Keine Angst vor der Begegnung mit Gott!

13. April 2017 in Spirituelles


Beichte - Warum wir die Seelendusche brauchen. Gastkommentar von Martin Lohmann


Bonn (kath.net/ml) Dem ZdK-Präsidenten Thomas Sternberg bin ich sehr dankbar, dass er sich zur Beichte geäußert hat. In einem Interview soll er gesagt haben, dass er in der offiziellen Laienvertretung der deutschen Kirche niemanden kenne, der noch beichten ginge, kath.net hat berichtet.

Ich habe keine Ahnung, ob das den Tatsachen entspricht. Man geht ja auch nicht durch die Gegend und erzählt überall, dass man die Beichte schätze. Schließlich ist dieses Sakrament ja auch – wie übrigens der Empfang der heiligsten Eucharistie – etwas ausgesprochen Persönliches und Intimes. Nicht umsonst schützt die Kirche die Beichte besonders sorgfältig und droht jedem Beichtvater bei Verletzung des Beichtgeheimnisses mit der Höchststrafe der Exkommunikation.

Aber sicher hat Thomas Sternberg Recht, wenn er bemerkt, dass seit Jahrzehnten, also seit etwa dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die Beichte in eine Krise geraten ist. Bußgottesdienste und der sicher gut gemeinte Versuch, die vielleicht einst produzierte Angst vor der Beichte als Instrument der Maßregelung zu beseitigen, haben vielfach den Eindruck entstehen lassen, dass es eigentlich dieses Sakrament der Versöhnung nicht mehr braucht. Hinzu leistete eine einnebelnde Allerlösungstheologie streckenweise ganze Arbeit zur Vernichtung oder Verunmöglichung der persönlichen Beichte.

Ja, man muss leider auch feststellen, dass nicht nur hier und da die Verkündigung und die sensible Heranführung an diese besonders eindringliche Form der Christusbegegnung vernachlässigt wurde. Selbst Priester sind hier keine Vorbilder mehr. Man hört sogar von manchen Seelsorgern, dass sie Beichtsuchende zurückweisen und „bekennen“, selbst nichts von der Beichte zu halten.

Faktisch haben alle ungeeigneten Versuche, der Beichte den – sagen wir es mal so – Schrecken zu nehmen, zu einer größeren Schwellenangst vor der Beichte geführt. Dabei müssten die Schwellen so niedrig wie möglich sein! Wenn fast nirgendwo mehr zu bestimmten Zeiten ganz selbstverständlich Beichtväter im Beichtstuhl sitzen, was ja – Stichwort: Gebet – keine vertane Zeit sein muss, dann ist die Schwelle einfach zu hoch. Auch hier gilt letztlich das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Wo man erst eine Schwelle vorfindet, indem man sich eigens anmelden muss mit seinem Beichtwunsch, wird es zusätzlich schwierig. Das ist das Gegenteil von niederschwellig.

Man kann Papst Franziskus nicht genug dankbar dafür sein, dass er immer wieder auf die Beichte hinweist und daran erinnert, dass eine Reform des Glaubens und der Kirche in den Seelen beginnt. Gesunde Seelen haben auch Ausstrahlung auf den Körper. Manche sagen, es sei kein Wunder, dass mit der Verdunstung der Lossprechung in der Beichte die Zunahme der Psychotherapien kam. Psychotherapeuten sind fraglos wichtig. Doch sie können keine Beichte ersetzen. Sie können nur erklären, nicht jedoch im Namen und Auftrag Gottes lossprechen. Also alles Falsche unwiderruflich löschen.

Daher brauchen wir wieder die Entdeckung der Selbstverständlichkeit des wunderbaren Sakraments der Versöhnung mit Gott selbst. Denn genau der hat uns durch seinen Sohn Jesus Christus diese immer wieder angebotene Möglichkeit der sicheren Seelenreinigung, der garantierten Seelendusche geschenkt. Und genau ihm kann man in der Beichte ganz konkret begegnen – auch wenn nur der Priester für die Augen sichtbar ist. Die Augen der Seele können und wollen mehr „sehen“.

Bisweilen wird darauf hingewiesen, dass mit dem Verlust der Beichte zeitgleich der Empfang des Leibes Christi während der heiligen Messe „selbstverständlicher“ geworden sei. Gelegentlich kann man auch die besorgte Klage hören, dieser Empfang zeichne sich durch abnehmende oder mangelnde Ehrfurcht aus. Aber: Auch hier darf und kann es keine Pauschalurteile geben. Gleichwohl darf gefragt werden, inwieweit Beichte und Eucharistieempfang etwas miteinander zu tun haben und ob es da Auswirkungen auf die Ehrfurcht geben kann. Ehrfurcht ist bekanntlich der Kern der Liebe.

Beichte schafft keinen Freibrief, aber macht sensibler für Sünden. Und das meint jetzt nicht ein Kuchenstück mit Sahne gegen die Diät, sondern alles, was man gegen Gott und den Nächsten falsch machte, was einem nicht gelang, wo man regelrecht „gefehlt“ hat. In Gedanken, Worten und Werken. In der Beichte, wozu die wirkliche Reue gehört, wird einem gesagt: Du kannst heute, jetzt, ganz neu und rein anfangen. Niederschwellige Angebote, gute und demütige Beichtväter, Priester, die diese intensive Form der buchstäblichen Seelsorge schätzen und fördern – das ist das Gebot der Stunde. Nicht nur in der Karwoche. Denn es gibt absolut keinen Grund für irgendeine Angst vor der Begegnung mit Gott. Warum? Weil er gerecht ist – und barmherzig. Garantiert.

Martin Lohmann: Pflege Deine Seele - Gedanken zur Beichte


kath.net-Buchtipp
Glaubenswege III: Beichte konkret - Positive Erfahrungen mit dem Bußsakrament
Von Petra Lorleberg (Hrsg.)
Vorwort von Kardinal Paul Josef Cordes;
Beiträge von Paul Badde; Karl Wallner; Martin Lohmann; Michael Schneider-Flagmeyer; Claudia Sperlich; Weihbischof Dominik Schwaderlapp;
Taschenbuch, 134 Seiten
2016 Dip3 Bildungsservice Gmbh
ISBN 978-3-903028-43-2
Preis 9.80 EUR

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