima-Botschaft" - Ein Pur-Magazin-Exklusiv-Interview mit Bischof Pavel Hnilica, ein alter Freund des Papstes - Von Marie Czernin


Im vergangenen Oktober sind im Avvenire, der Tageszeitung der italienischen Bischofskonferenz, zwei Artikel über den Wallfahrtsort Medjugorje erschienen, die ein positives Licht auf den umstrittenen Erscheinungsort der Muttergottes werfen. In einem der beiden Artikel wird darüber berichtet, dass italienische, in Sarajevo stationierte UNO-Soldaten eine Wallfahrt nach Medjugorje gemacht haben, um der Königin des Friedens für gewährten Schutz während ihrer Friedensmission in Bosnien zu danken. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass diese Wallfahrt auf privater Ebene stattgefunden habe, da man sich des „vorsichtigen Urteils in Bezug auf die Ereignisse von Medjugorje“ bewusst sei.
In einem weiteren Artikel, der am 15. Oktober in der selben Zeitung erschien, erzählt Alessandro Fo, Professor für lateinische Literatur an der Universität Siena und Neffe des bekannten italienischen Schriftstellers Dario Fo, in einem ganzseitigen Interview von seiner Konversion, dank eines Besuches in Medjugorje: „Die drei Tage in Medjugorje haben mir eine neue, stille Sicherheit und eine andere Innerlichkeit verliehen. Ich bin der erste, der erstaunt ist über eine solche Umkehrung der Prioritäten (und der sich fragt, wie lange das andauern kann). Als wichtigste Notwendigkeit scheint es mir nun, sich mit dem Göttlichen in Einklang zu bringen.“
Dass die offizielle Zeitung der italienischen Bischofskonferenz nun den Geschehnissen um Medjugorje so viel Raum gibt, scheint uns nicht unbedeutend zu sein. Daher hat das PUR-Magazin Bischof Pavel Hnilica, einen alten Freund des Papstes, der seit seiner Flucht aus der Slowakai in den fünfziger Jahren in Rom lebt, in einem Interview gefragt, ob und wie sich eigentlich der Papst je zu Medjugorje geäußert hat. Das Gespräch führte Marie Czernin.

PM: Bischof Hnilica, Sie haben eine lange Zeit in der Nähe von Papst Johannes Paul II. verbracht und konnten mit ihm auch sehr persönliche Momente teilen, unter anderem als Sie ihn gleich nach dem Attentat vom 13. Mai 1981 in der Gemelli-Klinik besuchten. Konnten Sie je mit dem Papst über die Ereignisse von Medjugorje sprechen?

Bischof Hnilica: Als ich im Jahre 1984 den Heiligen Vater in Castel Gandolfo zum Mittagessen besuchte und ihm von der Weihe Russlands an das unbefleckte Herz Mariens erzählte, die ich am 24. März des selben Jahres unverhoffter Weise in der Himmelfahrtskathedrale des Moskauer Kremls vollziehen konnte, so wie es sich die Muttergottes in Fatima gewünscht hatte, da war er sehr bewegt und meinte: „Die Muttergottes hat dich mit ihrer Hand dorthin geführt“ und ich antwortete: „Nein, heiliger Vater, sie hat mich in ihren Armen getragen!“ Danach fragte er mich, was ich von Medjugorje halte und ob ich schon einmal dort gewesen sei. Ich antwortete: „Nein. Der Vatikan hat es mir nicht verboten, aber er hat mir davon abgeraten.“ Daraufhin schaute mich der Papst ganz entschieden an und sagte: „Geh inkognito nach Medjugorje, so wie du es auch in Moskau warst. Wer kann dir das verbieten?“ Auf diese Weise hatte der Papst es mir nicht offiziell erlaubt, hinzufahren, aber er hatte eine Lösung gefunden. Der Papst ging daraufhin in sein Arbeitszimmer und holte ein Buch von Renè Laurentin über Medjugorje. Er fing an, mir daraus einiges vorzulesen und wies mich darauf hin, dass die Botschaften von Medjugorje mit jenen von Fatima in Beziehung stehen: „Schau, Medjugorje ist die Fortsetzung der Fatima-Botschaft. Überhaupt erscheint die Muttergottes jetzt in einem kommunistischen Land gerade wegen der Probleme, die von Russland ausgehen,“ sagte der Papst, der es ja schon damals als seine Mission ansah, die Fatima Botschaft in seinem Pontifikat umzusetzen. Daher verstand er sofort diesen Zusammenhang.
Ich fuhr also drei bis viermal inkognito nach Medjugorje, aber der damalige Bischof von Mostar-Duvno Msgr. Pavao Žanić schrieb mir daraufhin einen Brief, indem er mich aufforderte, ab sofort nicht mehr nach Medjugorje zu kommen, sonst würde er an den Papst schreiben. Irgendjemand hatte ihn anscheinend über meinen Aufenthalt informiert, aber ich brauchte ja keine Angst vor dem Heiligen Vater zu haben.

