Ist 'katholisch.de' das Portal der katholischen Kirche in Deutschland?

26. April 2017 in Kommentar


„Es ist höchste Zeit für ein klärendes und belastbares Wort zu diesem immerhin mit 2 Millionen Euro jährlich finanzierten kirchlichen Internetunternehmen.“ kath.net-Kommentar von Martin Wind


Bonn (kath.net/mw) Erinnern Sie sich noch: Am 17. Februar konnte man hier auf „kath.net“ die elektrisierende Nachricht lesen, dass „katholisch.de“ nicht das „offizielle Internetportal der Kirche“ in Deutschland sei. So hatte sich der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, in einer E-Mail gegenüber dem Chefredakteur des unabhängigen katholischen Internetmagazins „kath.net“ Roland Noé, geäußert. Diese Nachricht war sowohl für katholische Medienschaffende wie auch für viele Katholiken verblüffend, denn bis heute kann man im Impressum bei „katholisch.de“ lesen: „,Katholisch.de' ist das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland.“

Erstaunlich an der bis heute von der Realität widerlegten Koppschen Behauptung war auch der Zeitpunkt seiner Einlassung. Denn bereits im Vorfeld waren Mitarbeiter des Internetportals mehrfach mit Wortmeldungen unangenehm in der Öffentlichkeit aufgefallen: Unter anderem hatte Björn Odendahl in einer kritischen Betrachtung zum Afrikabesuch von Papst Franziskus in chauvinistischer und rassistischer Manier schwadroniert: „Natürlich wächst die Kirche (in Afrika, d. Red) dort. Sie wächst, weil die Menschen sozial abgehängt sind und oft nichts anderes haben als ihren Glauben. Sie wächst, weil der Bildungsstand durchschnittlich auf einem niedrigeren Niveau ist und die Menschen einfache Antworten auf schwierige (Glaubens)fragen akzeptieren. Antworten, wie sie zum Beispiel Kardinal Sarah aus Guinea gibt. Und auch die wachsende Zahl der Priester ist nicht allein der missionarischen Kraft zu verdanken, sondern ebenso eine der wenigen Möglichkeiten der sozialen Absicherung auf dem schwarzen Kontinent.“ Obwohl die DBK sich von diesem Text nach empörten Reaktionen distanzieren musste, ist der beleidigende Text Odendahls noch immer bei „katholisch.de“ zu finden.

Die Notwendigkeit dazu, vorgeblich die Reißleine zwischen der Kirche und der DBK zu katholisch.de zu ziehen, sah zumindest Pressesprecher Kopp offenbar aber erst, nachdem sich der derzeit noch amtierende Chef vom Dienst (CvD) von katholisch.de, Steffen Zimmermann, in einem Twitterbeitrag massiv im Ton vergriffen hatte. Angesichts der Mitglieder der Delegation der „AfD“ in der Bundesversammlung zur Wahl eines neuen Bundespräsidenten zeterte er: „Diese hasserfüllte Frust-Truppe soll eine Alternative sein? Vielleicht für Arschlöcher. Aber nicht für Deutschland.“ Zimmermann befindet sich derzeit – laut Impressum von katholisch.de - in Elternzeit.

Noch immer ist nicht abschließend geklärt, weshalb Matthias Kopp, Pressesprecher der DBK, öffentlich erklärte, katholisch.de sei nicht das offizielle Portal der Kirche in Deutschland. Trotz intensiver Nachfragen konnten keine neuen Informationen zu dieser erstaunlichen Äußerung gewonnen werden. Der Hinweis auf die vollmundige Behauptung im Impressum von katholisch.de konnte ihn nicht zu einer Präzisierung seiner Aussage bewegen. Auch der Verweis auf Verlautbarungen der Pressestelle der DBK und verschiedener Bischöfe führten nur zu einem trotzigen Beharren auf den Wortlaut der E-Mail an kath.net, die dem Autor von Kopp zur Verfügung gestellt wurde.

