'Eminenz, ich möchte Sie zum Marsch für das Leben 2016 einladen!'

4. Jänner 2016 in Familie


Brief an Kölner Erzbischof Kardinal Woelki: „Wer sich zum Lebensschutz ehrlich bekennt, muss auch Gesicht zeigen, sonst bringt das alles nichts.“ Gastbeitrag von Klaus Hildebrandt


Köln-Berlin (kath.net) Zum Marsch für das Leben 2016 in Berlin lädt der engagierte Lebensschützer Klaus Hildebrandt den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ein. Der 12. Marsch für das Leben wird am 17.9.2016 in Berlin (Bundeskanzleramt) stattfinden.

Eure Eminenz,
Kardinal Rainer Maria Woelki,

sicherlich kennen Sie das Gefühl, dass je mehr Sie etwas zu einem wichtigen Thema lesen oder auch hören, umso mehr möchten Sie sich dazu einbringen. Dazu füge ich meiner Mail zwei aktuelle koinzidierende Artikel aus der "Tagespost" und "kath.net" zum Thema Abtreibung bei, die ich aufgrund ihrer durchweg seriösen wie auch mutigen Berichterstattung beide sehr schätze und darum auch mitlesen lasse.

Abtreibung ist ein äußerst unbequemes Thema nicht nur für ungewollt Schwangere, sondern für Politik und Kirche, die sich je nach Thema in ihrem Bemühen um Wachstum oder auch nur Erhalt des eigenen Bestands entweder engagieren oder eben - wie es bei unbeliebten Themen gerade die Politiker handhaben -, lieber wegschauen und schweigen. Wir Lebensschützer sehen die mit Abtreibung und Euthanasie verbundenen zahlreichen Probleme mit klarem Blick und engagieren uns ohne Eigeninteressen und Abhängigkeiten und werden auch nicht locker lassen, bis dem Lebensschutz gebührend Rechnung getragen wurde. Wer sich zum Lebensschutz ehrlich bekennt, muss auch Gesicht zeigen, sonst bringt das alles nichts. Und wie Sie wissen, taten genau das im vergangenen Jahr beim Berliner Marsch für das Leben erstmalig auch zwei Ihrer deutschen Bischofskollegen und Mitbrüder, wofür ich und viele andere heute noch dankbar sind.

Meisner und Lohmann nennen die Probleme beim Namen, und das ist auch gut so. Wenn Ihr Ziehvater mutmaßt, dass sich die Kirche vielleicht sogar an das "Abtreibungsdebakel" gewöhnt hat, so verstehen ich diese Aussage als versöhnlichen Aufruf zur Selbsterkenntnis der ganzen Katholischen Kirche Deutschlands, die hier immer noch den offenen Dialog mit den Gläubigen und der Politik scheut.

Eminenz, ich möchte Sie zum Jahresbeginn bitten, sich den Termin 17. September 2016 schon jetzt in ihren Jahreskalender einzutragen, um persönlich am diesjährigen Berliner Marsch für das Leben teilzunehmen. Die von em. Kardinal Meisner im Kölner Dom genannten Zahlen sind erschreckend. Folgen Sie Ihrem Vorgänger in dessen Fußstapfen und helfen Sie mit, dem tödlichen Treiben einer gesättigten Gesellschaft ein Ende zu setzen, denn es gibt Alternativen, über die man reden muss.

Und so lade ich Sie hiermit zusätzlich noch zur kostenlosen Mitfahrt in einem speziell gecharterten Bus ein, um unsere Gruppe während der Fahrt nach Berlin - ohne jeglichen Presse- und Medienrummel - geistlich zu begleiten. Welche sonstigen Aufgaben Sie dann vor Ort gegebenenfalls noch wahrnehmen möchten, bliebe selbstverständlich Ihnen überlassen. Im Vorfeld der Großveranstaltung beginnen wir nach jetziger Planung um 12:00 Uhr mit einer eigenen Hl. Messe in der bekannten St. Clemens-Kirche am Potsdamer Platz, die Sie, verehrte Eminenz, unter Beteiligung weiterer mitgebrachter Priester gerne hauptzelebrieren könnten. Sollte Ihnen die lange Rückfahrt per Bus zu anstrengend sein, so könnten Sie sicherlich auch mit dem Flieger wieder nach Köln zurückreisen.

Ein solches Zeugnis wäre wegweisend für Ihre Kollegen und wertvoll für die ganze Katholische Kirche, aber auch als ernst zu nehmender Impuls in Richtung Politik. Um Besserung herbeizuführen, lässt sich eine offene Debatte um dieses unliebsame Thema nicht mehr vermeiden. Je früher dies geschieht, umso besser für uns alle und die Glaubwürdigkeit unserer Kirche. Beginnen wir das neue Jahr mit guten Vorsätzen.

Mit freundlichen Grüßen, verbunden mit den besten Wünschen für 2016
Ihr

Klaus Hildebrandt

Martin Lohmann äußert sich im kath.net-Leserkommentar zu Meisner-Kritik am verbesserungswürdigen Lebensschutzengagement mancher deutscher Bischöfe


Weiterführende Links:
- Kardinal Meisner fordert von der katholischen Kirche mehr Engagement für das ungeborene Leben: Meisner kritisiert deutsche Bischöfe
- Predigt von Weihbischof Thomas Maria Renz beim Marsch für das Leben 2015: 'Aktiver Lebensschutz gehört klar zum Profil der Christen!'
- Regensburger Bischof Voderholzer äußert sich nach seiner Teilnahme am Marsch für das Leben 2015: Voderholzer lobt «Marsch für das Leben», fragt nach «Donum Vitae»

Foto Kardinal Woelki (c) Erzbistum Köln


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