PM: Hatten Sie danach noch eine andere Gelegenheit, mit dem Papst über Medjugorje zu sprechen?

Bischof Hnilica: Ja, das zweite Mal, als wir über Medjugorje sprachen, war – ich erinnere mich noch genau – am 1. August 1988. Eine Ärztekommission aus Mailand, die damals die Seherkinder untersucht hatte, kam zum Papst nach Castel Gandolfo. Einer der Ärzte wies darauf hin, dass der Bischof der Diözese Mostar Schwierigkeiten bereitete. Der Papst sagte darauf hin: „Nachdem er der Bischof der Region ist, müsst ihr auf ihn hören,“ und ganz ernst geworden fügte der Papst hinzu: „Er wird aber vor Gottes Gericht Rechenschaft abgeben müssen, ob er in richtiger Weise gehandelt hat.“ Danach blieb der Papst eine Zeitlang nachdenklich und dann sagte er: „Heute verliert die Welt den Sinn für das Übernatürliche, das heißt den Sinn für Gott. Aber viele finden diesen Sinn neu in Medjugorje wieder durch das Gebet, das Fasten und die Sakramente.“ Das war das schönste und expliziteste Zeugnis für Medjugorje. Das hat mich beeindruckt, denn die Kommission, die die Seher untersucht hatte, erklärte damals: Non constat de supernaturalitate. Der Papst hingegen hatte längst erkannt, dass sich in Medjugorje Übernatürliches ereignet. Der Papst konnte sich ja durch verschiedenste Erzählungen anderer Menschen von den Ereignissen in Medjugorje überzeugen, dass man an diesem Ort Gott begegnet.

PM: Ist es nicht möglich, dass vieles, was in Medjugorje passiert, doch frei erfunden ist und sich früher oder später herausstellen wird, dass die Welt einem großen Betrug aufgesessen ist?

Bischof Hnilica: In Marienfried fand vor einigen Jahren ein großes Jugendtreffen statt, zu dem auch ich eingeladen wurde. Damals fragte mich ein Journalist: „Herr Bischof, meinen Sie nicht, dass all das, was in Medjugorje geschieht, vom Teufel stammt?“ Ich antwortete ihm: „Ich bin Jesuit. Der Heilige Ignatius hat uns beigebracht, wie man die Geister unterscheiden muss, auch dass jedes Ereignis drei Ursachen /Gründe haben kann: menschlich, göttlich oder teuflisch. Er musste mir letztendlich zustimmen, dass all das, was sich in Medjugorje ereignet, menschlich gesehen nicht erklärbar ist, nämlich dass ganz normale, junge Menschen so viele Tausende von Menschen anziehen, die jedes Jahr dorthin strömen, um sich dort mit Gott zu versöhnen. Medjugorje wird inzwischen der Beichtstuhl der Welt genannt: weder in Lourdes noch in Fatima gibt es das Phänomen, dass so viele Menschen zur Beichte gehen. Was geschieht in einer Beichte? Der Priester spricht den Sünder los vom Teufel. Ich hab dem Journalisten dann geantwortet: Freilich, Satan vermag Vieles zu tun, aber eines kann er sicher nicht: Kann es sein, dass der Teufel die Leute zur Beichte schickt, um sie von sich selbst zu befreien? Da musste der Journalist lachen und er verstand, was ich meinte. Der einzige Grund bleibt daher Gott! Von diesem Gespräch habe ich danach auch dem Heiligen Vater berichtet.

PM: Wie lässt sich die Botschaft von Medjugorje in ein paar Sätzen zusammenfassen. Was unterscheidet diese Botschaften von denjenigen in Lourdes oder Fatima?

