Gebet für den Frieden überflüssig?

7. Jänner 2005 in Schweiz


"Verstößt der Embolismus gegen die ökumenische Korrektheit?", fragt Martin Meier in einer Glosse.


Unsere Welt ist keine friedliche Welt. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein hoffnungsloser Schwärmer. Was liegt also näher, als dass Christen im persönlichen Gebet und im Gottesdienst immer wieder für den Frieden beten! Dieses wichtige Gebetsanliegen steckt auch im so genannten Embolismus, dem Einschub ins Vater unser.

Der Priester ist laut den liturgischen Vorschriften gehalten, nach den Worten „... sondern erlöse uns von dem Bösen“ einzufügen: „Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten“.

Nun gibt es aber Zelebranten, die diesen Teil hartnäckig weglassen. Warum? Wieso ist es falsch, Gott um sein Erbarmen und um den Frieden zu bitten? Fürchten sie, dass der Gottesdienst sonst zu lang wird? Zeitliche Einsparungen liessen sich an andern Orten machen, etwa bei den zum Teil ellenlangen Einführungen in jeden einzelnen Teil der heiligen Messe. Oder meinen sie, der Embolismus verstosse gegen die ökumenische Korrektheit?

Aber die heilige Messe ist doch ein katholischer Gottesdienst. Man verzichtet ja am 1. August auch nicht auf das Absingen der Landeshymne, nur weil bei der Bundesfeier auch Nicht-Schweizer anwesend sind. Ist das Anliegen, für den Frieden zu beten, nicht wichtiger als eine kleinkarierte Machtdemonstration gegen die liturgischen Vorschriften?

Foto: Klemens Hrovath

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