Hoffen Schweizer Bischöfe auf Papst-Ja zu ihrer Widerspenstigkeit?

9. Dezember 2014 in Schweiz


Vorsitzender der Bischofskonferenz verteidigte vor Papst Franziskus die spezielle Situation der Kirche der Schweiz und lud Franziskus zu Schweiz-Besuch ein


Vatikanstadt-Zürich (kath.net/KAP/red) Um Verständnis für die spezielle Situation der Kirche der Schweiz hat der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Bischof Markus Büchel (Foto), bei der Begegnung mit Papst Franziskus im Rahmen Ad-limina-Besuchs in der vergangenen Woche geworben. Büchel verband die Begegnung mit einer Einladung an den Papst zu einem Schweiz-Besuch.

Die Schweiz verfüge über verschiedene Kulturen und Sprachen und die Kirche trage diesem Umstand Rechnung. Unter Achtung der Verschiedenheiten suche und wahre die Kirche die Einheit, behauptete der Diözesanbischof von St. Gallen bei der Begegnung mit dem Papst, wie die Schweizer katholische Presseagentur KIPA am Freitag meldete.

Büchel wies auf die spezielle Situation im Verhältnis von Kirche und Staat - das "duale System" - hin. Die Pfarren und Diözesen treten im Gegenüber mit dem Staat als katholische Körperschaften öffentlichen Rechts auf. "Diese Form der Kooperation zwischen Staat und Kirche ist in der Geschichte durch die Jahrhunderte gewachsen und entspricht der demokratischen und föderalistischen Staats- und Gesellschaftsauffassung der Schweiz", betonte Büchel.

Das Miteinander der hierarchisch verfassten Kirche und der staatskirchenrechtlichen Körperschaften verlange in vielen Bereichen" Fingerspitzengefühl und große Dialogbereitschaft". Das Zusammenwirken sei dort eine Hilfe, wo die Laien im Dienst der Kirche eine ihren Kompetenzen und Fähigkeiten angemessene Aufgabe übernehmen. Sie entlasteten die Ordinariate und Pfarreien von vielen Verwaltungsfragen und von der Sorge um das Materielle. Voraussetzung sei aber immer die gegenseitige Anerkennung der Kompetenzen.

Nicht übersehen werden dürfe - so Büchel -, dass "gerade unser demokratisches und neutrales Staatssystem auch Räume öffnet, die den Menschen der ganzen Welt dienen". Der Bischof wies darauf hin, dass verschiedene renommierte internationale Organisationen in der Schweiz ihren Sitz haben.

Der St. Galler Oberhirte dankte dem Papst für seinen Einsatz. Sein Beispiel habe bereits vieles bewegt, sagte Büchel. Der Mut, den der Papst an den Tag lege, und auch die Klarheit, fordere dazu heraus, im kirchlichen, politischen und wirtschaftlichen Handeln den Menschen und vor allem die Benachteiligten in die Mitte zu stellen und sich für Menschen in Not aktiv einzusetzen.

Mit dem Weg der Familiensynode habe der Papst den Fokus auf ein Thema gelegt, das für die Kirche wie für die Gesellschaft zentral sei. In der Schweiz habe die Befragung zur Familie bis in die Pfarren hinein viel bewirkt, so Büchel, ohne an die heftige Kritik an der SBK-Befragung zu erinnern, kath.net hat mehrfach berichtet.

Der Bischof verband die Grüße an den Papst mit einer Einladung. "Ihr Besuch in der Schweiz würde alle ehren und freuen", so Büchel. Der SBK-Vorsitzende erläuterte inzwischen allerdings, dass der Papst weder ja noch nein gesagt habe.

Unerwähnt blieb zumindest in dieser Darstellung, dass neben dem Churer Bischof Huonder nun ein weiterer Bischof die Grundsatzkonflikte innerhalb der Bischofskonferenz öffentlich macht. Der Westschweizer Bischof Charles Morerod hatte sich unmittelbar vor dem Ad-Limina-Besuch über die Unmöglichkeit des Empfangs der katholischen Eucharistie durch evangelische Christen geäußert, kath.net hat berichtet. Papst Franziskus hatte dann in seiner Ansprache an die Schweizer Bischöfe mahnenden Worte gerichtet: Im ökumenischen Dialog müssten die Bischöfe darauf achten, dass die Gläubigen jeder Konfession ihren Glauben "unmissverständlich und frei von Verwechslung" leben könnten und "ohne die Unterschiede auf Kosten der Wahrheit wegzuretuschieren". Eine Bejahung der speziellen Situation der katholischen Kirche in der Schweiz durch Papst Franziskus lies sich daraus nicht herauslesen.

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Foto Bischof Büchel: (c) Schweizer Bischofskonferenz



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