Bischof Hnilica: In allen drei Wallfahrtsorten lädt die Muttergottes zur Buße, zur Reue und zum Gebet ein. Darin gleichen sich die Botschaften an den drei Erscheinungsorten. Der Unterschied ist, dass diese Botschaften in Medjugorje nun schon seit 23 Jahren fortdauern. Diese intensive Kontinuität der übernatürlichen Erscheinungen hat in den letzten Jahren nicht abgenommen, sodass auch immer mehr Intellektuelle sich dort bekehren.

PM: Für manche Menschen sind die Botschaften von Medjugorje deshalb nicht glaubwürdig, weil ja dann der Krieg ausgebrochen ist und sich die verschiedenen ethnischen Gruppierungen untereinander bekämpft haben. Also doch kein Ort des Friedens sondern des Zankes?

Bischof Hnilica: Als 1991 (genau 10 Jahre nach der ersten Botschaft: „Friede, Friede und nur Friede!!!!“ A. d. Red.) der Krieg in Bosnien-Herzegowina ausbrach, war ich wiedereinmal zum Mittagessen beim Papst, und er fragte mich: „Wie lassen sich die Erscheinungen von Medjugorje erklären, wenn jetzt in Bosnien Krieg herrscht?“ Der Krieg war ja wirklich eine schreckliche Sache. Ich sagte daher zum Papst: „Freilich verhält es sich nun wie damals in Fatima. Wenn man damals gleich Russland dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht hätte, dann hätte der Zweite Weltkrieg, aber auch die Verbreitung des Kommunismus und des Atheismus vermieden werden können.Gleich nachdem Sie, heiliger Vater, im Jahre 1984 diese Weihe vollzogen haben, kam es in Russland zu großen Veränderungen und der Fall des Kommunismus wurde dadurch eingeleitet. Auch in Medjugorje warnte die Muttergottes anfangs davor, dass Kriege ausbrechen würden, wenn wir uns nicht bekehren, aber niemand nahm diese Botschaften ernst. D.h. wenn die Bischöfe vom damaligen Jugoslawien die Botschaften ernster genommen hätten – freilich können sie noch keine definitive kirchliche Anerkennung gewähren, da ja die Erscheinungen noch im Gange sind – dann wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. Der Papst sagte daraufhin zu mir: „Also Bischof Hnilica ist überzeugt, dass meine Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens gültig war?“ und ich antwortete: „Natürlich war sie gültig, die Frage ist nur, wie viele Bischöfe diese Weihe in Kommunion (Einheit) mit dem Papst vollzogen haben.“

PM: Warum ist es so wichtig, dass die Bischöfe diese Weihe gemeinsam mit dem Papst vollziehen?

Bischof Hnilica: Dadurch kommt ja die Kollegialität der Kirche zum Ausdruck, d.h. die Einheit der Bischöfe mit dem Papst, die dem ganzen eine viel größere Bedeutung verleiht. Als Karol Woityla 1978 zum Papst gewählt wurde gratulierte ich ihm, aber ich erinnerte ihn gleich daran, dass in seinem Pontifikat etwas Wichtiges fehlen würde, solange er nicht gemeinsam mit den Bischöfen die Weihe Russlands vollziehe. Damals sagte er zu mir: „Wenn du mir hilfst, die Bischöfe davon zu überzeugen, dann mache ich es gleich morgen.“Daher fragte mich der Papst, nach der Weihe am 25. März 1984, wie viele Bischöfe sie gemeinsam mit ihm vollzogen hatten.“ Als ich ihm diese Frage nicht beantworten konnte, meinte er: „Es reicht nicht nur solch eine liturgische, wenn auch sehr feierliche Weihe, sondern jeder Bischof muss seine Diözese, jeder Pfarrer seine Pfarre und jeder Vater seine Familie darauf vorbereiten, denn die Muttergottes hat ja darum gebeten, dass sich auch die Laien ihrem Herzen weihen.“

PM: Aber einige Propagandisten der Fatimabotschaft meinen ja, dass die Weihe des Papstes damals nicht gültig gewesen ist, da er nicht explizit Russland genannt hatte, sondern einfach die ganze Welt dem Herzen Mariens geweiht hat. Sie meinen, die Muttergottes hätte verlangt, dass man ihr Russland weihen sollte und nicht die ganze Welt. Was meinen Sie dazu?

