Ist es erst jetzt wieder interessant, katholisch zu sein?

24. April 2013 in Kommentar


Ein Kommentar zur Behauptung des DBK-Vorsitzenden Erzbischof Zollitsch, “Nun ist es wieder interessant, katholisch zu sein. Das haben wir Papst Franziskus zu verdanken.” Von Michael Schneider-Flagmeyer (Forum Deutscher Katholiken)


Freiburg-Saarlouis (kath.net/Forum Deutscher Katholiken) “Nun ist es wieder interessant, katholisch zu sein. Das haben wir Papst Franziskus zu verdanken.” So meinte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von Freiburg Dr. Robert Zollitsch (Foto).

Nun, um es gleich vorweg zu sagen, für uns, das Forum Deutscher Katholiken, war es schon immer im gleichen Maße unter allen Päpsten unserer Zeit interessant, katholisch zu sein und dies ganz besonders unter dem “deutschen” Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Dieser Papst hat die Kirche in unvergesslicher und bewunderungswürdiger Klarheit zu den Quellen unseres Glaubens zurückgeführt und in seiner klaren Sprache uns die göttliche Person Jesu und sein Evangelium so nahe gebracht, dass für viele Menschen, die sich von der Theologie gerade hierzulande mit Grausen abgewandt hatten, eine persönliche Beziehung zu unserem Herrn und Erlöser neu erstand. War das nicht interessant genug?

Darüber hinaus hat Papst Benedikt gerade die wichtigen und drängenden Probleme unserer Zeit in unmissverständlicher Deutlichkeit angesprochen und Lösungen, die wirklich tragfähig sind, ständig und geduldig aufgezeigt.

Dass dieses offensichtlich hierzulande für eine Reihe von Verantwortlichen in der Kirche nicht interessant war, liegt wohl daran, dass man in unserer deutschen Teilkirche meist weggehört hat, wenn Papst Benedikt auch für deutsche Verhältnisse deutlich wurde. So wurde von der ZDK-Dame Annette Schavan, die inzwischen nicht mit Glanz und Gloria abgetreten ist, die Freiburger Rede Papst Benedikts von der Entweltlichung auch sofort als “geistliches Wort” abgetan. Und so ging es allen, die die Entweltlichung in der Kirche bitter nötig haben und unmittelbar betroffen waren und sind. Das war für viele nun wirklich nicht interessant sondern eher ein Ärgernis, das man geflissentlich zu überhören hat.

Aber nun kommt der Papst aus Lateinamerika und sagt mit überdeutlichen Worten, in all seiner Sanftmut aber fest entschlossen, dasselbe wie Papst Benedikt, den er ständig zitiert, und geht darüber hinaus in volkstümlicher Sprache ins Detail. Er beginnt seine Evangelisation im eigenen Hause, nämlich im Vatikan, indem er täglich einer anderen Gruppe von Mitarbeitern in der heiligen Messe eine Predigt hält, die sich gewaschen hat. Und damit meint er alle Gruppen in der gesamten Weltkirche. Neulich waren die Medienmitarbeiter des Heiligen Stuhls dran. Vor ihnen legte der Heilige Vater Franziskus das Evangelium des Tages so aus, dass jeder auch für sein Leben und seine Arbeit in der Kirche die richtigen Schlüsse geliefert bekam. Jesus selbst, sagte Papst Franzikus, sei die einzige Tür zum Himmelreich aber auch zur Kirche. Wer anderswo einsteige, wolle nur den Profit für sich selbst, einer, der “aufsteigen will”.

“Auch in den christlichen Gemeinden gibt es Aufsteiger, nicht? Karrieristen, die nur das Ihre suchen und bewusst oder unbewusst so tun als träten sie ein. Doch sie sind Diebe und Räuber. Warum? Weil sie Jesus die Herrlichkeit stehlen, ihre Herrlichkeit wollen, und das ist, was er den Pharisäern sagte: Ihr reicht euch die Herrlichkeit gegenseitig herum. Eine Religion, die ein wenig wie eine Geschäftemacherei ist, nicht?”, kath.net hat berichtet.

Das ist nun wirklich interessant! Hier möchte man Erzbischof Zollitsch ganz zustimmen, aber sogleich ihn daran erinnern, dass das nur die Ausführung dessen ist, was Papst Benedikt geduldig in so vielen Jahren gepredigt und geschrieben hat und das man in Deutschland nicht hören und befolgen wollte

Das Wort von den Karrieristen als Diebe und Räuber in der Kirche, die Jesus die Herrlichkeit stehlen, um sie an sich zu reißen, wird hoffentlich allen Verantwortlichen und Mitwirkenden in der deutschen Teilkirche in den Ohren klingen und zur Umkehr anregen.

Gestern habe ich wieder einmal hier in Saarlouis den örtlichen Weltbildladen besucht und war wieder neu erschrocken, womit die Kirche in Deutschland einen Milliardenumsatz macht. Hoffentlich wird bei den Verantwortlichen der Kirche dafür das Wort des Papstes von der “Geschäftemacherei” in der Kirche endlich verinnerlicht. Wenn das von allen Verantwortlichen in der Kirche nicht nur interessant sondern auch als umkehrwürdig empfunden wird, dann würde ich mit Erzbischof Zollitsch das nun wirklich als interessant empfinden und gleichzeitig Papst Benedikt noch einmal unseren Dank aussprechen, dass er das alles schon angemahnt hatte und ihn und den Herrn der Kirche gleichzeitig um Verzeihung bitten, dass so wenig auf ihn gehört wurde.

Dass sich Papst Franziskus bewusst in die Reihe seiner Vorgänger, insbesondere von Papst Benedikt XVI. stellt, sagt auch dankenswerterweise Erzbischof Zollitsch. Ob alle Amtsträger und Mitwirkenden in der deutschen Teilkirche die Worte von Papst Franziskus für interessant und umkehrungswürdig halten, bleibt abzuwarten und kann nur erhofft und erbetet werden.

Keine Geringeren als die Kardinäle Kasper und Koch haben darauf hingewiesen, dass es nicht so lange wie bei Papst Benedikt XVI. dauern wird, bis man über diesen Papst aus Argentinien herfallen wird.

Auch Erzbischof Zollitsch ist dieses offensichtlich klar; denn eine so deutliche und persönlich treffende Auslegung des Evangeliums, wie Papst Franziskus sie nun täglich vornimmt, kann nicht ohne Widerspruch der in sich verkrümmten Welt, die bis weit in die Kirche hineinreicht, bleiben.

Und dann wird sich nun zeigen, wie interessant es für katholische Amtsträger wirklich ist, unter diesem Papst katholisch zu sein, oder ob die Mehrheit dann wieder abtaucht in der Hoffnung, die “Welt” würde sie in Frieden lassen. Das tut sie aber nicht; “denn wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen” ( Wort Christi). Wir sind dann wirkliche Christen, wenn wir standhalten; denn das wäre für die Welt interessant, “die sich nach dem Offenbarwerden der Gottes sehnt” (hl. Paulus an die Römer).

Foto Erzbischof Zollitsch © Erzbistum Freiburg/ Andreas Gerhardt


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