13. September 2013 in Deutschland
Kardinal Meisner stellt sich hinter Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und kritisiert Kardinäle Marx und Lehmann: "Ich bin entsetzt, dass hier nicht mehr bischöfliche Brüderlichkeit auch in der Öffentlichkeit sichtbar wird"
Köln (kath.net)
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat sich am Freitag hinter den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van-Elst gestellt und diesen gegenüber verschiedenen Vorwürfen gestärkt. In einem Interview mit dem Kölner Domradio warnt Meisner die deutschen Bischöfe vor vorschnellen Verurteilungen. "Was mich sehr, sehr betrübt, ist Folgendes: Wir Bischöfe werden ja bei der Bischofskonferenz angeredet mit 'Liebe Mitbrüder', d.h. wir sind untereinander Mitbrüder. Und ich bin entsetzt, dass hier nicht mehr bischöfliche Brüderlichkeit auch in der Öffentlichkeit sichtbar wird. Ich bin als Kölner Erzbischof der Metropolit auch von Limburg. Und ich lese alles an Predigten, Aufsätzen und pastoralen Modellen, die ich vom Bischof von Limburg in die Hände bekomme. Ich kann immer nur sagen: Höchstes Lob! Da ist eine theologische Tiefe und eine katholische Ausrichtung unseres Glaubens, das ist vorbildlich", so Meisner wörtlich.
Der Kölner Erzbischof erklärt dann, dass man den Limburger Bischof helfen müsse, wo man nur könne. Er höre auch von vielen jungen Priestern, die völlig hinter dem Bischof stehen. Ihm sei es unbegreiflich, wie die Medien sich geradezu gegen ihn verschworen haben.
"Da wird berichtet, dass eine Liste mit 4.500 Unterschriften von Frankfurter Katholiken, die die Abberufung des Bischofs fordern, vorgelegt worden ist. Einen Tag zuvor ist eine Liste mit 5.000 Unterschriften für den Bischof vorgelegt worden, aber davon redet keiner! Hier wird ein Kampf gekämpft, ich weiß gar nicht, wogegen. Aber man trifft den Bischof zu Unrecht. Ich habe manchmal den Eindruck, es geht einzig und alleine um seine theologische Haltung und seinen Stil der Verkündigung. Ich muss es noch einmal sagen: All die Dinge mit Flügen und dem Bau eines Hauses, das sind alles für mich nur Vorwände. Dahinter steht etwas anderes."
Kritik übte Meisner auch an Aussagen von Kardinal Marx, der den Limburger Bischof indirekt kritisiert hat. "Da muss ich sagen: Da hat er keine Ahnung! Ich bin jetzt fast 25 Jahre hier, und ich habe auch Jahre durchgemacht, wo es mir ähnlich ging wie jetzt Tebartz-van Elst. Und wo wirklich nichts war! Ich kam nach Köln, wo mich noch gar keiner kannte, und über mir schwebte eine dunkle Wolke des Misstrauens und der Verleumdung mit Dingen, von denen ich gar nichts gewusst habe. Da sollten wir Bischöfe doch ein bisschen vorsichtiger sein, wenn wir solche Urteile fällen, die sehr glatt und einsichtig klingen, die aber doch der Realität entbehren."
Kardinal Meisner erinnerte im Gespräch auch daran, dass der Limburger Bischof von sich aus eine Apostolische Visitation beantragt habe. Bischof Tebartz-van Elst habe gesagt, dass er nichts zu verbergen habe. Der Vatikan habe dies abgelehnt. Laut Meisner werde Tebartz-van Elst sowohl vom Papst als auch vom Präfekten der Bischofskongregation "hoch geschätzt". "Der Präfekt hat mir gesagt, sie stünden ganz hinter dem Bischof. Hier sind nur äußere Dinge zu regeln, aber keine Verfehlungen, die seine moralische Integrität berühren. Darum ist der Kardinal Lajolo als ein brüderlicher Berater und Begleiter geschickt worden, um aus dieser Situation herauszuhelfen."
Außerdem übt Meisner auch Kritik an Aussagen von Kardinal Lehmann, der den Bischof von Limburg kritisiert hat. Es sei eine "gefährliche Situation". Diese sei aber nicht dem Bischof zuzuschreiben, sondern "all denen, die wahrscheinlich mit seiner Theologie und mit seinem pastoralen Stil nicht zufrieden" sind. "Wir wollen das Beste hoffen, dass der Kardinal Lajolo helfen kann, damit sich die Situation entspannt und ein gedeihliches Miteinander wieder möglich ist. Denn dazu sind wir da: Unsere Kräfte der Umwelt zu schenken und nicht sie aufzureiben durch solche Auseinandersetzungen."
© 2013 www.kath.net