Bischof Hnilica: Sie hat von beidem gesprochen, sowohl von Russland als auch von der ganzen Welt. Schauen Sie, das ist eine heikle Sache, denn der Heilige Vater wollte damals die russische Sensibilität nicht beleidigen, denn Russland ist ja seit 1000 Jahren ein christliches Land. Ja, ich kann mich erinnern, dass nach der Weihe manche meinten, es sei nicht die richtige Weihe gewesen. Daher hab ich dann auch Schwester Lucia, die einzige der noch lebenden Seherkinder, durch ihren Neffen, einen Salesianerpater, fragen lassen, was sie über die Weihe von 1984 denkt, und er hat ihre Antwort damals auf Tonband aufgenommen. Sie sagte: „Der Heilige Vater hat alles getan, was in seiner Macht war, und Gott ist damit zufrieden. Aber wie viele Bischöfe haben diese Weihe nicht gemacht?“ Also, sie fragte sich das selbe, was mich auch der Papst fragte. Der Papst nannte zwar nicht explizit Russland, aber er sprach von „jenen Ländern, um deren Weihe du uns gebeten hast.“ Gott sieht ja in unser Herz und kennt unsere Intentionen.

PM: Warum haben eigentlich nicht schon andere Päpste zuvor diese Weihe vollzogen? Sie kannten doch alle das dritte Geheimnis von Fatima?

Bischof Hnilica: Ja, bald nachdem dieser Papst gewählt wurde, erinnerte mich Kardinal Wyszinsky von Warschau an die Wichtigkeit der Fatima Botschaft und fragte mich, warum nicht schon andere Päpste früher diese Weihe vollzogen haben. Ich antwortete ihm, dass Pius XII. diese Weihe während des Zweiten Weltkriegs vollzog, sie jedoch damals nicht vollständig war, da er sie im Alleingang tun musste. Es wäre ja in dieser Kriegssituation gar nicht anders möglich gewesen. Ich glaube aber, dass damals die Kirche noch nicht ganz reif für diese Weihe war, denn das Verständnis von der Kollegialität der Kirche hat man erst im Zweiten Vatikanischen Konzil besser erfasst. Solch ein Weiheakt ist einfach viel feierlicher und auch viel vollständiger, wenn er gemeinsam mit dem ganzen Episkopat vollzogen wird. Meiner Ansicht nach ist das größte Zeichen von Fatima, dass sich der Himmel diese Kollegialität der Bischöfe wünschte. Zur Zeit der Apostel konnte ja der Heilige Geist auch nur kommen, da die Apostel mit Maria einmütig im Gebet vereint waren. Auch heute kann der Heilige Geist mit neuer Kraft besonders wirken, wenn wir alle vereint sind im Gebet. Das Zweite Vatikanum kann man als ein Licht des Heiligen Geistes verstehen, denn damals waren die Bischöfe mit dem Papst stärker vereint. Damit die Bischöfe auch weiterhin mit dem Papst vereint bleiben, daher braucht es diese Kollegialität.

PM: Also beziehen sich die Worte von Fatima explizit auf diese Kollegialität?

Bischof Hnilica: Ja, ganz explizit, denn der Papst sollte nicht im Alleingang sondern gemeinsam mit allen Bischöfen diese Weihe vollziehen, und auch mit dem ganzen Volk Gottes. Das hat dieser Papst ja dann auch verstanden, und daher meint er auch, dass jeder Bischof seine Diözese gut darauf vorbereiten muss. Außerdem werden ja auch die Laien konkret von der Muttergottes dazu aufgerufen, speziell an den ersten Samstagen des Monats für die Konversion der Sünder Buße zu tun. Das heißt aber nicht, dass zum Beispiel Pius XII. nicht alles getan hatte, was damals für ihn möglich war. Deshalb hat auch Paul VI. zum fünfzigsten Jubiläum der Erscheinungen von Fatima die Enzyklika „Signum Magnum“ veröffentlicht. Als er damals nach Fatima reiste, sagte er: „Die Situation der heutigen Welt lässt uns das deprimierende Bild erkennen, dass uns die Muttergottes vor 50 Jahren präsentiert hat.“ Die Muttergottes hatte uns damals das Medikament genannt, mit dem wir diese Wunden hätten heilen können. Aber wir haben es nicht verwendet. Dann rief Paul VI. mit lauter Stimme aus: „Menschen, ihr seid Menschen. Seid dieses Namens würdig!“ Ich war damals am 50. Jahrestag der Erscheinungen auch in Fatima, und zufällig stand während der Papstmesse neben allen Bischöfen und mir auch Schwester Lucia. Da fragte ich sie: „Schwester Lucia, welcher Tag ist für Sie schöner? Damals, vor fünfzig Jahren, als sie die Muttergottes sahen, oder heute, wo der Stellvertreter Christi gemeinsam mit so vielen Bischöfen hier die Messe feiert?“ Und sie antwortete: „Alle beide sind für mich unaussprechlich schön.“ Ich sah darin auch einen ersten Triumph der Kirche, wo ich doch zuvor die verfolgte und unterdrückte Kirche in der Slowakei erlebt hatte. Für mich war die Bedeutung der Botschaft von Fatima schon damals klar, und ich verstand sie als ein großes Zeichen vom Himmel, da ich ja selbst den Kommunismus und die Konzentrationslager erlebt hatte.