Mit ein wenig Recherche findet man auf dem Portal der DBK eine Pressemitteilung vom 27.09.2012 in dem klipp und klar gleich im ersten Satz steht: „Das Internetportal der katholischen Kirche www.katholisch.de ist ab heute mit einem rundum erneuerten Auftritt im Netz online gegangen“. In derselben Mitteilung wird der damalige Vorsitzende der DBK, Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, folgendermaßen zitiert: „Damit trägt die Neuausrichtung des kirchlichen Portals sowohl den medialen Entwicklungen wie medienstrategischen Überlegungen der Kirche in den letzten Jahren Rechnung“. Der sogenannte Medienbischof der DBK, der Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst, betonte welche Aufgaben das Internetportal im Sinne der DBK für die Kirche erfüllen sollte: „Die Kirche muss sich in einer Gesellschaft behaupten, deren Mitglieder anders leben und oft auch anders glauben als frühere Generationen. Wenn Menschen neuen Kommunikationswegen folgen, können wir nicht abseits stehen“.

Schon am 05.09.2012 veröffentlichte die Pressestelle der DBK anlässlich des Mediensonntags eine Wortmeldung Bischof Fürsts: „Ich bin deshalb froh, dass wir während der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Ende September in Fulda das völlig überarbeitete Internetportal katholisch.de freischalten werden. Mit diesem Portal wollen wir Antworten auf die Fragen der Menschen geben, die Kirche erklären aber auch nach den letzten Fragen des Menschen suchen“. und weiter: „Nutzen wir den Mediensonntag 2012, um uns der Vielfalt der kirchlichen Medien bewusst zu werden und neu zu entdecken, welchen Schatz kommunikativer und informativer Art es in den Medien zu heben gilt. Die katholische Kirche in Deutschland verschließt sich diesem Weg nicht, sondern geht mutige Schritte voran. Dazu zählt katholisch.de, dazu zählt auch das vor wenigen Monaten in Bonn eröffnete Katholische Medienhaus, mit dem wir das vielfältige kirchliche Medienengagement bündeln wollen, um es noch effizienter zu machen“.

Bleibt jetzt noch immer die Frage ungeklärt, ob „katholisch.de“ nun das Portal der Kirche in Deutschland ist, wie das die Bischöfe für sich reklamieren, oder dann doch nicht, wie der Pressesprecher der DBK, Matthias Kopp, im Auftrag des derzeitigen Vorsitzenden der DBK, dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, auf hartnäckige Nachfrage bekräftigte. War demnach die Behauptung Kopps nur eine Entlastungsaussage, um sich von den auffälligen Mitarbeitern distanzieren zu können? Oder betreibt er Rabulistik, um später zu behaupten, er habe lediglich bestritten dass der Internetauftritt „katholisch.de“ das „offizielle Portal“ der Kirche sei. Niemand hat ihn gefragt, ob „katholisch.de“ das „Portal“ der Kirche sei.

Solange der offizielle Status von „katholisch.de“ nicht geklärt ist, ist das ein ärgerlicher Zustand für Katholiken von der Basis. Die Kirche, deren Amtsträger sowie die Mitarbeiter in den Strukturen der Kirche wissen spätestens seit dem Missbrauchsskandal um die Wichtigkeit von Transparenz und Wahrhaftigkeit. Umso verstörender ist das Agieren des Pressesprechers der DBK. Es ist höchste Zeit für ein klärendes und belastbares Wort zu diesem immerhin mit 2 Millionen Euro jährlich finanzierten kirchlichen Internetunternehmen.

Zur Dokumentation: Twitterauftritt von ´katholisch.de´: ´Das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland´


Zur Dokumentation - ´Katholisch.de ist das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland.´ (Selbstdarstellung auf der Homepage)


Zur Dokumentation - ´Die Online-Redaktion´von ´katholisch.de arbeitet im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz´ (Selbstdarstellung APG)



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