8. Oktober 2013 in Kommentar
31 Millionen uro hat der Bau des Diözesanen Zentrums St. Nikolaus in Limburg gekostet: Das ist eine ordentliche Summe. Ein Gastkommentar von Peter Winnemöller
Limburg (kath.net/katholon) Das dürfte wohl die Zahl des Tages sein. 31 Millionen uro hat der Bau des Diözesanen Zentrums St. Nikolaus in Limburg gekostet. Das ist eine ordentliche Summe. Das Zentrum umfaßt Konferenz- und Arbeitszimmer, Gesprächsräume, die Büros der Mitarbeiter des Bischofs, eine Hand- und Arbeitsbibliothek und die knapp 60 qm umfassende Kapelle. Ferner sind dort Gästezimmer, ein Veranstaltungsraum für die Begegnung mit Gruppen sowie Technik-, Archiv- und Kellerräume. Eine Außenstelle der Domsakristei, die im Haus untergebracht ist, dient der Aufbewahrung wertvoller historischer Paramente. In Rottenburg (Diözese Rottenburg-Stuttgart) hat man für das renovierte Bischöfliche Palais, der Neubau für die Diözesanverwaltung und das unterirdisch platzierte Archiv 40 Millionen verbaut. Auch das ist eine gewaltige Summe.
Während man in Stuttgart nur Lob über den gelungenen Bau hört, wirft man dem Bischof von Limburg Verschwendung vor. Die endgültigen Kosten für das Diözesane Zentrum wurden gestern Abend vom Bistum bekannt gegeben. Die Mitglieder des Vermögensverwaltungsrates, der die Finanzen des Bischöflichen Stuhls kontrollieren soll, zeigte sich überrascht von der Summe, wie die FAZ berichtete.
Ferner kam heraus, daß im Jahr 2012 und 2013 nicht wie vorgesehen Haushaltspläne erstellt und genehmigt worden sind. Auch dies wird dem Bischof angelastet.
Nach Abschluß der internen Kostenrechnung werden laut einer Pressemeldung des Bistums Limburg nun alle zur Verfügung stehenden Unterlagen, gemäß der Vereinbarung mit Giovanni Kardinal Lajolo vom 14. September 2013, an die von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst beantragte Prüfungskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) weitergeleitet. Diese hat den Auftrag, die verschiedenen Einzelprojekte der gesamten Baumaßnahme hinsichtlich der Kosten und der Finanzierung zu überprüfen. Das Ergebnis wird anschließend dem Bischof und der Öffentlichkeit vorgelegt.
Die Gesamtverantwortung wird in der Presse nun dem Bischof von Limburg angelastet. Es ergeben sich allerdings Fragen, wie plausibel diese Interpretation ist. Auch das Bistum Limburg hat eine Verwaltung, das Generalvikariat. Diese ist unter Leitung des Generalvikars für die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen des Bistums verantwortlich. Es ist inzwischen hinreichend bekannt, daß der Bau des Diözesanen Zentrums bereits unter dem Vorgängerbischof Kamphaus beschlossen worden ist.
Aus Gründen der Plausibilität stellen sich Fragen, die doch eher auf die Verwaltung als auf den Bischof zielen. Wer ist im Bistum Limburg für die Planung und Ausführung des Baus zuständig gewesen? Wer hat die immer weiter auflaufenden Mehrkosten bewilligt? Irgendwo in der Verwaltung muß es Unterlagen dazu geben. Kein Bauunternehmer, kein Handwerker wird tätig, wenn er nicht einen Auftrag dazu hat. Wo sind die Rechnungen aufgelaufen? Wer hat sie genehmigt und zur Zahlung angewiesen?
Es ist auch im Bistum Limburg wohl nicht so, daß der Bischof auf eine Schatztruhe sitzt und die Baumeister aus seiner Kiste persönlich mit Golddukaten entlohnt. Folglich sollte es im Generalvikariat Unterlagen geben, die die Entstehung der Mehrkosten des Baus nachvollziehbar machen. Dies gilt es zu prüfen.
Ferner gilt es zu prüfen, wofür das Geld ausgegeben wurde. Auch dies sollten die Unterlagen belegen. Da es definitv keine goldenen Wasserhähne gibt, muß das Geld an anderer Stelle verbrannt worden sein. Wofür? Und wieder: Wer hat die Ausgaben genehmigt?
Die Erstellung von Haushaltsplänen ist für gewöhnlich eine Aufgabe der Verwaltung, hier wäre das Generalvikariat in Pflicht. Es verwundert schon, warum diese Pläne nicht erstellt worden sind und es ist zu fragen, wer die Verantwortung dafür trägt.
Bleibt am Ende noch die Rolle des Vermögensverwaltungsrates, der die Aufgabe hat, die Finanzen des Bischöflichen Stuhls zu kontrollieren. Wie oben ausgeführt geht es dabei nicht um das Zählen der Fantastillionen in Goldmünzen unter dem Bischöflichen Stuhl. Auch hier ist wieder von der Existenz einer ganz normalen Verwaltung und den darin ablaufenden Vorgängen auszugehen. Hier sind Geldflüsse anzunehmen, die sich auf Konten niederschlagen und Papiere generieren, die die Vorgänge sichtbar machen. Wenn sich nun ausgerechnet das Gremium, das die Finanzen überwachen soll, so überrascht zeigt, ist zu fragen, wie oder ob sie überhaupt ihre Aufgabe erfüllt haben.
Baukosten von 31 Millionen uro sind kein Pappenstiel. Die entstehen nicht so eben nebenbei und es ist auch nicht die bischöfliche Portokasse, die dafür aufkommt. Es bleibt ein Unbehagen. Das Unbehagen wurzelt in der mangelnden Plausibilität der doch arg vereinfacht wirkenden Darstellung, der Bischof sei ein Verschwender und Prasser. Hinter dem Bau steht eine Behörde und es ist zu fragen, ob die Behörde, die Behördenleitung und das eingesetzte Kontrollorgan funktioniert haben. Diese Fragen, die erstaunlicherweise bislang keiner so gestellt hat, wären zu beantworten. Hat der Generalvikar hier seinem Bischof etwa erneut ein Upgrade spendiert?
Peter Winnemöller führt den Blog katholon.
Führung durch die Bischofsresidenz in Limburg - Amateurvideo vom 5.9.2013 direkt vor Ort
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