PM: Aber nun noch einmal zurück zu diesem Papst und zu seiner besonderen Mission...

Bischof Hnilica: Ja, vor einigen Jahren als der Papst schon kränklich war und mit einem Stock zu gehen anfing, berichtete ich ihm wiedereinmal von Russland während eines Mittagessens. Danach hielt er sich an meinem Arm fest, damit ich ihn zum Lift begleite. Er war damals schon recht zittrig und wiederholte rund fünfmal mit ernster Stimme die Worte der Muttergottes von Fatima: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“ Der Papst spürt wirklich, dass er diesen besonderen Auftrag für Russland hat. Auch damals betonte er, dass Medjugorje nichts anderes als die Fortsetzung von Fatima ist und dass man die Bedeutung von Fatima wieder neu entdecken muss. Die Muttergottes will uns einfach zum Gebet, zur Buße und zu einem größeren Vertrauen erziehen. Es ist doch verständlich, dass sich eine Mutter um ihre Kinder sorgt, die in Gefahr sind, und das gerade tut auch die Muttergottes in Medjugorje.
Auch Kardinal Siri, einer der großen und wichtigen Kardinäle, der damals Erzbischof von Genua war, sagte zu mir einmal: „Ich glaube an Medjugorje, auch wenn ich selbst noch nie dort war, denn der Geist von Medjugorje erneuert gerade meine Diözese. Auch Kardinal Meissner sagte zu mir, dass er selbst nie in Medjugorje war, aber dass er daran glaubt wegen der vielen Bekehrungen, die noch dazu lange Zeit anhalten. Als ich dies dem Heiligen Vater berichtete, sagte er: „Gut, dass du mir das sagst, denn gleich kommt Kardinal Meissner zu mir.“ Danach rief mich auch Kardinal Meissner an und erzählte, dass ihn der Papst darauf angesprochen hatte, und er bestätigte diese Sicht. Ich erklärte dem Papst auch, dass heute die größte marianische Bewegung von Medjugorje ausgeht. Überall gibt es Gebetsgruppen, die sich im Geist von Medjugorje versammeln. Und er bestätigte dies.

PM: Manche Leute wundern sich, dass keiner der inzwischen erwachsenen Seherkinder von Medjugorje ins Kloster gegangen oder Priester geworden ist. Kann dies als ein Zeichen unserer Zeit gedeutet werden?

Bischof Hnilica: Ja, ich sehe das ganz positiv, denn darin können wir erkennen, dass diese Menschen, die die Muttergottes ausgewählt hat, einfache Instrumente Gottes sind. Sie sind nicht selbst die Autoren, die sich das ausgedacht haben, sondern Mitarbeiter eines größeren göttlichen Plans. Sie alleine hätten ja nicht diese Kraft dazu. Heute ist es besonders notwendig, dass das Leben der Laien erneuert wird. Es gibt zum Beispiel heute auch Familien, die diese Weihe an die Muttergottes leben, nicht nur Ordensschwestern oder Priester. Gott lässt ja die Freiheit. Wir müssen heute in der Welt ein Zeugnis geben, früher fand man vielleicht solche hellen Zeugnisse mehr in den Klöstern, aber heute brauchen wir diese Zeichen auch in der Welt. Jetzt muss besonders die Familie erneuert werden, da sich die Familie heute in einer großen Krise befindet. Wir können nicht alle Pläne Gottes kennen, aber sicherlich müssen wir heute die Familie heiligen. Warum gibt es heute wenige Berufungen? Weil es wenige heilige Familien gibt. Auch die Ehe ist ja eine große Berufung.

