Sündenmathematik: Eine katholische Zahlenlehre

3. Jänner 2005 in Spirituelles


Von zehn Geboten, sieben Hauptsünden, sechs Kirchgeboten und kreativen moralischen Ausdrucksformen. Ein Lehrplan für Beichtstühle und Sprünge im geistlichen Leben - Von Kaplan Johannes M. Schwarz aus den "Amici-News Jänner 2005"


Linz (kath.net/AdD)
Beichtspiegel sind out, Sündenregister verpönt. Was bleibt, ist der Katholik, der meint mit der Zurückhaltung beim Morden und Stehlen sei die oberste Latte der Heiligkeit bereits genommen. Und so lässt er sich in die wohlverdiente geistliche Trägheit fallen.

Damit nicht genug. Verirrt sich ein solcher Christ einmal in einen der komischen Holzschränke, die meist rückwärtig in den Kirchen anzutreffen sind (waren) – aus Neugier, oder nur weil er dachte, dort etwas Entspannung von der wöchentlichen und halbstündigen „Gut-zu-sein-bedarf-es-wenig-Predigt“ zu finden –, dann sitzt dort einer – wenn einer sitzt – von uns Priestern, der bemüht ist, das vom Christen gesuchte Gespräch mit den Worten zu beschließen: „Das sind doch keine Sünden - warum kommen Sie überhaupt.“

Und wahrlich – dieser Christ wird nicht mehr kommen, und der Herr Pfarrer kann endlich die Beichtzeiten abschaffen, den Beichtstuhl vorbeugend auf Ebay versteigern [bei Interesse hier mitbieten ] und sich dem Gebet vor seinem Ultra-Flat-Hausaltar mit 75 cm Bilddiagonale widmen, um dort den großen Quizshowmastern zu huldigen.

Der moderne neue Katholik – besonders jener priesterlicher Art, spricht lieber von „kreativen moralischen Ausdrucksformen“, als dass er den „völlig überholten“ Begriff der Sünde aus dem Lexikon für Mittelalter hervorsuchen würde. Lange Listen mit Sünden? Welch altmodischer Frevel! Liebe, Liebe, Liebe!

Doch bevor jemand in diese Entrüstung einstimmt, sollte er folgendes kurz bedenken: Würden Ärzte ebenso an ihr Handwerk herangehen, wäre das Schild „Krankenhaus“ mit „Schlachthaus“ zu ersetzten – denn ein Arzt, der die Teile und Schwächen der einzelnen Organe nicht kennt, wird den Leib zugrunde richten. Ebenso wird der Kranke, der nicht weiß, wo es ihm weh tut und weh tun kann, beim Zahnarzt statt beim Orthopäden landen.

Hier also in aller Kürze ein paar altmodische katholische Zahlenspiele, die Priestern und Laien gleichermaßen unbekannt wie hilfreich sein sollten. [In der Klammer finden sich Verweise auf die entsprechenden Nummern des Katechismus]

Zehn Gebote [Exodus 20 and Deut 5:6-21., KKK 2084-2534]
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, wurden die 10 Gebote von Gott nicht Ende der 60er Jahre als „überholt“ abgeschafft.

1. Ich bin der Herr, Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Gedenke, dass Du den Sabbat (Tag des Herrn) heiligst.
4. Du sollst Vater und Mutter ehren.
5. Du sollst nicht morden.
6. Du sollst nicht die Ehe brechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst kein falschen Zeugnis geben über Deinen Nächsten.
9. Du sollst nicht die Frau Deines Nächsten begehren.
10. Du sollst nicht das Hab und Gut Deines Nächsten begehren.

Sieben Hauptsünden [KKK 2041-2043]
1. Hoffart, Stolz
2. Geiz, Habsucht
3. Neid
4. Zorn
5. Unkeuschheit, Wollust
6. Unmäßigkeit, Völlerei, Freßsucht
7. Trägheit, Überdruss

Sechs Sünden gegen den Heiligen Geist [KKK 1864]
1. vermessentlich auf Gottes Barmherzigkeit zu sündigen.
2. an der Gnade Gottes verzweifeln.
3. der erkannten christlichen Wahrheit widerzustreben.
4. seinen Nächsten um der göttlichen Gnade willen beneiden.
5. gegen heilsame Ermahnungen ein verstocktes Herz haben.
6. in der Unbußfertigkeit vorsätzlich verharren

Sechs Kirchengebote [KKK 2041-2043]
1. Feiere den Sonntag als „Tag des Herrn“.
2. Besuche die Hl. Messe an Sonn- und Feiertagen.
3. Halte die Fast- und Abstinenztage ein.
4. Gehe wenigstens einmal im Jahr zur Beichte.
5. Empfange wenigstens einmal im Jahr die Hl. Kommunion, zumindest in der Osterzeit.
6. Achte die kirchlichen Bestimmungen zur hl. Ehe (wird manchmal weggelassen, da eigentlich schon im 6. der 10 Gebote enthalten.)

Neun Wege, an der Sünde eines anderen teilzuhaben [KKK 1868]
1. zur Sünde raten. 2. andere zur Sünde auffordern. 3. in die Sünden anderer einwilligen. 4. andere zur Sünde reizen. 5. die Sünde anderer loben. 6. zur Sünde schweigen. 7. die Sünde nicht strafen. 8. zur Sünde helfen. 9. anderer Sünde verteidigen.

Vier Sünden die zum Himmel schreien [KKK 1867]
1. vorsätzlicher Mord
2. die Sünde Sodoms (Sodomie, Pädophilie, Homosexuelle Akte)
3. Unterdrückung der Armen
4. Arbeiter um ihren Lohn bringen

Hinweis: Ausführliche Beichtspiegel und nähere Erklärungen bieten sowohl das Gotteslob als auch das Schweizerische Kirchengesangsbuch. Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis macht den Anfang.

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