22. Jänner 2005 in Österreich
Helmut Schüller unterstützt im "ö1 Mittagsjournal" die 'Kirchenvolksbegehrer' und meint, dass Kirchenleitung an hohen Austrittszahlen Schuld sei
Wien (www.kath.net)
Der ehemalige Generalvikar der Erzdiözese Wien, Helmut Schüller, hat sich im"Ö1 Mittagsjournal" für die Anliegen des "Kirchenvolksbegehren" starkgemacht. Für Helmut Schüller habe das Kirchenvolksbegehren Dingeartikuliert, die selbstverständlich seien. "Der Frau ihrem Status gemäß,eine angemessene Stelle einzuräumen, Bekleidung eines Priesteramtes, liegeeigentlich im Sinn des Nachvollzugs einer gesellschaftlichselbstverständlichen Entwicklung."
Zu den hohen Kirchenaustrittszahlen meint Schüller wörtlich: "Der Schluss,dass am neuen Rekord bloß die Affäre im St. Pöltener Priesterseminar Schuldsei, sei zu kurz gegriffen. Schuld sei vielmehr das mangelhafteKrisenmanagement, vor allem aber der Reformstau und der Zentralismus in derKirche, über dem die Kirche die eigentliche Botschaft verloren hat." Diehohen Kirchenaustrittszahlen erklärt sich Schüller auf zweifache Weise:"Einerseits gibt es bei vielen Menschen eine wachsende Entfremdung von derKirche. Eine zweite Erklärung ist das 'handling', der Umgang mitauftretenden Problemen. Man könne sogar von einem schlechtenKrisenmanagement sprechen. Es wird immer der wieder der Versuch gemachtProbleme schönzureden, kleinzureden, zu beruhigen. Die Körpersprache derKirche zeigt von außen die Grundstrategie durchtauchen zu wollen. Und dasgenügt vielen Leuten nicht", sagt Helmut Schüller. "Es wurde", meintSchüller weiters, "der Übergang nicht geschafft, vom Pflichtkatholizismuszum freiwilligen Katholizismus". "Man habe sich zu lange, Ende der fünfzigerJahre, nicht an die Bürger angepasst". Laut Schüller ist das zweiteVatikanische Konzil "viel zu spät gekommen". "Jetzt sitzt auf viel zu vielenReformen die Bremse. Die Behinderer wollen zwar die Reformen, aber siehätten Angst vor Veränderungen", meint Schüller. "Sie hätten Bequemlichkeitalles so zu belassen wie es ist." Helmut Schüller wurden 1999 von Kardinal Schönborn als Generalvikar abgesetzt. Schüller ist derzeitStudentenseelsorger und Leiter der Ombudsstelle für Sexuellen Missbrauch der Erzdiözese Wien.
© 2005 www.kath.net