PM: Was denken heute Ihre Bischofskollegen über Medjugorje?

Marija Pavlovic de Lunetti, eine der Seherinnen, die noch immer Botschaften von der Muttergottes empfängt, hat einmal vor mir geweint, da sie gehört hatte, dass einige Bischöfe die Authentizität der Botschaften in Frage stellten. Der ehemalige Bischof von Mostar, Msgr. Žanić hatte sie sogar als Lügnerin hingestellt. Meine Antwort an den Bischof von Mostar war: „Sie irren sich. Bedenken Sie doch nur, wie sich Kinder normalerweise in einer großen Familie verhalten. Wenn ihnen ein besonderes Geheimnis anvertraut wird, dann streiten sie schon am nächsten Tag und erzählen das Geheimnis weiter. Wenn ich die Muttergottes wäre, dann hätte ich wahrscheinlich nur ein Kind ausgewählt und nicht gleich sechs, da mir das zu riskant vorgekommen wäre. Aber diese Kinder wurden viele Jahre von der Polizei gequält und haben dennoch nie etwas ausgeplaudert.“ Freilich, diese Botschaften sind vielleicht nicht so tief und mysteriös wie jene zum Beispiel von Fatima, aber hier handelt es sich um eine Mobilmachung für die Umsetzung der Botschaften von Fatima, so hat es ja auch der Papst verstanden. Es reichen einfach nicht nur die großen Botschaften, die dann aber nicht verbreitet werden. Durch Medjugorje wird das kontinuierliche Gebet und sogar die Buße verbreitet. Es ist zu bewundern, dass in Medjugorje Menschen sogar zwei Mal die Woche bei Brot und Wasser fasten, sich dem Herzen der Muttergottes weihen und sie verehren.

In den achtziger Jahren sind einmal sechs Bischöfe aus Brasilien zu mir gekommen, weil sie gehört hatten, dass ich mich für Medjugorje interessiere. Sie haben mich damals gefragt, ob ich für sie arrangieren könne, dass sie eine heilige Messe mit dem Papst konzelebrieren können. Sie wollten danach nach Medjugorje fahren. Der Papst hatte ja gesagt und sie empfangen, aber sein Sekretär, Monsignore Stanlislaw Dziwicz, meinte danach: Sagt bitte nicht, dass Euch der Papst zu einer Privatmesse empfangen hat, weil ihr nach Medjugorje fährt, sondern er hat euch eingeladen, weil ihr von weit her aus Brasilien gekommen seid. D. h. der Papst hat natürlich Medjugorje nie explizit offiziell anerkannt, er will ja da auch nicht dem Bischof der Diözese von Mostar vorgreifen. Der Papst wollte schon gerne selbst einmal nach Medjugorje fahren, aber dann hätte der Bischof von Mostar ein klares Zeichen setzen müssen.

Als der Papst vor einem Jahr (?) nach Kroatien reiste und in Zagreb Kardinal Stepinac seliggesprochen wurde, versammelten sich rund 50 Bischöfe bei einem Empfang, bei dem auch ich dabei war. Also begrüßte ich die Bischöfe, die ich schon kannte. Da sagte einer von ihnen ganz herzlich zu mir: „Ich bin der apostolische Nuntius von Zagreb, und sie sind doch der apostolische Legat von Medjugorje!“ Er meinte es nicht abfällig, sondern freundschaftlich. Auch Kardinal Kuharić von Zagreb hat sich zwar nie öffentlich zu Medjugorje geäußert, aber er sagte zu mir: „Dort geschehen sehr interessante Dinge.“Im Jahr 1994, zehn Jahre nach der feierlichen Weihe der Welt an das Herz Mariens, lud der Papst zu einem besonderen Gebet für Bosnien ein, wo noch Krieg herrschte. Ich fuhr daher nach Medjugorje und traf auch den Bischof von Mostar. Er fragte mich, warum ich hierher gekommen sei und ich sagte: „Der Papst hat uns aufgefordert, an den Marienwallfahrtsorten für den Frieden in Jugoslawien zu beten. Deshalb sind wir zu einem Wallfahrtsort gepilgert, der nahe am Geschehen ist.“ Der Bischof korrigierte mich und sagte, dass es sich nicht um einen Wallfahrtsort sondern nur um eine Gebetsstätte handle. Aber ich fragte ihn, was das denn für ein Unterschied sei. Ich sagte ihm auch, dass wir doch anerkennen müssen, dass die meiste Hilfe, die während des Krieges Kroatien und Bosnien zugute gekommen ist, von den Medjugorje-Gebetsgruppen stammt. Aber der Bischof wollte diese Tatsachen herunterspielen. Der Bischof von Split hingegen war immer sehr positiv eingestellt gegenüber Medjugorje und interessanterweise ist seine Stadt auch vom Krieg verschont geblieben. Der Papst fragte mich damals auch, ob es stimmt, dass in Medjugorje und in Split während dem Krieg nichts passiert ist. Ja, antwortete ich, soviel ich weiß, fiel damals in Medjugorje eine Bombe vor die Kirche, aber sie explodierte nicht und eine andere Bombe traf ein Schwein. Das war alles.

PM: Hat sich die offizielle Einstellung der Kirche gegenüber Medjugorje in den letzten Jahren geändert?

Bischof Hnilica: In den letzten zehn Jahren sind allein Millionen von Menschen nach Medjugorje gepilgert (11 Millionen Kommunionen wurden im Zeitraum 1994-2004 gespendet. Siehe Statistik http://www.medjugorje.hr/ulazakgestipe.htm A.d.Red.). Wenn die Kirche wirklich glauben würde, dass dort etwas gegen den Glauben oder gegen die Moral verbreitet würde, dann wäre die Kirche verpflichtet gewesen, dagegen vorzugehen. Sie hätte alles unternehmen müssen, um die Menschen davor zu schützen. Die Tatsache, dass sie schweigt, ist eigentlich ein gutes Zeichen und de facto eine Anerkennung von Medjugorje. Man braucht allein nur im Pfarrbuch nachblättern, wie viele Priester jedes Jahr in Medjugorje die Heilige Messe feiern. Sie würden nicht kommen, wenn sie etwas entdeckt hätten, was gegen die Glaubwürdigkeit der Botschaften spricht. Von den Früchten wird man erkennen, ob daraus ein guter oder ein schlechter Baum gewachsen ist.

PM: Wie war Ihre persönliche spirituelle Erfahrung in Medjugorje?

Bischof Hnilica: Ich hatte das Glück, dass ich damals gleich die Seherkinder persönlich kennen lernen konnte und mir dadurch ein gutes Bild über sie machen konnte. Ich konnte ihr Vertrauen gewinnen, und daher hatte ich das Gefühl, in die Geheimnisse von Medjugorje persönlich eingeweiht zu werden, so wie dies früher auch in Fatima der Fall war, als ich Schwester Lucia und den Bischof von Fatima kennen lernen durfte. Ich war daher erfreut und fühlte mich auch irgendwie privilegiert, dass ich so nahe am Geschehen von Medjugorje teilnehmen konnte. Auch wenn ich jetzt manchmal mit Vicka Ivancovic oder mit Marija Pavlovic de Lunetti rede, fühle ich mich ihnen nahe. Daher empfinde ich ihnen gegenüber auch eine gewisse Verantwortung, ich fühle mich Teil einer großen Familie.

PM: In einem der ersten Botschaften sprach die Muttergottes angeblich davon, dass dies die letzten Erscheinungen sein würden. Viele Menschen denken dabei gleich an Weltuntergang und an die Apokalypse. Wie kann man das richtig verstehen?

Bischof Hnilica: Ja, ich hab davon gehört, aber es ist ja so, dass oft in den Prophezeiungen von den „letzten Tagen“ die Rede ist, schon der Heilige Paulus sprach davon. Wir leben ja in den letzten Tagen, aber die wirklichen Propheten haben nie einen genauen Zeitpunkt angegeben, wann sich diese Prophezeiungen erfüllen würden. Jesus hat ja selbst gesagt, dass nicht einmal der Menschensohn den Zeitpunkt kennt, wann die Zweite Wiederkunft und das Letzte Gericht sein wird, nur der Vater wüsste das. Deshalb kann man das selbe sagen, was man früher über Fatima sagte: Medjugorje ist das größte Eingreifen Gottes in die Menschheitsgeschichte.

Mit freundlicher Genehmigung des PUR-MAGAZINs

www.medjugorje.hr

www.medjugorje.at


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